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20.

(Als er im Lieben vorsichtig sein wollte.)

Glaubt es nicht, ihr falschen Blicke,
Daß ihr mich ins Netze zieht,
Weil mein Herz auch goldne Stricke
Und geputzte Brücken flieht.
Farbe kann den Geist wohl stärken,
Und der Mienen Schmeichelei
Dient wohl oft zu Satans Werken,
Aber nicht zu wahrer Treu.

O wie manchem kömmt der Glaube
Mit der Nachreu' in die Hand,
Wenn er bei verfluchtem Raube
Kraft und Kosten aufgewandt.
Wie das Morgenroth dem Tage
Wind und Regen prophezeit,
Also kommt ein Haus voll Plage
Durch ein Kind der Eitelkeit.

Blumen stehn in ihrem Kleide
Auf den Feldern noch so schön,
Als auf Leinwand oder Seide,
Wo sie Strich und Kunst erhöhn;
Mir gefällt bei netten Sachen
Stets die Einfalt der Natur,
Und wo fremde Wangen lachen,
Sieht mein Ekel gleich die Spur.

Ueberhaupt blüht mein Vergnügen
Noch bis jetzo ganz allein;
Soll was Süßes bei mir liegen,
Muß es nur die Freiheit sein,
Weil mein Geist an ihrer Seite
Lauter Himmelsträume spürt,
Obgleich Belgrads reiche Beute
Eben nicht mein Lager ziert.

Zwar ich will es nicht verschwören,
Weil die Liebe, wie man sagt,
Die, so ihr den Rücken kehren,
Oefters unverhofft erjagt;
Ich befind' auch mir im Herzen
Einen Zunder, der leicht fängt,
Wenn der schönen Kinder Scherzen
Lust und Glut ins Auge senkt.

So weit kann ich mich vermessen,
Daß mich wohl kein Kind berückt,
Dessen Anmuth und Caressen
Nicht der Tugend Wohlstand schmückt;
Find' ich Witz' und Treu beisammen
Und Vernunft und Zucht vermählt,
O so will ich gern die Flammen,
Deren Reizung zärtlich quält!


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