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171. Körner an Schiller

Mai 1784.

Zu einer Zeit, da die Kunst sich immer mehr zur feilen Sklavin reicher und mächtiger Wollüstlinge herabwürdigt, thut es wohl, wenn ein großer Mann auftritt und zeigt, was der Mensch auch jetzt noch vermag. Der bessere Theil der Menschheit, den seines Zeitalters ekelte, der im Gewühl ausgearteter Geschöpfe nach Größe schmachtete, löscht seinen Durst, fühlt in sich einen Schwung, der ihn über seine Zeitgenossen erhebt, und Stärkung auf der mühevollsten Laufbahn nach einem würdigen Ziele. Dann möchte er gern seinem Wohlthäter die Hand drücken, ihm in seinen Augen die Thränen der Freude und der Begeisterung sehen lassen – daß er auch ihn stärkte, wenn ihn etwa der Zweifel müde machte: ob seine Zeitgenossen Werth wären, daß er für sie arbeitete. – Dies ist die Veranlassung, daß ich mich mit drei Personen, die insgesammt Werth sind Ihre Werke zu lesen, vereinigte, Ihnen zu danken und zu huldigen. Zur Probe, ob ich Sie verstanden habe, habe ich ein Lied von Ihnen zu componiren versucht. Außer der Art, die ich gewählt habe, gab es noch zwei: jede Strophe anders, oder wenigstens drei Melodien, für die erste und 3te, für die 2te und 4te, und für die letzte. Aber beides schien mir dem Charakter eines für sich bestehenden Liedes weniger angemessen. Abänderungen in Rücksicht auf Tempo, Takt, Stärke und Schwäche bleiben natürlicher Weise bei jeder Strophe nothwendig, und die angegebenen sind blos die unentbehrlichsten.

Wenn ich, obwohl in einem andern fache, als das Ihrige ist, werde gezeigt haben, daß auch ich zum Salze der Erde gehöre, dann sollen Sie meinen Namen wissen. Jetzt kann es zu nichts helfen.

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