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20.

(An seine Leonore. Die immer grünende Hoffnung.)

Stürmt, reißt und rast, ihr Unglückswinde,
Zeigt eure ganze Tyrannei!
Verdreht, zerschlitzt so Zweig als Rinde
Und brecht den Hoffnungsbaum entzwei!
Dieß Hagelwetter
Trifft Stamm und Blätter,
Die Wurzel bleibt,
Bis Sturm und Regen
Ihr Wüthen legen,
Da sie von neuem grünt und Aeste treibt.

Mein Herz giebt keinem Diamanten,
Mein Geist den Eichen wenig nach;
Wenn Erd' und Himmel mich verbannten,
So trotz' ich doch mein Ungemach.
Schlagt, bittre Feinde,
Weicht, falschen Freunde!
Mein Heldenmuth
Ist nicht zu dämpfen,
Drum will ich kämpfen
Und sehn, was die Geduld vor Wunder thut.

Die Liebe schenkt aus goldnen Schalen
Mir einen Wein zur Tapferkeit,
Sie spricht, mir guten Sold zu zahlen,
Und schickt mich in den Unglücksstreit.
Hier will ich kriegen,
Hier will ich siegen;
Ein grünes Feld
Dient meinem Schilde
Zum Wappenbilde,
Bei dem ein Palmenbaum zwei Anker hält.

Beständig soll die Losung bleiben,
Beständig lieb' ich dich, mein Kind,
Bis dermaleinst die Dichter schreiben,
Daß du und ich nicht sterblich sind.
Das Wort beständig
Macht alles bändig, Macht alles bändig, überwindet alles.
Was Elend heißt.
Das stärkste Fieber
Geht bald vorüber,
Wenn man nur mit Geduld den Frost verbeißt.

Nur zweifle nicht an meiner Treue,
Die als ein ewig helles Licht,
Wenn ich des Lebens mich verzeihe,
Die Finsterniß der Gräber bricht.
Kein heitres Glücke,
Ja, kein Geschicke
Trennt mich von dir,
Du stirbst die Meine,
Ich bin der Deine;
Drum wirf den Argwohn weg und glaube mir.


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