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321. Robert Schumann an A. Lemke in Heidelberg

Leipzig am 11ten Januar 31.

Mein lieber guter Lemke!

Ich schreibe spät, aber doch. – Das rückwärts liegende Dunkel möge eine sanfte Fortsetzung Deines Bienenlebens gewesen sein, das von jeder Blume saugt und nippt. –

... Ich spitze mich sehr auf einen Bericht Deiner Schweizerfahrt, Liebesabenteuer, Erkennungen, Küsse und Pistolen. Von meiner kann ich Dir weniges erzählen. Jedenfalls war diese letzte die ledernste meines Lebens, da der Abschied von Heidelberg, der fast wie Regenwolken in mir hing, aus denen höchstens die liebliche Philippine von Zeit zu Zeit ihr Engelsköpfchen steckte, allerlei fatale Gedanken an Trennung im Leben überhaupt wie auch übrigens zurückließ und verursachte. Wie dann das Dampfboot immer schneller fortflog und Mannheim hinter Bäumen verschwand, da war's, als wendete sich mein Genius und als sagte er zu mir: Die Blumen verblühen.

Schreibe mir denn, mein alter Lieber, dem ich die Hand freundlich drücke, alles, alles, was Dich interessirt, was Dir lieb ist, wie es Dir ergangen ist, ... wer die kleine kußlichte voisinage Gouvernante liebt oder wen sie liebt, ob der grüne Esel noch hofft, ob die kleine gar liebe Philippine Braut ist – kurz alles.

Vergiß nicht, der Bonne wie der kleinen kußlichten Hoffmeister schöne Worte der Vergangenheit zu wiederholen und mich im Ernst zu empfehlen. Kurz – sei vernünftig, Lieber, u. thue mir alles zu Liebe.

Ich grüße Dich herzlich und tausendmal u. bin mit wahrer Freundschaft und Liebe

Dein alter Schumann.

Wen liebst Du? Grüße sie.

*


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