Julie de Lespinasse
Die Liebesbriefe der Julie de Lespinasse
Julie de Lespinasse

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199.

Freitags, zehn Uhr abends. [April 1776.]

Freundschaft tut Wunder! Es handelt sich um folgendes. Herr von Saint-Chamans hat ein Urlaubsgesuch eingereicht. Wenn es ihm nicht bewilligt wird und er nach Monaco [seiner Garnison] gehen muß, so ist er ein verlorener Mann. Das hat er in zwei vergangenen Jahren genug verhängnisvoll erfahren. Ich will damit nicht gesagt haben, Sie sollen seine Verabschiedung betreiben, das wäre vielleicht nicht das, was not tut. Aber halten Sie ihm seinen schlimmen Zustand vor, sprechen Sie von der Gefahr, in die er rennt, einmal, indem er das nicht macht, was man ihm zur Wiederherstellung verschrieben hat, und dann, indem er sich einem Klima aussetzen will, das ihm tödlich wäre. Kurzum, mein lieber Freund, seien Sie der Anwalt seines Lebens! Damit wenden Sie von dem, was mir zu dulden noch übrigbleibt, eine große Trübsal ab. Sagen Sie dem Baron, er soll Sie dabei unterstützen, dem jungen Manne die Gefährlichkeit des Seeklimas vorzuhalten.

Ich erwarte von Ihnen Nachricht. Sie haben mir welche versprochen. Ich denke doch, es ist natürlich und süß mit einer zu plaudern, die Ihnen ihr Leben geweiht hat. Jemandem, der im Begriffe steht, es zu verlieren, hat man freilich nicht mehr viel zu sagen.

Wahrlich, ich kann nicht mehr. Gute Nacht!


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