Egon Friedell
Kulturgeschichte des Altertums
Egon Friedell

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Untergang der Monarchie

Die griechische Monarchie ist schon zu Beginn der Kolonialzeit der Adelsherrschaft gewichen. Sie war wohl schon vorher nur mehr eine Art Heerkönigtum ohne rechte Legitimität. Die Steuer hatte Geschenkform: Hesiod nennt den König den »Geschenkeverschlinger«; aber die Hauptquelle des Kronbesitzes war wohl immer der Anteil an der Beute der Raubzüge: 674 Odysseus fragt den Schatten des Agamemnon, ob er im Kampf vor der Stadt gefallen sei oder »als er Rinder geraubt und stattliches Wollvieh«: beides war also gleich standesgemäß und das eine wohl nur eine Abart des andern. Alkinoos ist zwar Erbkönig der Phaiaken, aber ihm zur Seite stehen zwölf andere »Könige« mit gleichen Rechten, auf Lebenszeit gewählt: man möchte fast sagen »Dogen«. Die »Freier« wiederum sind eine Aristokratenclique, die es auf den Sturz des Königstums abgesehen hat. Dieser scheint sich fast überall auf friedliche Weise vollzogen zu haben, indem man neue Ämter schuf: den Archon als höchste Zivilbehörde, den Polemarchen oder Oberfeldherrn, die Thesmotheten oder Rechtsfinder, die die königliche Macht immer mehr einschränkten, bis sie ein leerer Titel geworden war: der basileus hatte schließlich nur noch die Gemeindeopfer zu vollziehen, denn dazu war nach alter religiöser Anschauung nur ein König berechtigt. Seit etwa 750 gibt es monarchische Regierungsformen nur an den Rändern der hellenischen Welt: in Epirus, Makedonien und Zypern.


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