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68. Gleim an Wieland

Halberstadt, den 25. Juli 1794.

Hier, Wieland, Bruderherz! ein Paketchen von Voß. Er hat mir's zugesandt, hier auf der Post es abgehen zu lassen! So wie's war wird es nicht angenommen, daher kam's, daß ich einen Posttag überschlagen mußte! Nichts böses bleibt ohne Gute Folgen. So auch hier. Während des überschlagtags kamen vom Rheine böse Nachrichten, das Lied an die Fürsten wurde gesungen, Bruder Wieland heftets seinem Götterboten an, wer weiß, ob's nicht macht, daß unsre Fürsten aus dem Schlaf erwachen. Mir, Herzensbruder, scheinen sie die über ihnen schwebende Gefahr nicht einzusehn. Wenn's zu spät ist, werden sie erwachen, sagen Sie's doch den Fürsten auf Ihre nachdrucksvollere Weise, Herzensbruder! Ihre Meinung über Krieg und Frieden ist völlig die meinige! Gewiß aber machen die Teufel der Tigergrube keinen, oder einen uns allen Deutschen gefährlichsten Frieden. Haben sie nun Holland erst, dann geht's drunter und drüber! Die Fürsten schlafen nicht allein, die Räthe schlafen auch! Die Bischöfe schlafen, alles schläft! Unser Preußen am Rhein sandte die nicht schlafenden allein! Beym letzten überfall haben Sie sich vortreflich gehalten. Es thut mir leid, daß die beyden Fürsten Karl Wilhelm Ferdinand und Karl August nicht dabey gewesen sind. Unsere Fürsten mußten nicht nach Hause gehen, Sie gaben ein allzuböses Exempel. Ich umarme Sie, Herzensfreund!

Gleim.

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