Julie de Lespinasse
Die Liebesbriefe der Julie de Lespinasse
Julie de Lespinasse

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95.

Sonnabends, halb elf Uhr. [1775.]

Ja, ich habe den ganzen Tag gehofft und geharrt. Meine Seele war voller Sehnsucht, aber eine tiefere Stimme sagte mir, daß Sie nicht kommen würden. Wenn ich diese Stimme alle Tage hörte, würde meine Seele verlöschen oder mein Leben wäre bald zu Ende ....

Ich kenne Sie so gut, ich fühle mich so schuldbeladen, daß Sie von mir keinen Vorwurf und keine Klage hören sollen.

Frau Geoffrin hat mir ein Bild für Sie gegeben. Ich lege Ihnen den Stich bei, damit Sie etwas eher zu Ihrem Genusse kommen. Die dargestellte Frau ist schön, aber in Wirklichkeit doch kalt wie Marmor.

Schicken Sie der Frau Geoffrin doch die bewußte Abschrift. Sie hat es eilig. Die ganz Jungen und die ganz Alten wollen rasch genießen.

Ich habe heute starke Schmerzen gehabt. Mein gewohntes Leben! Dauerndes Leid soll man nie bejammern; man hat genug, daran, es zu ertragen.

Leben Sie wohl! Auf dem Heimwege könnten Sie vielleicht Turgot besuchen.


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