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11.

(Als er beim Frauenzimmer in Compagnie war.)

Mag es doch die Welt verdrießen,
Wenn mein ungebundner Geist
Sich mit unschuldsvollen Küssen
Bei galanten Mädchen speist!
Denn dergleichen schöne Sünden,
Die der Pöbel hoch verflucht,
Werden da wol Ablaß finden,
Wo die Treu ein Urtheil sucht.

Freilich weiß ich, daß viel Leuten
Solche Mode nicht gefällt,
Weil man doch auf allen Seiten
Auch der Unschuld Netze stellt;
Unterdessen wird mein Herze
Doch die Thorheit nicht begehn,
Von dem unschuldsvollen Scherze
Treuer Seelen abzustehn.

Ist doch noch kein Mensch geboren,
Der es allen recht gemacht;
Werd' ich nur von Blind- und Thoren
Und der Misgunst ausgelacht,
O so schlag' ich alle Grillen
Ihrer Lästrung in den Wind,
Wenn mein Geist nur stets im Stillen
Seine Selbstvergnügung findt.

Mag sich doch ein jeder wählen,
Was ihm Aug' und Herz entzückt!
Wird er treffen oder fehlen,
Werd' ich dadurch nicht gedrückt.
Drum begehr' ich auch mit Rechte,
Daß man mir die Lust vergönnt,
Die das zärtliche Geschlechte
Für ihr höchstes Gut erkennt.

Also setz' ich mein Vergnügen
Ohne Gram und Zweifel fort;
Will es nun der Himmel fügen,
Find' ich auch den rechten Ort,
Wo die Klugheit wie die Liebe
Mir bereits zu schmeicheln scheint
Und auf hoffnungssüße Triebe
Mich wol nicht zu täuschen meint.

Täuschen mich die holden Blicke
Und des Mundes Höflichkeit,
Halt' ich dieß schon für ein Glücke,
Wenn mich auch dein Scherz erfreut.
Weiß ich doch nicht, wen ich nenne!
Doch genug, es ist ein Bild,
Das, so lang ich leb' und brenne,
Mir allein das Herze stillt.


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