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127. Fr. Maximilian Klinger an Schumann

Gießen im Herbst 1774.

Da steh ich Dir wieder auf meinem Hügel, werf Blicke in die weite Welt und Menschen Herzen, werd vom Geist getrieben, hab göttliche und satanische Eingebungen, wie sie Dichter, Fanatiker und Narren haben. Laß! Ich bin wieder ich, wälz vom Herzen was ich Trübes gehört habe und denke des Liebs alles, das auch nicht mangelte im Wellen Meer, das mir seither um die Ohren saußte. Sauß denn fort, Menschheit! dein Freund ist in Ruh.

Glaub mir, Lieber! mir ists heimlich und still wohl. Möchte dirs so seyn, wäre uns beiden geholfen. Das fiel alles wie Blei von mir, als ich in mein Heiligthum kam, meiner mediceischen Göttin den warmen Kuß auf die Lippen drückte. Nun bin ichs ja wieder, sey mir auch wieder gewogen, holde Göttin, sieh deinen Freund liebreich an, und ihr alle Lieben, die ich im Geiste hier vor mir habe, hinmale und hinstelle. Du wirst mich für einen Narren halten mit meinem Geschwätze. Thus! aber wisse, da ist einem immer am Wohlsten, wenn die kalte Vernunft schläft, und ich auf Wolken der Phantasie daher reite. Deßwegen bin ich auch so tolerant gegen Kaiser, der nur im Vorbeigehen der ganze große Mensch ist.

Halt, mein Genius! laß dir nichts Trübes einfallen, blos Höll und Himmel und nur bleib stark!

Ich wollte mit Dir reden, und rede mit mir. Toll Alles! Schreib mir, wie Dir ist? Was Du machst? Was Du denkst? Schreib Bogen und ich will Deinen Geist messen. Denke, daß ich Dich liebe, lieben werde. Amen! Amen!

K.

Du siehst, daß heute nichts mit mir zu machen ist.

*


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