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110. Johann Heinrich Voß an Miller

Flensburg, 9. Juni 1777.

Gott zum Gruß, mein süßer Junge. In vierzehn Tagen wird unsre Hochzeit, alle Schwierigkeiten sind gehoben; sobald der Königsbrief nur da ist, kommt der Priester, und giebt uns zusammen. Pfui, es ist garstig, daß du so weit von uns wohnst! Der Raum ist eng, aber Du solltest bei meiner Hochzeit sein, und wenn wir auch die Decke durchbrechen müßten, daß Du von oben herunterkucktest. Ein Carmen wirst Du vermutlich singen. Ich habe Dich im Traume schon Deine Harfe stimmen hören. Aber das sag' ich ihm, Meister, keine holprichten Verse, er weiß wol – sondern hübsch nach der alten Mode von Anno 1773, und ein bißle nachgedacht, welchen hohen Gegenstand er hier zu besingen hat.

Aber, Miller, es ist scheußlich, 10 Stunden zu informieren. Hurtig, die Bürde von Informationen abgeworfen! Du hast ein Mädchen, und hast Freunde, und hast Leser und Leserinnen, und bist willkommen, wo Du hingehst. Ehre Dich selbst!

Dein liebes Mädchen mußt Du recht herzlich von mir grüßen und küssen, aber an einem Sonntage, wenn Du nicht gepredigt hast, und nicht nach Schulstaub riechst. Ich umarme dich zärtlich, mein Trauter.

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