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191. Müller an Bonstetten

Genthod, den 3. April 1778.

Ich umarme Dich tausendmal; von Anfang bis zu Ende war Dein Brief ein Himmel; ich mag an Deine Rede, an die Aufklärung der Stadt, oder an die andere Sache gedenken. Du machst, daß ich mich nicht nur glücklich schätze, allein durch Dich reich zu seyn, sondern selbst Vergnügen daran finde, daß auch Du nicht reicher bist. Ich fühle, mein Lieber, eine Süßigkeit, wenn ich von Dir empfange, über welcher ich das Unangenehme des Bedürfnisses vergesse. Da auch Du vom Überfluß entfernt bist, so fühle ich die Freude, mit welcher Du und ich, wenn wir in einer öden Wildniß in Armuth hätten leben müssen, einen Bissen schwarzes Brod getheilet haben würden. Allein Du machst mich karg, denn was mir von Dir kömmt, hat für mich etwas Heiliges; hingegen auch bekenne ich Dir, daß ich zitternd von andern, und allein von Dir mit getrostem Vergnügen empfange, weil ich fühle, wie freudig ich Dir geben würde, und daß ich Dir alles gebe, was in meiner Gewalt ist.

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