Julie de Lespinasse
Die Liebesbriefe der Julie de Lespinasse
Julie de Lespinasse

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177.

Freitags. [Dezember 1775.]

Was soll ich Ihnen nun schreiben? Das, was ich denke, das würde Sie kränken und mich betrüben. Lügen kann ich nicht. So muß ich also schweigen. Frau von M[ontsauge] würde sich beklagen, aber ich, ich bleibe stumm. Das muß Ihnen angenehm sein.

Sie sind nicht glücklich, sind unruhig und aufgeregt. Und diese Ihre Stimmung ist für mich eine Marter, die mir die Seele erschöpft. Statt mich in meinem Elend zu trösten, fügen Sie nur Qualen hinzu. Sie entziehen mich meinen Schmerzen, indem Sie mir viel gräßlichere bereiten, und das in einer Art und Weise, die ich abscheulich finde, weil dabei immer die Eigenliebe mitspricht.

Ich will mich in keine weiteren Erklärungen einlassen. Sie sind unnütz. Ich rede ein andermal davon. Ich verdamme mich mehr als Sie. Ich hätte Sie durchschauen sollen, ich hätte ein Gift, das in vierundzwanzig Stunden wirkt, dem von Ihnen gereichten vorziehen sollen, das nun mein Leben durch Kummer, Reue und Gewissensbisse langsam verzehrt.

Sollten Sie auf diese Zeilen hin den Drang haben, zu mir zu kommen, so gehen Sie erst am Montag nach Versailles. Ich glaube, zu dem, was Sie dort zu tun haben, kommen Sie auch am Montag noch zurecht. Indessen, wie Sie wollen!


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