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welche auf den ersten Blick den Grasmücken sehr ähnlich, jedoch sowol im Körperbau, als auch im ganzen Wesen verschieden sind, treten uns als durchaus eigenartig entgegen.
Klein und zierlich, mit lockerm, weichem, gelblich- oder bräunlichgrünem Gefieder, schlank, mit spitzen, sehr langen Flügeln, deren dritte, vierte oder fünfte Schwinge am längsten ist und mit mittellangem, gerade abgeschnittenem oder wenig abgestuftem Schwanz, zeigen sie noch folgende Merkzeichen: Der Kopf ist verhältnißmäßig klein, mit gestreckter Stirn und schwachem, pfriemenförmigem, am Grunde etwas breitem, an der Spitze zusammengedrücktem Schnabel; die Füße sind zart, dünn und mäßig hoch. In der Färbung sind die Geschlechter kaum verschieden und nur vom Sachverständigen mit Sicherheit zu erkennen. Gleicherweise ist das Jugendkleid wenig abweichend.
Nur in der alten Welt ist ihre Heimat; sämmtlich zu den Zugvögeln gehörend, kommen sie trotz ihres zarten Aussehens zeitig bei uns an und ebenso wandern sie erst spät fort, bis nach Afrika. Gemischtes Gehölz, insbesondre einzelne mittelhohe Baumgruppen, zwischen Wiesen und Tristen, auch Gärten und Haine, bilden ihren Aufenthalt, und hier sieht man sie ungemein lebhaft und beweglich, meistens in den dichten Wipfeln junger Bäume, selten im niedrigen Gebüsch, wie sie hurtig hin- und herfliegen, gewandt durch die Zweige schlüpfen und auch auf dem Boden ziemlich geschickt hüpfen. Um ihres lebhaften, zugleich wenig scheuen Wesens und ihres lieblichen Gesangs willen sind sie alle beliebt und geschätzt; einige dürfen zu unseren hervorragendsten Sängern gezählt werden. Kerbthiere, fliegende sowol als auch kriechende, in allen Verwandlungsstufen, sowie ihre Bruten bilden die Nahrung der Laubsänger; weniger eifrig als die verwandten Vögel, namentlich die Grasmücken, verzehren sie zeitweise Beren. Gewöhnlich niedrig im Gebüsch, seltner höher in den Wipfeln mittlerer Bäume erbauen einige ihre vorzugsweise künstlichen Nester, in der Gestalt einer offnen Mulde, von außen aber in der eines nach unten spitz zulaufenden Beutels aus Halmen, Fasern, Rispen, Kerbthiergespinnsten, Samenwolle und Thierharen gefilzt und innen mit langen Pferdeharen und Federn zierlich ausgerundet; andere formen dieselben aus den gleichen Stoffen backofenförmig, also überwölbt und mit dem Schlupfloch an einer Seite. Das Gelege bilden vier bis sechs, selten mehr, doch bis zu acht Stück feinschalige, schön gefärbte bunte Eier, welche vom Weibchen und Männchen abwechselnd in dreizehn Tagen erbrütet werden. In jedem Jahre werden höchstens zwei, meistens nur eine Brut gemacht. Sehr frühe, fast noch nackt, schlüpfen die Jungen aus dem Nest und verbergen sich im dichten Gebüsch. Ebenso wie die Grasmücken suchen auch die Laubvogel-Weibchen einen dem Nest nahenden Feind zu täuschen und von der Brut hinwegzulocken. Sie gehören zu den Vögeln, welche leider allenthalben im Freien auffallend sich verringern, und dies ist umsomehr zu bedauern, da sie nicht allein um ihres Wesens willen beliebt und geschätzt sind, sondern auch vorzugsweise nützlich sich zeigen, indem sie die Blüten und Blätter der Obstbäume u. a. von Räupchen und anderm Ungeziefer säubern. Einsichtige Vogelfreunde beschützen sie daher und hegen sie in der bei den Erdsängern angegebnen Weise. Alle Arten, vornehmlich aber eine, der überaus beliebte sog. Meistersänger, dürfen auch zu den geschätztesten Stubenvögeln gezählt werden. Als solche erscheinen sie leider ungemein weichlich, und wer die Mühe scheut, einen