Egon Friedell
Kulturgeschichte des Altertums
Egon Friedell

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Der Elohist

Der Elohist besitzt keinen so gewaltigen Pinsel wie der Jahwist, aber einen feineren: Er liebt die Kleinmalerei und die Reflexion. Er entfaltet einen reichen Apparat von sinnigen Wundern, aber andrerseits läßt er Gott nicht mehr unter den 488 Menschen wandeln, sondern mit ihnen nur bisweilen aus Wolken, durch Boten oder im Traume sprechen. Seine Wirksamkeit fiel in die Mitte des achten Jahrhunderts; doch nimmt man an, daß es zwei Elohisten gab: E1, der im Nordreich lebte, und E2, der später eine Ausgabe für Juda herstellte und zugleich den geläuterten Anschauungen Rechnung trug, wie sie durch die Propheten inzwischen emporgetragen worden waren. J und E sind schließlich, wahrscheinlich um 650, keinesfalls vor 700, von mehreren Redaktoren kunstvoll ineinandergearbeitet worden, und so entstand das sogenannte jehovistische Geschichtswerk JE. Die Behandlung ist nicht einheitlich: Parallelberichte sind einmal nebeneinandergestellt, ein andermal verschmolzen, Altertümliches ist bald konserviert, bald modernisiert. Der Hexateuch hatte in dieser Bearbeitung etwa den halben Umfang des kanonischen.


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