Egon Friedell
Kulturgeschichte des Altertums
Egon Friedell

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Frugalität

Unter ihren ziemlich kargen Naturbedingungen sind die Hellenen ein vorwiegend frugales Volk geblieben. Die Boioter waren schon als Prasser verschrien, weil sie, was sie sich im Besitz ihres guten Ackerbodens und des Kopaissees leisten konnten, viel Weizengebäck und Aale aßen, während in Athen auch der Mittelstand sich für gewöhnlich mit Gerstenmehl und den Kleinfischen der phalerischen Bucht begnügen mußte. In Sparta 603 wurde Weizenbrot als Delikatesse zum Nachtisch gereicht. Dort war der Wein überhaupt verpönt; die übrigen Griechen tranken ihn stark gemischt: die typische Frage beim Einkauf lautete: »Wird er auch drei Teile Wasser vertragen?« Diese Proportion wurde allerdings des öftern als »Froschwein« verspottet; bei den Symposien, wo, ganz wie bei uns ein »Präsidium«, der Symposiarch, gewählt wurde, bestimmte dieser das Mischungsverhältnis, das über ein Drittel Wein in der Regel nicht hinausging. Infolgedessen dürfte es, obgleich die Marken, wie gesagt, sehr stark waren und man gern bis in die späte Nacht zechte, wohl nicht häufig zu schwerer Trunkenheit gekommen sein. Auch der Imbiß, den man dazu einnahm, bestand aus lauter recht bescheidenen Genüssen: Feigen und Datteln, Oliven und Wassermelonen, Käse und Salzkuchen, Kichererbsen und Rauchfischen. Bier tranken die Griechen überhaupt nicht, obgleich es schon ihre beiden ältesten Geschichtsschreiber, Hekataios und Herodot, als Lieblingsgetränk der Ägypter kennen: »Hier werdet ihr keine Methtrinker finden«, sagt bei Aischylos voll Stolz der König von Argos zu den Danaiden, die aus Ägypten gekommen sind.


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