Julie de Lespinasse
Die Liebesbriefe der Julie de Lespinasse
Julie de Lespinasse

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162.

Freitags, halb zwölf Uhr abends. [November 1775.]

Kein Herr von Guibert und auch kein Brief von ihm! Das ist recht öde. Mein Bester, ich liebe Sie gewiß tausendmal mehr als Berenike den Titus geliebt hat, aber unglücklicherweise kann ich meine Zeit nicht so anwenden wie sie, nämlich nicht nur dazu, Ihrer zu harren. Im Ernst. Beispielsweise habe ich heute, in der Hoffnung, Sie würden kommen, einen meiner Freunde wieder hinauskomplimentiert. Solange ich Sie erwartete, war es mir verdrießlich; jetzt beunruhigt es mich, denn selbst Freunde können schnell verloren gehen. Es gibt so mannigfache Zerstreuungen und Beziehungen, daß schon viel Liebenswürdigkeit dazu gehört, wenn mir jemand einen Abend schenken will.

Gute Nacht! Ich habe viel ausgestanden, ich kenne nichts mehr als Schmerzen, und trotzdem sagen Sie, man müsse das Leben lieben.


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