Egon Friedell
Kulturgeschichte des Altertums
Egon Friedell

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Eudoxos

Der bedeutendste Mathematiker der platonischen Akademie war Eudoxos aus Knidos in Kleinasien, geboren um 410, umgetauft in Endoxos, der Ruhmreiche; Eratosthenes nannte ihn den Göttergleichen. Schon Plato hatte die Mathematik aufs höchste gepriesen und für den Jugendunterricht gefordert, aber er tat dies keineswegs aus praktischen Gründen, sondern ganz im Gegenteil, weil sie die Seele über das zufällige Konkrete erhebe, vom Sinnlichen zum Unsinnlichen hinüberleite und zum Denken in reinen Formen zwinge. Eudoxos begründete die Lehre von der Ähnlichkeit, vervollkommnete die Untersuchungen Platos über den goldenen Schnitt, zeigte, daß die Pyramide der dritte Teil eines Prismas von gleicher Basis und Höhe ist und daß das gleiche von Kegel und Zylinder gilt, und schrieb das erste Lehrbuch der Stereometrie; von seinen Werken sind aber nur geringe Fragmente erhalten. Er war auch hervorragend als Astronom, erfand eine neue Sonnenuhr, die er arachne, die Spinne, nannte, und 949 errichtete auf einer seiner großen Reisen bei Heliopolis eine Sternwarte. Die Bewegungen der Himmelskörper erklärte er auf eine für die griechische Anschauung sehr befriedigende Weise durch ein System konzentrischer Hohlkugeln, an denen er sich die Fixsterne befestigt dachte. Die Erde beließ er noch in der Mitte des Universums, doch lehrte er ihre Achsendrehung. Bezeichnend ist sein Ausspruch: »Ich möchte auf die Sonne gelangen, um die Größe und Gestalt des Gestirns kennenzulernen, und sei es um den Preis, wie Phaethon zu verbrennen!«


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