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36.

In Wittenberg gedichtet, nach Leonorens Treubruch.

(Die verliebte Gelassenheit.)

Mein Leben schilt das faule Glücke,
Die Hoffnung spricht: Gedulde dich.
Der Himmel giebt zwar saure Blicke,
Allein er zürnt nicht ewiglich;
Er kann durch unverhofftes Lachen
Die Freude desto sichrer machen.

Ja, wenn nur auch die Jugend säumte!
Allein so streicht sie schnell vorbei.
Und wenn mir nur nicht stündlich träumte,
Wie schwer ein einsam Leben sei!
Man kann doch bei so bösen Tagen
Den Kummer ohne Trost kaum tragen.

Und wenn ich noch mehr wissen könnte,
Vor welch' ich aufgehoben bin,
Und ob ihr Herz auch redlich brennte,
Denn reine Treu sucht gleichen Sinn,
Ich wollte mich zum voraus üben,
Sie als mein Theil geschickt zu lieben!

Mein Herz, verwirf das eitle Sorgen,
Es macht dich doch nur grillenvoll;
Du weißt, die Vorsicht geht verborgen,
Und will nicht, daß man grübeln soll,
Damit man nicht durch blinde Ränke
Sich selbst aus Uebereilung kränke.

Ich trau, o Himmel, deiner Güte,
Auf dieses kommt mein Wohlsein an.
Verbinde mir ein klug Gemüthe,
Das treu und zärtlich küssen kann,
Und das mich, wenn ich auch veralte,
In Lust und Unruh wohl verhalte.


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