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Um fünf Strophen gekürzt. Das Gedicht wurde wol auf eine bekannte Melodie gedichtet. Ein Lob des Tabacks in Neukirch's Sammlung, I, 393 (1703) hat dieselbe Strophenbildung.
(Lob des Knastertobaks.)
Nahrung edler Geister,
      
 Aller Sorgen Meister,
      
 Du mein Element,
      
 Was man jetzo Knaster nennt,
      
 Komm und laß die müden Sinnen
      
 Wieder Ruh gewinnen!
Auf dem Erdenkreise
      
 Kommet deinem Preise
      
 Kein Getränke gleich;
      
 Auch der Aerzte drittes Reich
      
drittes Reich, die medicinische Facultät als die dritte der Rangordnung nach.
      
 Flicht dich deiner Kraft zu Lohne
      
 Um Hygiens Krone.
Nach den Lorberreisern,
      
 Die vor allen Kaisern
      
 Unsern Karl erhöhn,
      
 Sollst du über alles gehn,
      
 Was aus Erd' und Wurzel steiget
      
 Und den Gipfel neiget.
Deine Kraft und Stärke
      
 Macht durch Wunderwerke
      
 Allen Kummer zahm;
      
 Misgunst, Furcht, Verdruß und Gram
      
 Fliehn, so bald ich dich empfinde,
      
 Schneller als die Winde.
Deine Tugend heilet,
      
 Deine Macht ertheilet
      
 Und gebiert die Ruh:
      
 Will der Schlaf nicht bald herzu,
      
 Kann ich ihn mit deinen Waffen
      
 Bald ins Zimmer schaffen. 
      
Kommt der lichte Morgen,
      
 Bringt der Tag die Sorgen,
      
 Macht der Mittag warm,
      
 Stütz' ich ruhig Kopf und Arm
      
 Und gebrauche deiner Kräfte
      
 Edle Nektarsäfte.
Kommt ein junges Häschen
      
 Mit dem weißen Näschen,
      
 Das nach Bisem stinkt,
      
 Soll es, wenn es dich verdringt
      
verdringen, verdrängen.,
      
 In den aufgerollten Haaren
      
 Glut und Dampf erfahren.
Laß die Kanzeln schmählen!
      
 Ihre Diener fehlen
      
 Und betrügen sich,
      
 Wenn sie, theurer Knaster, dich,
      
 Da sie dich nicht brauchen können,
      
 Teufelsabbiß nennen.
Laß den ekeln Frauen
      
 Vor dem Dampfe grauen!
      
 Die, so klüger sind,
      
 Sprechen: Allerliebstes Kind,
      
 Mich ergetzet deine Pfeife,
      
 Die ich selbst ergreife.
Rom verbrannte Leichen
      
 Auf den Zimmetsträuchen;
      
 Muß ich von der Welt,
      
 Hab' ich schon voraus bestellt,
      
 Daß die Lauge deiner Asche
      
 Meinen Körper wasche.
Held, vor dessen Schwerte
      
 Stambol rückwärts kehrte,
      
 Ewiger Eugen,
      
 Will dein Blitz durch Ungarn gehn,
      
 Ei, so laß doch nur der Bohnen
      
der Bohnen, des Kaffees.
      
 Und des Knasters schonen! 
      
Rosmarin und Nelken
      
 Schwinden, wenn sie welken,
      
 An Gefälligkeit;
      
 Du gefällst zu jeder Zeit;
      
 Denn dein Ruhm gedörrter Blätter
      
 Grünt durch alle Wetter.
Sind uns unsre Waaren
      
 An den Fels gefahren
      
 Und ins Meer versenkt,
      
 Brüder! Laßt euch ungekränkt!
      
 Blätter, die die Mohren rösten,
      
 Können wieder trösten.
Epheu krönt Poeten;
      
 Doch um meine Flöten
      
 Soll Tobakskraut blühn.
      
 Brüder, macht euch zum Kamin
      
 Und verjagt mit diesem Pfeile
      
 Eure Langeweile.
Hört den Winter rasen,
      
 Hört den Nordwind blasen!
      
 Hört, er pfeift und fährt.
      
 Kommt, wir wollen um den Herd
      
 Seinem kalt- und stolzen Wüten
      
 Ruhig Trotz gebieten.
Wollt ihr Ländern rathen,
      
 So verpflügt die Saaten,
      
 Haut die Wälder aus,
      
 Macht uns ein Tobaksfeld draus
      
 Und verzäunt es mit den Reben,
      
 Die uns Freude geben.
Junge, schneide Knaster!
      
 Dieses Lebenspflaster
      
 Ist ein Polychrest.
      
Polychrest, Universalmittel.
      
 Dem, der uns nicht rauchen läßt,
      
 Soll anstatt der Nerv – und Flachsen
      
 Ein Tobaksstrunk wachsen.