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279. Kerner an Ludwig Uhland

Weinsberg, 17. Mai 1820.

Bester Olof, hier übersende ich Dir die zweite Auflage der Wildbadsschrift für die Bibliothek Deiner l. Frau. Die Leute sagen. Du seiest schon längst verheiratet, ob es wahr ist, weiß ich nicht; denn Du antwortest ja einem auf keinen Brief mehr ... Der Bauer freut sich jetzt, wo kein Mensch mehr ihm mit Kraft helfen will, einzig des schönen Himmels. Die Saaten grünen, die Rasen blühen und die Schafe und das Hornvieh gedeihen gut. – Du solltest einmal von der Weibertreue die schöne Natur ansehen und hieher kommen! Bringe Deine Freundin, Deine Braut, Dein Weib mit und laß uns einmal wieder fröhlich sein wie in Tübingen. Dazu kommst Du aber nicht, denn – – Meine größte Lust ist jetzt mein Theobold, nicht der in der Ständeversammlung [General Theobold], (den ich übrigens auch mag), sondern mein Knabe ... Die Amalie schrieb mir kürzlich einen Brief voller Verzweiflung. Sie will durchaus nach Württemberg – ich habe es ihr aber sehr abgeraten. Sie macht mir vielen Schmerz – und doch ist ihr nicht zu helfen.

Vielleicht schrieb ich Dir schon zu viel: denn daß Du meinen Briefwechsel nicht willst, das zeigst Du dadurch, daß Du mir nie antwortest.

– – – Du Herz! Du schlossest dich,
Du wurdest Eis, – doch kannst mich nicht erkalten,
Fest hang' ich an dir, wie an Felsenspalten,
Ein armes Kraut, dem alle Nahrung wich. – –

In ewiger Liebe
Dein
Kerner.

*


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