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328. Strauß an Märklin

Stuttgart, den 13. November 1841.

Welche Selbstanklagen, lieber Märklin! Zwar ich gestehe früher oft gedacht zu haben: es ist kaum einer von meinen Freunden der mich nicht verläugnete, doch damit ist es ja anders geworden und besonders wer so viel liebt – die Wahrheit und die Menschen – wie Du, dem sind seine Sünden im Augenblick, da er sie begeht, schon vergeben. Und wie Vieles habe auf der andern Seite ich mir im Verhältniß zu Dir vorzuwerfen! Namentlich jene Unterbrechung unseres Verkehrs, von der Du schreibst, war, wenn ich mich recht erinnere, durch die leidenschaftliche Aeußerung einer grundlosen Empfindlichkeit von meiner Seite veranlaßt. Du wirst mir's jetzt auch verziehen haben. Ach, das Schicksal hat uns seitdem so in die Wasch, ja gar in die Walke genommen, daß auch stärkere Flecken herausgegangen sein müßten. Freilich die Quellen unserer Fehler müssen wir lebenslänglich mit uns herumschleppen: Du wirst immer zu weich und rücksichtsvoll, ich ehrgeizig und aufbrausend bleiben – doch auch in dieser Hinsicht hat uns das Schicksal recht bedacht: Dich auf einen Posten und in eine Lage versetzt, wo Du vieler Rücksichten überhoben bist (außer etwa auf rebellische Kutscher wenn Du eine Reise machst); mir meinen Ruhmsuchtsrachen gestopft und damit auch die Leidenschaftlichkeit gekühlt (einzelne Anfälle theologischer Wasserscheu natürlich vorbehalten).

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