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unterscheiden sich von den Bussarden und Milanen zunächst dadurch, daß sie von vornherein als recht schädliche Raubvögel gelten müssen, indem sie sich vorzugsweise von allerlei Vögeln, welche sie erhaschen und überwältigen können, also von Wild- und Hofgeflügel zugleich, auch von jungen Hasen u. a., besonders aber von den Eiern und Jungen der Feld-, Sumpf- und Wasservögel, ernähren und nur beiläufig Mäuse u. a. Nager, sowie Kriechthiere und Kerbthiere, fressen. Ihre besonderen Kennzeichen sind folgende:
Zunächst haben sie einen Eulenschleier aus steifen, bogenförmig stehenden, nach unten zu gekrümmten Federchen, der das Gesicht wie einen Kragen umrahmt und mehr oder minder, selbst für den Nichtkenner, auffallend erscheint. Auch ist ihr Gefieder eulenähnlich, im ganzen weicher und lockerer als bei den verwandten Raubvögeln. Ihr Körper erscheint verhältnißmäßig schwächlich, schlank und in der Größe bleiben sie hinter den Bussarden und Milanen zurück. Der Kopf ist dick und rund, mit kurzem, schwachem, seitlich zusammengedrücktem, schon vom Grund an gekrümmtem Schnabel mit langem Haken und stumpfem unbedeutenden Zahn. Die Nasenlöcher sind länglich und von dichten Bartborsten fast verdeckt. Die Augen sind groß, hellfarbig und mit einem Kreis von Harfederchen umgeben. Die Flügel sind lang, schmal und spitz und die dritte und vierte Schwinge am längsten; zusammengelegt reichen sie bis zum oder über das Ende des Schwanzes hinaus. Der abgerundete Schwanz ist verhältnißmäßig kurz, aber breit. Die Füße sind hochbeinig, kaum befiedert, die Zehen kurz mit kleinen scharfen Krallen. Die Geschlechter sind verschieden gefärbt, das Weibchen ist bemerkbar größer und das Jugendkleid abweichend von beiden.
Ihre Verbreitung erstreckt sich über die ganze Erde, und im Gegensatz zu allen anderen Raubvögeln sind sie weder in Wäldern noch Gebirgen, sondern nur in Ebenen, Feldern, Wiesen und Sümpfen heimisch. Daher steht auch der Horst zwischen Gras und Kraut, Heide oder Getreide im weiten Sumpf u. a., immer sehr versteckt, auf der Erde. Das Gelege besteht in etwa vier Eiern, welche einfarbig sind. Niemals auf einem hohen Baum, sondern niedrig auf der Erde auf einem Erdhügel, Stein oder Pfahl, sitzt die Weihe und lauert auf ihren Raub oder sie streicht ganz niedrig im langsamen, schwankenden Fluge, über Feld, Wiesen und Wasser dahin. So ist sie den ganzen Tag ruhelos und jagt und raubt selbst noch in der Dämmerung. Bei den Jägern und Fischzüchtern sind diese Räuber gleicherweise verhaßt, denn da sie infolge eifriger Verfolgung ungemein scheu und vorsichtig geworden und dabei auch schlau sind, so lassen sie sich schwierig schußrecht ankommen oder fangen; am leichtesten vermag man sie noch vermittelst eines Tritteisens auf einem bereits ausgeraubten oder alten verlaßnen Wasservogelnest geködert mit einem Ei zu überlisten. In den zoologischen Gärten findet man auch sie nur wenig. Die Benennung ›der Weih‹ lasse ich nur im Dichtermund gelten.
ist an der Stirn weiß, an der ganzen übrigen Oberseite aschgraublau mit etwas hellerem Schleier und mit schwarzen Bartborsten; der Nacken ist braun und weiß gestreift; die großen Schwingen sind schwarz, an der Außenfahne weiß gefleckt; die oberseitigen Schwanzdecken sind weiß; die Schwanzfedern sind hellaschgrau, die äußeren schwach und unregelmäßig dunkler gebändert; die untre Körperseite ist aschgraublau, die Schenkelgegend und der Bauch sind aber weiß, an den Seiten mit schwarzen Schaftflecken; der Schnabel ist grauschwarz mit gelber Wachshaut; das Auge ist grellgelb, auch mit gelber nackter Haut; die Füße sind gleichfalls gelb. In der Größe steht sie dem Wanderfalk gleich (Länge 45 bis 46 cm; Flügelbreite 110 bis 112 cm; Schwanz 19 bis 20 cm). Das Weibchen ist bedeutend größer; an Stirn und Augengegend weißlich mit hellgelblichgrauem Augenbrauenstreif und weißlich- bis röthlichgelbem, braungestreiftem Schleier; an der übrigen Oberseite ist es braun, jede Feder roströthlich gesäumt; die Schwingen sind graubraun, dunkler gebändert; die Schwanzfedern sind graubraun mit dunkleren Querbinden; die übrige Oberseite ist braun, jede Feder hellgesäumt; die ganze Unterseite ist weiß, roströthlich gefleckt. Das Jugendkleid ist an Kopf, Nacken, Oberrücken und den großen Flügeldecken hellroströthlich, am Rücken dunklerbraun; die Schwingen sind graubraun, mit dunkleren Querbinden; die Schwanzfedern sind am Grund weiß, im übrigen die mittleren graubraun, dunkler gebändert; die Unterseite ist roströthlichweiß bis gelb mit dunkelen Schaftstreifen; Schnabel und Wachshaut sind grünlichgelb, die Augen braun und die Füße blaßgelb.
