Julie de Lespinasse
Die Liebesbriefe der Julie de Lespinasse
Julie de Lespinasse

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24.

Freitags, zwei Uhr.

Mein lieber Freund, als ich gestern um Mitternacht heim kam, fand ich Ihren Brief vor. Ich war auf ein so großes Glück nicht gefaßt. Nur eins betrübt mich: es sind beträchtlich viel Tage verstrichen, seit ich Sie gesehen habe. Mein Gott, wenn Sie wüßten, was das für Tage, was das für ein Leben ist, ohne den Reiz und die Freude, Sie zu sehen! Lieber Freund, Ihnen genügt Zerstreuung, Rührigkeit, Bewegung. Aber ich? Mein Glück sind Sie, Sie allein! Ich möchte nicht leben, dürfte ich Sie nicht sehen und Sie nicht lieben in allen Augenblicken meines Lebens.

Erzählen Sie mir Neuigkeiten und kommen Sie morgen zu Tisch zum Grafen von Crillon. Er hat mich gebeten, Sonnabends statt Sonntags zu kommen. Ich habe zugesagt. Kommen Sie auch hin, ich bitte Sie darum.

Heute hätte ich zu Tisch beim spanischen Gesandten sein sollen, ich habe mich aber entschuldigen lassen. Wären Sie dort zu erwarten gewesen, so hätte ich nicht gefehlt.

Leben Sie wohl. Ich erwarte den Brief, den Sie mir versprochen haben. In größter Eile.


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