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25.

(Ode an sein Lehnchen.)

So sollt' und must' es sein, die Strafe folgt der Sünde,
Und so, verführter Geist, geschieht dir eben recht,
Es läßt dich endlich auch die nette Philirinde,
Dieß ist es, was dein Herz mit neuem Kummer schwächt,
Dieß ist auch, was dich jetzt mit Nachdruck lehren kann,
Wie weh du Lehnchens Brust durch Flucht und Bruch gethan.

Ach, freilich thut es weh, wenn solche Ketten springen!
Brecht, süße Fessel, brecht! Ich bin genug gedrückt;
Mich soll kein frischer Kuß in neue Bande zwingen,
Da Philirindens Zorn die letzte Glut erstickt,
Und da mich ihre Flucht auf Erden elend macht,
So sag' ich auf einmal der Liebe gute Nacht.

Der Liebe gute Nacht und auf einmal zu sagen,
Mein Herz, besinne dich und schätze diesen Schluß
Und wisse, daß ein Mensch bei allen Unglücksplagen
Durch wahre Lieb' allein den Gram versüßen muß.
Laß sein, daß dieses Kind den treuen Wunsch betriegt,
Wer weiß, wie bald dich noch was Artigers vergnügt!

Vergnügt mich diese nicht, so darf mich nichts vergnügen:
Dieß ist ein blinder Wahn bethörter Weichlichkeit.
Zwei Mittel geben Rath, den Kummer zu besiegen,
Gebrauche der Vernunft, vertrau den Schmerz der Zeit!
Und willst du ja noch mehr und bald getröstet sein,
So nimm mit Buß' und Reu die alten Flammen ein.

Ja, ja, ich fühle schon die Rückkunft erster Triebe,
Mein Blut erinnert sich der damals reinen Treu,
Es wallt und jauchzt vor Lust und wählt die alte Liebe,
Damit sie dermaleinst des Ehstands Himmel sei.
Was denkst du dir, mein Herz? O gieb dir selbst Gehör,
Du suchest Lorchens Gunst, sie liebt dich ja nicht mehr.

Ich weiß, sie liebt mich noch und kann mich nicht verlassen,
Die Neigung gleicher Art verband uns gar zu scharf,
Komm wieder, liebster Schatz, nun will ich dich umfassen,
So lang' ich nur noch hier der Luft genießen darf.
Ist etwas, das uns trennt, so ist's der Leichenstein;
So stärkt der Riß das Band, so sollt' und must' es sein.


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