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37.

(Als er seinem harten Schicksale nachdachte.)

Wie kannst du doch so viel vergebens klagen
Und unerhörte Seufzer thun!
Ach, laß einmal die Augen ruhn
Und thu dir selber weh, die Schläge stumm zu tragen.
Du siehst ja wohl einmal, verworfnes Menschenkind,
Daß Glück und Gott nicht mehr der Unschuld Freunde sind.

Du wurdest ja mit Angst zur Angst geboren,
Die dir ein blutig Morgenroth
Schon in der Mutter Schoß gedroht,
Der Mutter, die durch dich so Wunsch als Kraft verloren.
Ach, wäre dort dein Geist im ersten Bad' erstickt,
So würd' er jetzt nicht erst durch Thränen hingerückt!

Dich, blasser Mond und euch, erzürnten Sterne,
Euch, deren Einfluß, Trieb und Macht
Mein Elend zeugt und auch belacht,
Beschwör' ich bei der Noth, wodurch ich fluchen lerne:
Sagt, weil doch euer Licht in alle Winkel fällt,
Sagt, ob auch die Natur noch ein solch Stiefkind hält.

Bin ich allein zum Aergerniß erschaffen,
Und steckt mein Wesen voller Schuld?
Wie, hat der Himmel noch Geduld,
Und warum säumt sein Zorn, mich plötzlich hinzuraffen,
Nachdem die Erd' an mir ein solch Geschöpfe nährt,
Das ihm zur Schande lebt und sonder Nutzen zehrt?

Jedoch ich weiß, er kennt mein treu Gemüthe
Und sieht des Herzens Neigung an,
Die keinem schlimm begegnen kann,
Obgleich sein ärgster Feind ihm in die Hand geriethe:
Es fehlet als ein Mensch, und darum, weil es fehlt,
Vergiebt es jedem gern, den gleiche Schwachheit quält.

So bist denn du auch da nicht mehr zu finden?
Dir, dir, Erbarmung, ruf' ich zu
Da, wo der Armen Trost und Ruh
Sich sonst gemeiniglich mit fester Zuflucht gründen;
Ach, hat dich irgend auch der Himmel, der mich plagt,
Nur mir zur letzten Qual aus seiner Schoß gejagt?

Sei, wo du willst! Du must mein Leid erfahren,
Das fast ein jedes Element
So gut als mich das Unglück kennt;
Die Seufzer müssen sich mit Luft und Winden paaren;
Die Erde fühlt die Last, von Thränen wächst die Flut,
Und meiner Güter Rest entführt die wilde Glut die wilde Glut; der Brand in Striegau 1718..

Und mags doch sein! Ich will es nicht mehr rühren rühren, berühren, erwähnen.,
Nachdem mich auch kein Freund mehr klagt klagen, trans., beklagen.;
Der Schall, so alles wieder sagt,
Mag, was mich quält und drückt, in Wald und Wüste führen!
Ich zieh' vielleicht bald nach, um bei so langer Pein
Nicht mehr ein Aergerniß der dummen Welt zu sein.


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