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Meister Konrad von Würzburg (1273-1287)

1. Der Menschenfresser.

In eines Menschenfressers Haus
Im Wald zwölf Schächer kamen;
Erst macht er elfen den Garaus,
Die schnell ein Ende nahmen.
Doch wollt er nicht erlahmen
Bis auch der letzte aufgezehrt.
Da wehrte sich der zwölfte noch,
Wollt sich als Held gebaren:
Der Menschenfresser sprach jedoch:
Du magst dein Sträuben sparen,
Als euer zwölf noch waren,
Was habt ihr euch nicht da gewehrt? –

So ähnelt ihr wohl dem Geschlecht
Das ein Gewaltiger zwingen will.
Doch lasset nicht von ihm euch still
Allmählich unterkriegen!
Nein, wehrt euch miteinander recht,
Wenn er euch sucht zu biegen;
Läßt erst der einzle wie ein Knecht
Ihm untern Fuß sich schmiegen,
Muß jeder ihm erliegen
Zuletzt, wie es sein Wunsch begehrt.

(Z.)

2. Ein Gleichnis.

Aus dem besten Weine
Scharfer Essig wird,
Wenn er umgeschlagen.
So muß ich auch klagen:
Wie dem Weine geht es mir!
Des hat Schuld die Reine,
Die den Sinn mir irrt.
Ja ich fühl mit Trauer,
Daß ich werde sauer –
Gern wär süß ich ihr!

(Z.)