Wiederum in ganz Europa und auch in Asien vorkommend, doch nur in Steppen und Ebenen heimisch, finden wir sie bei uns fast überall, wo Felder und Wiesen mit niedrigem Gestrüpp wechseln und viel Gebüsch in der Nähe von Gewässern vorhanden ist. Hier erscheint sie zu Ende des Monats März oder im April und zu Ende Mai oder Anfang Juni hören wir ihre Rufe gä, gä räk, und dann enthält das Nest die grünlichweißen Eier. Vorzugsweise mit jungen Vögeln, hauptsächlich Lerchen und deren Brut, auch Kerbthieren und Gewürm u. a. werden die Jungen ernährt. Zu dieser Zeit wird das Par außerordentlich schädlich. Etwa vom August ab, streift die Familie nahrungsuchend umher, und im September wenden sie sich südwärts bis nach Nordafrika. Sie heißt auch: blauer Falk, Ringel- und Weißfalk, Lerchen-, Rohr-, Spitz- und Steingeier, blauer Habicht, Hühnerdieb, Ringelschwanz, Schwarzflügel, St. Martin, Blau-, Korn-, Martin's und Mehlvogel, blaue, Halb-, kleine, kleine Getreide-, Mehl- und weiße Weihe, Weißsperber.
ist in der Färbung gleicherweise veränderlich, wie die Bussarde, und nicht allein nach Geschlecht und Alter, sondern auch nach den Jahreszeiten. Der Kopf ist gelblich- oder röthlich- bis reinweiß, jede Feder dunkelbraun geschäftet und gestrichelt; die Kopfseiten und Kehle sind weißlichgelb, gleichfalls mit dunkelen Schaftstrichen; die übrige Oberseite ist braun, Nacken und Mantel sind weiß gefleckt; die Schwingen sind schwarzbraun, die ersten mehr oder minder grau; der Schwanz ist schwach röthlichhellgrau, unterseits weißlichgrau; die Brust ist gelb mit dunkelbraunen Längsflecken; die ganze übrige Unterseite ist gelb- bis röthlichbraun; der Schnabel ist schwarz mit gelber Wachshaut; die Augen sind gelb, die Füße gelb mit schwarzen Krallen. In der Größe steht diese Weihe etwa dem Mäusebussard gleich (Länge 53 bis 55 cm; Flügelbreite 135 bis 136 cm; Schwanz 23 bis 25 cm). Beim Weibchen ist der Kopf gelblich- bis reinweiß, nur mit einzelnen dunkelen Schaftstrichen; Schultern und Mantel sind mehr oder minder hell rothbraun, gleichfalls dunkler schaftstreifig; die Schwanzfedern sind graubraun mit schwärzlichbraunem Schaftstreifen; die ganze Unterseite ist hellröthlichbraun; die Augen sind dunkelbraun. Das Jugendkleid ist an Oberkopf und Kehle gelblichweiß, am ganzen übrigen Oberkörper schwach röthlich scheinend dunkelbraun; die Augen sind grünlichgelb.
In der Verbreitung ist sie mit der vorigen übereinstimmend, bei uns aber vornehmlich in niedrigen, wasser- und sumpfreichen Gegenden heimisch; hier steht ihr Nest auch immer im Schilf und Röhricht und nur selten im Getreide. Dasselbe enthält im Mai meistens 5 Eier, welche gleichfalls grünlichweiß sind. In allem übrigen, dem Kommen und Abziehen, der Ernährung u. a., ist sie von der vorigen nicht abweichend, aber sie verursacht an allerlei Wasser- und Sumpfvögeln und deren Bruten, sowie auch an Fischen, solche Verherungen, daß man sie für die schädlichste und leider auch noch als eine der gemeinsten unter unseren Weihen ansehen muß. Sie heißt auch Brandfalk, Fischaar, Grauschwanz, Rohrfalk, -Geier und -Vogel, Sumpfbussard, Brand-, Frost-, Mos-, Rost-, Schilf-, Sumpf- und Wasserweihe, Weißkopf.
