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216. Henrich Steffens an Schelling

Ich kann Ihnen noch nicht verlassen; ich vermag es nicht zu sagen – was mir, auch mir Augustens Verlust ist. Die Herrliche – ich begreife ihren Tod nicht, – So ganz Leben, so ganz Blüthe – und nun todt. – Ich kann nicht davon sprechen – o! Sie war mir theurer, als man weiß, als ich mir selbst gestehen wollte – und alle meine spätere Verirrungen kamen nur daher, daß ich sie zuweilen vergessen konnte. – Wenn ich ruhig arbeitete, wenn ich gesund und munter allem nachdachte, was Jena mir war – die Quelle meines höhern Lebens – so stund das Kind – wie ein heiterer Engel vor mir. – Mein letzter Aufenthalt in Jena brachte sie mir noch näher – und jetzt – Nie – nie seit vielen Jahren trat mir der Tod so nahe – ich sahe fallen und stürzen um mich her und sahe nur den Wechsel, den Tod sahe ich nicht – und jetzt – Doch ich sollte nicht die Schmerzen erneuern – Grüßen Sie die unglückliche Mutter.

Wie ich schreibe werde ich immer unruhiger. – Es greift mich, daß ich alle meine Kraft aufbieten muß, um die ungeheure Unruhe zu bändigen. – Ich muß schließen.

Den 20. August 1800.

Ich lasse den uncorrecten, närrischen Brief, wie er ist – mögen Sie lachen! Ich würde selbst lachen – wenn ich nicht für die Folgen fürchtete. Daß Sie mich verzeihen und meine Verzeihung mit der nächsten Post mir schriftlich geben werden, weiß ich gewiß. Möchten Sie, bis Sie diesen Brief erhalten, nichts schreiben.

Leben Sie wohl!

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