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170. Schiller an Reinwald

(März 1783.)

Bester Freund,

Ihr vorgestriger Besuch hat eine ganz herrliche Wirkung auf mich gehabt. Ich fühl mich doppelt wieder, und wärmeres Leben ergießt sich durch alle meine Nerven. Meine Lage in dieser Einsamkeit hat meiner Seele das Schicksal eines stehenden Waßers zugezogen, das in Fäulung ginge, wenn es nicht je und je in eine kleine Wallung gebracht würde. Möchte auch ich Ihrem Herzen nothwendig werden! Möchten auch Sie bei mir frischer athmen, und Nahrung genug für Ihre Empfindungen finden, so könnte ich hoffen daß Sie auch künftig einen Bund mit der Gelegenheit machten, und mich durch mehr solche glückliche Uberraschungen erfreuten!

Unterlaßen Sie es doch nicht theurer Freund, mir so ost als Sie können Nachrichten von sich – Nachrichten von meinem Zirkel zu geben.

Die Bücher, wovon wir sprachen über Jesuiten, und Religionsveränderungen – überhaupt, über den Bigotismus und seltne Verderbniße des Karakters, suchen Sie mir doch mit dem bäldsten zu verschaffen, weil ich nunmehr mit starken Schritten auf meinen Friderich Jmhof los gehen will. Schriften über Inquisition, Geschichte der Bastille, dann vorzüglich auch (was ich vorgestern vergeßen habe) Bücher worinn von den unglüklichen Opfern des Spiels Meldung geschieht, sind ganz vortreflich in meinen Plan.

Das Papier geht aus. Leben Sie wol

Ihr
Ritter.

pp. Schiken Sie mir doch mit der
Gelegenheit guten Rauchtabak
der aber nicht so gar theuer ist –

*


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