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246. Müller an Gentz

Berlin, 20. Februar 1803.

Ich gehöre Ihnen und Sie mir, mein liebster, liebster Gentz, so ganz und ewig, daß ich nicht weiß, wo der Brief anfangen, und noch weniger, wo er endigen soll. Was kann ich Ihnen von Ereignissen der Welt, in die ich noch nicht eingreife, und der kleinen Literatur schreiben, das neben den unsichtbaren Mittheilungen so verständnisvoller Gemüther aushielte. Immer möchte ich Sie auf die kleine befriedigte Stelle zurückführen, die ich dem lasso maris, diarum, meinem guten Meister bereitet habe. – Also Gegensatz und nichts als Gegensatz! Aber auch davon schweige ich; ich schreibe gar nicht. Nein, ich ruhe nicht, wir müssen Sie bald wieder sehen, in Teplitz, in Wien, diesen Sommer, irgendwo, irgendwie; noch besser, noch zuversichtsvoller will ich Ihnen erscheinen, wenn ich nur erst Ihr Pair bin, und wozu sollte mich Ihr göttliches je m'y plongerai avec lui und die ordentliche Celebrität, die es mir schon verschafft hat, und Ihr beständiges Lob, und vor allem das Bewußtsein Ihrer Liebe nicht noch erheben können? Glauben Sie mir, nur in der Betrachtung dieser Lebendigkeit, dieses Vernichtens und Erzeugeus, dieser Stürme und dieser Klarheit, dieses eigentlichen Lebensmeeres Ihres Charakters konnte die erhabene Lehre von Leben und Autileben erfunden werden. An Ihrer Hand bin ich die Elemente durchfahren, kein Element, wohin Sie mir nicht folgen könnten; in der Liebe, dem eigentlichen Element der höchsten Philosophie, da, dächte ich doch, wären wir beide satt;

– – Ich wende die göttlichen Worte Jacobis über Stollberg auf uns an: »und ob wir ihn lieben, das mag er sagen.« – Keine Briefe! keine Briefe! Aber das baldigste Wiedersehen, mein großer, guter, treuer Gentz!

A. Müller.

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