Julie de Lespinasse
Die Liebesbriefe der Julie de Lespinasse
Julie de Lespinasse

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26.

Nach Mitternacht.

Erst um diese Stunde bin ich allein für mich. In aller Geschwindigkeit will ich Ihnen sagen, daß ich nicht auf Sie rechne, um mich zu Frau d'Anville zu begleiten. Sie sind mir immer lieb, aber selten nützlich, und, ich möchte beinahe sagen, wenig vonnöten.

Indem Sie mein Vertrauen festigen wollen, geben Sie mir den Beweis, wie wohlbegründet mein Argwohn ist. Es fehlen mir noch drei Briefe, einer namentlich, in dem ich Ihnen von Gonzalvo [Mora] berichtet habe. Sehen Sie doch nach, ob diese drei Briefe nicht in einem Winkel Ihrer Brieftasche liegen. Vielleicht stecken sie auch in dem Buche, das ich heute bekommen sollte.

Ich bemerke, daß Sie Ihre Aufmerksamkeit mit Vergnügen Frau von M[ontsauge] zuwenden. Sie geben, Sie bieten ihr alles, was Ihnen selber Freude macht. Mir wird gerade das Entgegengesetzte zuteil: Vergessenheit, Vernachlässigung, Absagen. Vor drei Monaten haben Sie mir ein Buch versprochen, daß Sie besitzen. Ich habe es mir anderswoher verschaffen müssen. Zweifellos verdiene ich es, daß mich Ihre unfreundliche Art und Weise trifft. Gewiß, das ist nur gerecht. Ich beklage mich ja auch nur über das Übermaß. Gute Nacht!

Wenn Ihnen Ihre Arbeit die Nächte kostet, so sollten Sie doch die vielen unnützen Besuche lassen, mit denen Sie den Tag vergeuden. Unter den Briefen, die Sie mir zurückgesandt haben, ist einer, der nicht von mir ist, aber ich schwöre Ihnen, Sie bekommen ihn niemals wieder.


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