Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

28.

Die letzte unvollständige Strophe ist ausgelassen worden.

(Leonorens Antwort.)

Ach, liebster Schatz, verdient mein Herz
So hart versucht zu werden?
Es leidet ja wohl anderwärts
Vorhin genug Beschwerden,
Und dennoch fehlt ihm niemals Lust;
Erlaub' ihm nur in deiner Brust
Auf kurz genoßne Freuden
Die Ehre, mit zu leiden.

Ich hab' es ja nur dir geschenkt,
Nicht aber deinem Glücke,
Du irrst dich, wo dein Argwohn denkt,
Ich fluche dem Geschicke.
Ich weine zwar, doch bloß um dich,
Der Trost ist stark genug vor mich,
Wenn Philimen erkennet,
Wie rein die Flamme brennet.

Auch mir hat ja wohl die Natur
Kein Holz vor Fleisch gegeben;
Dein Umgang half mir auf die Spur,
Der Weisheit nachzustreben.
Du hältst mich schwächer, als ich bin,
Ich schleiche zwar in Einfalt hin,
Doch weiß ich Lust und Plagen
Schon mit Vernunft zu tragen.

Ich bin auch zärtlich, wie du weißt,
Ich zittre bei den Schlägen;
Besinnt sich aber nur mein Geist,
Ich leide deinetwegen,
So bin ich tapfrer als ein Weib,
Es koste Güter, Ruh' und Leib;
Ich will mich allen Fällen
Beherzt entgegen stellen.

Kein andrer traut mir freilich zu,
Du kannst und must es glauben,
Nichts soll mir meine Seelenruh
In deiner Liebe rauben.
Bedenk' es selbst, was macht ein Kuß,
Den oft die Unschuld leiden muß?
Ich kanns gleichwohl nicht wagen,
Dir einen zu vertragen vertragen: einem andern einen Kuß zu geben, der dir gehört..

Bleib, wo, wie lang und wer du willst,
Nur lieb' und bleib mein eigen;
So wenig du auch jetzo giltst,
So plötzlich kannst du steigen;
Gesetzt, es sei dir nichts beschert,
Ach, halt mich deines Elends werth;
Ich will mit viel Vergnügen
Bei dir in Hütten liegen.

Der Geiz besitzt nicht, was er hat,
Uns läßt die Armuth lachen,
Die Liebe weiß die Lagerstatt
Auf Rasen weich zu machen;
Mein Herz sucht manches zu verstehn,
Da will ich erst zur Schule gehn
Und unter deinen Lehren
Viel fremde Wunder hören.

Da soll mir dein beredter Fleiß
Mit untermengten Küssen
Mit Sachen, die er meint und weiß,
So Tisch als Traum versüßen;
Da werd' ich viel, was längst geschehn,
Mit lüstern Ohren wieder sehn
Und auch wohl an den Sternen
Des Schöpfers Allmacht lernen.

Geht hin, ihr Docken stolzer Welt,
Macht höhnische Gesichter,
Erfreut euch unter Stand und Geld:
Ich habe meinen Dichter.
Er liebt wie ich, und ich wie er,
Was macht mir mehr das Herze schwer?
Die Möglichkeit, das Leben
Nach ihm erst aufzugeben.


 << zurück weiter >>