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152. Bürger an Goethe

An Doctor Göthen in Frankfurth.

[Niedeck, Sommer 1775.]

Weiß Gott, wie ungern ich mich zudränge und wie fatal mir manches Hunde Gezücht ist, das mir zwischen die Beine laüft und leckt und mit dem Schwänze wedelt. Aber du Freund bist mir allzu nah verwandt, als daß ich dir nicht überal nachgehn sollte. O daß ich täglich bey dir wäre, mit dir von einem Teller äße, aus einem Becher tränke und auf einer Streü schliefe, denn du bist der Einzige, dem ich all das Zeüg, was ich so denke und empfinde, sagen und mein wahres eigentliches Ich entfalten könnte. Wie behäglich, von der bekannten Altagsleyer Melodey der um uns plärrenden Christlichen Gemeine unterweilen abbrechen und sein innres Seelenstückchen anstimmen zu können! So gut aber wirds mir selten oder gar nicht. Wollen wir nicht bisweilen an einander schreiben?

Mein Herz verlangt sehr darnach von dir bald wieder heimgesucht zu werden. Meine Meduse ist jetzt hinterm Wilden Jäger her und hört im dunkeln grauenvollen Forst sein Halloh! seines Horns Klang seiner Peitsche Knallen und das Gekläffe seiner losgekoppelten Hunde.

G. A. B.

*


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