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75. Herder an Gleim

Bückeburg, Anfangs August 1775.

Unaussprechlich, liebster Gleim, sind wir voll von Ihnen. Es ist Sünde, das hinzumalen, was man fühlet, wonach man handeln soll: aber wenn Sies nicht nach der ersten Viertheilstunde unseres Zusammenseins in unserem Wesen sahen: »Hier ist gut sein! laßt uns Hütten bauen!« so zeigt sich nichts.

Unsere Gräfin ist eben so voll von Ihnen. Sie haben versprochen, sie zu besuchen: man hält Sie beim Wort. Ich halte auch an einem Zipfel daran, um Sie wenigstens noch einmal zu sehn und zu umarmen. Ist doch kein Umweg: und die Zeit Ihrer Zögerung steht doch bei Ihnen; kein Mensch soll Sie um eine Viertheilstunde bringen. Es ist doch so gut zu sehn, wie man lebt – und Ihr Nichtchen sehen wir alsdann auch noch einmal.

Lebe wohl, liebster Gleim, Mann von Herzensenthusiasmus und Unschuld, Einfalt und Stärke, wie ich noch keinen sah. Trinke Gesundheit aus dem Brunnen und komme zu uns. Auch das Nichtchen mit der Diogeneslaterne soll wohl leben! Ihre Sura wird doch gedruckt! Sie würde hier sehr angenehm sein, wenn sie käme. Der Hof ist auf einem Landhause, eine Stunde von hier; ich habe noch keinen gesehen.

*


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