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8.

(Der Seelen Unsterblichkeit.)

Seele, wirf den Kummer hin,
Deiner Hoheit nachzudenken,
Und laß dir den freien Sinn
Durch des Leibes Last nicht kränken;
Diese Bürde, so man trägt,
Wird in kurzem abgelegt.

Die Gefangenschaft vergeht,
Stahl und Fessel müssen brechen;
Unsers Lebens Alphabet
Ist ja noch wohl auszusprechen;
Macht doch auch die ganze Zeit
Keinen Punkt der Ewigkeit.

Sclaven werden endlich frei,
Und der Kerker aufgebrochen,
Wenn des Todes Tyrannei
Ihren Feinden Hohn gesprochen,
Ja, der längste Richterstab
Reichet selten bis ins Grab.

Heiden mögen mit der Gruft
Ihren Hoffnungsport verschließen,
Und wenn das Verhängniß ruft,
Thränen vor Verdruß vergießen,
Weil sie dieser Wahn betrügt,
Daß der Geist zugleich verfliegt.

Unser Glaube bricht die Bahn
Durch den Kirchhof in das Leben,
Wer die Welt nicht grüßen kann,
Lernt ihr zeitlich Abschied geben.
Denn er glaubet, daß der Geist
Sich der Sterblichkeit entreißt.

Nun wohlan! Ich bin bereit,
Meine Glieder hinzulegen;
Denn des Todes Bitterkeit
Führet uns auf Dornenwegen
In des Himmels Rosenfeld,
Wo die Wollust Tafel hält.


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