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174. Körner an Schiller

Dresden, 3. März 1785.

So haben sich denn also unsere Seelen trotz aller Entfernung gefunden – wir sind Freunde – und bald wird der erste Blick und Händedruck den Bund unserer Herzen versiegeln, – Arbeiten, die keinen Aufschub leiden, hindern mich auf Ihren herrlichen Brief so viel zu antworten als ich wollte, aber aufschieben konnte ich meine Antwort deswegen nicht. Sie müssen sobald als möglich auch von mir wissen, wie sehr ich mich nach dem Augenblicke sehne, da wir Sie mit offenen Armen empfangen werden. – Auch ich kenne den Durst nach Sympathie aus Erfahrung. Sie ahnen, daß der Ihrige bei uns gestillt werden wird, und wir sind stolz genug, zu glauben, daß diese Ahnung Sie nicht täuscht. –

Jetzt, da Ihre Freundschaft an allem theilnimmt, was uns betrifft, noch etwas von dem, was wir waren – und sind. Ich liebte Minna vier Jahre lang, ohne es ihr und mir selbst zu gestehen. Jetzt ist es drei Jahr, daß ich mich ihr entdeckte. Wir kämpften seit dieser Zeit mit Schwierigkeiten, die fast unüberwindlich schienen – hatten des Kummers viel – waren genöthigt uns zu trennen, um uns unserem Ziele zu nähern. – Jetzt entwickelt sich alles zu unserem Vortheil – der Zeitpunkt, der uns auf immer vereinigt, ist nicht mehr entfernt – eine selige Zukunft wartet unser – Dora und Huber freuen sich mit uns, daß wir am Ziele sind. Dies ist die Stimmung, in der Sie uns finden werden – und nun bleiben Sie noch zurück, wenn Sie können. –

Von ganzem Herzen
der Ihrige
K.

*


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