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10.

(An Mademoiselle H. F., als er sich den Tag vorher mit der Phyllis versprochen hatte.)

Meide doch nur meine Blicke,
Du für mich gefährlichs Kind,
Weil sie nur Versuchungsstricke
Und der Nachreu Netze sind.
Phyllis herrscht in meinem Herzen
Und begehrt dieß Reich allein;
Darum darf kein fremdes Scherzen
Und kein neuer Trieb hinein.

Ich gesteh' ohn' alle Sünde:
Dein Gesicht ist liebenswerth,
Weil ich viel darinnen finde,
Was die klugen Geister nährt.
Wären mir der Phyllis Küsse
Auch im Finstern nicht bekannt,
Hätt' ich deinem sanften Bisse
Gleich die Freiheit zugewandt.

Himmel, schränkst du auch die Liebe
Durch der Menschen Satzung ein?
Dürften denn die zarten Triebe
Nicht in viel zertheilet sein?
Sehen muß man, auch begehren
Und gleichwohl zurückestehn;
Pflegst du doch mit Hund- und Bären
Viel gelinder um zu gehn.


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