ist an Kopf, Nacken und Rücken aschgraublau, am letztern schwärzlich; Kopfseiten und Kehle sind weißlich; im Nacken hat sie einen bläulichweißgrauen Fleck; Schulter- und Flügeldecken sind bräunlich; die ersten Schwingen sind schwarz, die nächsten fahler grauschwarz, die zweiten Schwingen aschgrau und schwarz gebändert, die letzten braungrau; der Schwanz ist aschgraublau, dunkel quergebändert, die äußeren Federn sind zunehmend weiß, die letzte jederseits bräunlichrostroth; die Oberbrust ist aschgraublau, Unterbrust, Bauch und Schenkelgegend sind weiß, jede Feder mit braunrothem Schaftstreif; der Schnabel ist schwarz mit gelber Wachshaut, die Augen sind gelb und die Füße gelb mit schwarzen Krallen. Als die kleinste unserer Weihen mißt sie: Länge 44 cm; Flügelbreite 125 cm; Schwanz 22 bis 23 cm. Das Weibchen ist dem der Kornweihe überaus ähnlich, jedoch kleiner; der Oberkopf ist rostroth, fein schwarz gestrichelt; die übrige Oberseite ist dunkelbraun, jede Feder heller röthlich gesäumt; ein Streif unterm Auge ist weiß, die Kopfseiten sind schwarz; der Schwanz ist schwarzbraun, dunkelroströthlich gebändert. Im Jugendkleid ist der Oberkopf roströthlichbraun, die Nacken- und Rückenfedern sind dunkelbraun, heller roströthlich gesäumt; der Bürzel und die oberseitigen Schwanzdecken sind weiß; unter dem Auge ist ein weißer Fleck und die Kopfseiten sind dunkelbraun; die ersten Schwingen sind schwarz mit roströthlichbraunen Spitzen, die übrigen Schwingen schwarz, breit dunkelbraun gesäumt; die Schwanzfedern sind an der Spitze hell roströthlichbraun, nur die äußeren jederseits mit dunkelen Querbändern; die ganze Unterseite ist hellroströthlichbraun; die Wachshaut ist düstergelb und die Füße sind fahlgelb.
Ihre Verbreitung erstreckt sich über das ganze, doch vorzugsweise über das südöstliche Europa und außerdem ist sie in Afrika und Asien heimisch. Bei uns in Deutschland kommt sie seltner vor als die beiden vorigen und ihrem Namen entsprechend hauptsächlich nur in Gegenden mit weiten Wiesenflächen und Sümpfen, von wo aus sie jedoch auch die naheliegenden Felder und Gebüsche bestreicht; ganz trockene Gegenden vermeidet sie aber durchaus. Mehr als bei den Verwandten besteht ihre Nahrung in Kerb- und Kriechthieren, sowie hauptsächlich in Mäusen, doch raubt sie gleichfalls Vogelnester aus und ihre Schädlichkeit dürfte mit der Nützlichkeit nur in gleichem Verhältniß stehen; keinenfalls aber verdient sie es, daß man sie ebenso rücksichtslos wie die anderen Weihen verfolge, zumal sie doch auch fast überall bereits recht selten ist. Gegen die zweite Hälfte des Monats Mai oder auch erst im Beginn des Juni steht das Nest an gleichen Orten und enthält bis sechs Eier, welche denen der Kornweihe durchaus ähnlich sind. In der ganzen übrigen Lebensweise erscheint sie von den Verwandten nicht abweichend. Sie heißt auch: kleiner Kornvogel, blaurothe und kleine Kornweihe, Band-, blaurothe, kleine und Land-Weihe.
dürfen wir, als einen gelegentlichen Wandergast bei uns, hier nur beiläufig betrachten. Außer über Nordafrika und Mittelasien erstreckt sich ihre Verbreitung über Südeuropa, und von hier aus streicht sie zu unbestimmter Zeit und meistens einzeln durch ganz Deutschland, selbst bis in die nördlicheren Gegenden. Wenngleich nur in sehr seltenen Fällen, nistet sie auch sogar bei uns.
Sie ist der Wiesenweihe ähnlich, aber etwas größer. An der ganzen Oberseite ist sie hellaschgraublau, im Nacken mit zwei bräunlichen Flecken; der Rücken ist weißlich, der Bürzel dunklergrau gebändert; die Schwingen sind aschgraublau mit schwarzer Spitze; die Schwanzfedern sind aschgrau, dunkler gebändert; die ganze Unterseite ist weiß, nur an der Brust mit schmalen bräunlichen Schaftflecken. Das Weibchen ist braun, jede Feder fahl röthlich gesäumt; die ganze Unterseite ist roströthlichgelb mit dunkleren Längsflecken; die Brust ist mehr bräunlich, jede Feder fahl gesäumt.
Da diese Weihe übrigens auch in der Lebensweise, Ernährung, Schädlichkeit und allem übrigen der nächstverwandten Kornweihe völlig gleicht, so brauche ich hier keine weitre Schilderung zu geben. Blaße Weihe oder Blaßweihe, blaßgraue Weihe und dalmatinische Weihe sind ihre weiteren Namen.