Egon Friedell
Kulturgeschichte des Altertums
Egon Friedell

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Antonius

Aber auch die Geschichte des Christentums ist durch starke Fäden mit Ägypten verknüpft. Origenes, einer der geistesgewaltigsten Systematiker des neuen Glaubens, der eigentliche Begründer der christlichen Dogmatik, war in Alexandria geboren; von da stammten auch Athanasius und Arius, die den großen Lehrstreit ausfochten, ob der Sohn dem Vater wesensgleich (homoousios) oder wesensähnlich (homoiousios) sei: um dieses Jota wurde jahrzehntelang so heftig gekämpft, daß nicht selten Arianer und Athanasianer einander in Alexandria Straßenschlachten lieferten; auf dem Konzil von Nicäa siegte die Lehre des Athanasius, daß der Sohn mit dem Vater eine strenge Einheit bilde. Auch das Mönchstum ist eine ägyptische Schöpfung. Sein Begründer ist der Heilige Antonius, der in der zweiten Hälfte des dritten Jahrhunderts in den Ruinen von Theben ein weltabgewandtes Leben führte und zahlreiche andere Eremiten an sich zog, die sich dann zu Siedlungen zusammenschlossen: so wurde er, wie Karl von Hase schön sagt, »kinderlos der Vater eines unermeßlichen Geschlechts«. Übrigens bargen auch schon die ägyptischen Serapisheiligtümer Zellen, in denen Mönche und Nonnen der Bekämpfung des Fleisches lebten, und die Tonsur geht auf die Sitte der Isispriester zurück, das Haupt zu rasieren. Den Gipfel der Askese erklommen die »Säulenheiligen«, die, unbeweglich auf den hohen Tempeltrümmern sitzend, für sich und die Menschen Buße taten.


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