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27.

(Ode. Dresden den 10. August 1719.)

Euch, Musen, dankt mein treu Gemüthe,
Wofern ich etwas gelt' und bin;
Der Lorber eurer reichen Güte
Grünt jetzt schon auf die Nachwelt hin.
Ihr habt mich von Geburt umfangen,
Gesäugt, geführt, geschützt, ernährt,
Und, wenn mir Freund' und Trost entgangen,
Dem Herzen allen Gram verwehrt.

Nun mögen andre meines gleichen
Aus Ehrgeiz mit nach Ungarn gehn
Und bei des Adlers Siegeszeichen
Geschlecht und Stand und Glück erhöhn.
Ich schmeichle keiner großen Zofe,
Ich bete keinen Götzen an,
Der irgend Leute von dem Hofe
Nach Willkür ziehn und werfen kann.

Ein Lager an den grünen Flüssen
Ergetzt mich in gelehrter Ruh,
Hier kann ich alle Noth versüßen,
Hier richtet niemand, was ich thu.
Hier spiel' ich zwischen Luft und Bäumen,
So oft die Sonne kommt und weicht,
Und ehre die in meinen Reimen,
Der nichts an Treu' und Schönheit gleicht.

Sprecht mehr, ihr hochmuthsvollen Spötter,
Ich hielte nichts von Lob und Ruhm!
Mein Name dringt durch Sturm und Wetter
Der Ewigkeit ins Heiligthum;
Ihr mögt mich rühmen oder tadeln,
Es gilt mir beides einerlei:
Wen wahre Lieb' und Weisheit adeln,
Der ist allein vom Sterben frei.


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