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269. Carl Maria von Weber an Lichtenstein

Nein! mein vielgeliebter Bruder, unter uns bedarf es keiner Auffrischung, und kein unterbrochener Briefwechsel kann uns eine Unterbrechung unserer Treue und Anhänglichkeit befürchten lassen. Wir theilen ja Beide das Looß täglich mehr der Welt zu verfallen, und da muß denn immer zunächst die uns persönlich näher liegende Freundes Verbindung scheinbar darunter leiden, und je mehr man in den großen Strudel gezogen wird, desto einsamer wird es ganz in der Nähe. Doppelt wohlthuend ist dann auch ein Freundes Wort, und so hat mich das Deinige unendlich erfreut, weil es mir wahrhaftig nicht in Sinn gekommen war, es jetzt schon zu erwarten. Wie viel 1000 Dinge umschlingen den von einer solchen Reise Zurückgekehrten. Wie viele in der Fremde angeknüpfte Fäden sind festzuhalten, wie viel Angehäuftes zu beseitigen, wie viel zu ordnen, wie viel zu berichten – das kenne ich. Daher doppelt Dank Dir, lieber Bruder, für Deinen Brief, der mir so viele Freude dadurch machte, daß er mich Deines iunern und äußern Wohlbefindens versichert. In die 4 Pfähle meines Hauses ziehe auch ich mich täglich mehr zurück, und bin darinnen sehr glücklich. So erträgt sich auch alles äußere Ungemach leicht, dessen ich wohl mancherlei habe, aber eben nicht mehr als jedes Verhältniß in der Welt bieten würde ...

Dir wie immer treue Liebe und Bruderkuß von Deinem
Weber.

(Dresden d. 27ten Januar 1820.

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