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164. Goethe an Jacobi

Lieber Fritz,

laß mich dich noch einmal, und wenn du dann willst zum letztenmal so nennen, damit wir wenigstens in Friede scheiden.

Schlossers waren bei dir, möget ihr gute Tage gehabt haben. Bei ihrer Rückreise haben sie gegen meine Mutter einer Schuld gedacht, in der ich noch bei dir stehe.

Du halfst mir damals aus einer großen Verlegenheit, und ich will es nicht entschuldigen, daß ich der Sache so lang nicht erwähnte! Bald hatte ich die Summe nicht beisammen, bald vergaß, bald vernachlässigte ich es, und besonders seit der Zeit, da du, unzufrieden mit mir warst, konnte ich mich gar nicht entschließen, davon zu schreiben. Nun ist mir herzlich lieb, daß auch dieses abgethan wird. Meine Mutter wird es besorgen, ich weiß warrlich nicht mehr, wie viel es war, und was es nun betragen mag, sie wird deswegen an dich schreiben, mache es mit ihr aus und nimm meinen herzlichsten Dank dafür und für alles, was du mir sonst Liebes und Gutes erzeigt hast.

Wenn man älter und die Welt enger wird, denkt man denn freilich manchmal mit Wunder an die Zeiten, wo man sich zum Zeitvertreibe Freunde verscherzt, und in leichtsinnigem Uebermut die Wunden, die man schlägt, nicht fühlen kann, noch zu heilen bemüht ist.

Meine Lage ist glücklich, möge es die deine auch sein.

Wenn du mir nichts Freundliches zu sagen hast; so antworte mir gar nicht, beendige mit meiner Mutter das Geschäfte und ich will mir's gesagt halten. Adieu! Grüße die Deinigen.

Weimar d. 2. Oktbr. 82.

Goethe.

*


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