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257. Zacharias Werner an Adelbert von Chamisso

Berlin, den 14.ten Februar 1808.

Mein sehr geliebter Freund! Ich begrüße Sie mit einem Namen, den ich Ihnen angetragen haben würde, wären Sie mir nicht zuvorgekommen. Ich habe Sie schon seit ein paar Jahren ganz vorzüglich beobachtet und es scheint mir gar keine Frage, daß wir Freunde sein müssen. Verzeihen Sie, daß ich Ihren lieben Brief jetzt erst beantworte. Ich war in Verhältnissen, die mich dieser anscheinenden Unart wegen entschuldigen, aus denen mich Gott jedoch eben so rettete, als aus mehreren Irrsalen meines Lebens. Sie schreiben mir mit einer Herzlichkeit, die mich innigst rührt, und für die ich Ihnen herzlich danke. Sie wollen mich als einen Freund, einen Rather, eine stützende feste Säule, wie Sie sich ausdrücken, umarmen. Ich glaube Ihnen das. Auch ich kenne die Lage wo der Mensch wenn der Boden unter ihm zu sinken scheint, sich nach einem Anhalt umsieht, und jetzt besonders, wo ich sehr allein bin, wandelt mich dieser menschliche Wunsch oft an. Aber es steht in der Bibel: Verflucht ist der, der sich auf Menschen verläßt, und hält Fleisch für seinen Arm! – Wir sind beide füglich unbehülflich und hülfsbedürftig; aber wir haben ja Gott und Alles was wir uns gegenseitig thun können, ist etwa, daß Einer dem Andern die Einwirkungen mittheilt, deren ihn Gott gewürdigt hat, wozu ich denn auch gern erbötig bin ... Leben Sie wohl und vergessen Sie nicht den, der sich im Ernste Ihren Freund nennt und im Scherz Zacharias.

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