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113. Voß an Miller

Jena, i. April 1805.

Ich möchte in deine Arme eilen, und an deinem Halse weinen, du armer verlassener Miller. Wir wollten miteinander die Größe des Verlustes, alles, alles, was mir jezt herzrührendes vor Augen steht, zurückrufen. Wir wollten die tiefe Wunde, die Gott geschlagen hat, ausbluten lassen; und Linderung von ihm, dem Gütigen, dem Weisen, erflehn. Er wird dich stärken, der sie dir nicht nahm, nur voranrief. Du wirst mit Thraenen ihr nachlächeln: Wir werden uns wiederfinden. Ja, Bester, die Natur fordert ihre Pflicht; aber die Kraft, die Gott in uns legte, hebt sich zu Gott mit heiterem, getrostem Mute. Du wirst den Schmerz niederkämpfen mit Waffen der Vernunft und der heiligen Religion, du wirst dastehn, wie ein Mann, den Gott prüfte und gerecht fand.

Möchte das, was ich dir sende, etwas zu deiner Aufheiterung beitragen! Ich habe gegen den gottlosen Wismayr meine Kräfte versucht, und ich meine, er wird an mich denken.

Heute nichts mehr; aber so bald wir deine Hand wieder gesehn haben. Fasse dich, Bruder, wie du thust; wir sind hier auf der Wanderschaft, und kommen bald nach. Ich küsse dich mit einem Herzenskusse.

*


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