solchen Vogel mit äußerster Sorgfalt, wie bei den Erdsängern vorgeschrieben, zu verpflegen, soll ihn doch keinenfalls anschaffen. Der verständnißvolle Pfleger hält sie im Grasmücken-Käfig, nachdem sie auch in der bei jenen Verwandten beschriebnen Weise mit liebevoller Vorsicht eingewöhnt und an eine ähnliche Fütterung gebracht worden. Da sie jedoch noch zarter als jene sind, so macht auch ihre Ernährung Schwierigkeit; man reicht zunächst frische Ameisenpuppen, späterhin hartgekochtes, geriebenes Ei, auch wol besten Quarkkäse und späterhin ein Mischfutter aus zerriebnem Herz, geriebnem Eierbrot und dem fein zerschnittnen Innern von Feigen; Spinnen sind für sie Leckerei. Vor allen übeln Einflüssen hat man sie besonders sorgsam zu bewahren, namentlich während der Mauser, welche sie in der Gefangenschaft im Januar oder Februar zu überstehen haben, vornehmlich können die geringsten Wärmeschwankungen und Nahrungsmangel für die kürzeste Frist ihnen verderblich werden. An ihrem Gesang kann man sich freilich auch bei bester Pflege nur vom glücklich beendeten Federwechsel bis zum Juli erfreuen. Noch ist zu beachten, daß man einen Laubvogel auch nach der Eingewöhnung nicht in einen zu weiten Käfig, noch weniger aber mit anderen Vögeln zusammenbringen darf.
Tafel IV, Vogel b.
Tafel IV. Frühtingskünder:
a. Edelfink (Fringilla coelebs, L.),
b. Gartenlaubvogel (Sylvia hypolais, L.),
c. Hausrothschwänzchen (S. titys, Lath.),
d. Grauer Fliegenschnäpper (Muscicapa grisola, L.)
Als ein vorzugsweise liebliches Vögelchen gewährt er uns zugleich die Annehmlichkeit, daß wir uns seiner mehr als anderer erfreuen können, weil er nämlich noch fast allenthalben recht häufig vorkommt und ebenso zu den bekanntesten wie zu den beliebtesten zählt.
Er ist an der ganzen Oberseite graugrün und an der Unterseite schön hellgelb; ein hellgelber Streif vom Schnabel bis zum Auge jederseits gibt dem Kopf ein keckes Aussehen; die Flügel sind dunkelbraun, die ersten Schwingen fein gelblichweiß gekantet, die zweiten breit weißlich gesäumt, wodurch auf dem Flügel ein gelblichweißer Spiegel gebildet ist; der Schwanz ist dunkelbraun, jede Feder mit hellerm Außensaum und breitem hellem Endrand; der Schnabel ist graubraun, mit schwarzen Borstenhärchen besetzt, die großen Augen sind dunkelbraun, die Füße bläulichgrau, mit gelben Sohlen. Das Weibchen ist nur wenig matter gelb an der Unterseite und hat einen undeutlichen Augenbrauenstreif. Die Größe ist noch etwas geringer als die der kleinsten Grasmücken (Länge 14,5 cm; Flügelbreite 25 cm; Schwanz 5,3 cm).
Ganz Europa bis zum mittlern Schweden hinauf ist seine Heimat und hier kann man ihn von Ende des Monats April oder spätestens Anfang Mai an überall in lichten Vorwäldern und Gärten mit dichtem Gebüsch, wechselnd mit kleinen Wiesen, fast immer in der Nähe von Gewässern, niemals aber in geschorenen Hecken, ungemischtem Nadelholz oder im Hochwald, sehen. Lebhaft und gewandt schlüpft er durch das Gebüsch in aufrechter Haltung, hüpft auf dem Boden schief seitwärts, recht ungeschickt, fliegt ruckweise weithin in Wellenlinien und ist immer so munter, daß er selbst dem Lustwandelnden, der wenig auf die gefiederte Welt achtet, stets bald und angenehm ins Auge füllt. Wenn er bei jedem Anlaß komisch die Stirnfedern sträubend, kampfbereit und eigentlich recht zänkisch, seinesgleichen befehdet, auch mit anderen Vögeln sich gern neckend dicht vor uns in einem blühenden Obstbäumchen umhertummelt, so gewährt er einen wunderhübschen Anblick. Dann aber schwingt er sich in den Gipfel und trägt hier, wiederum mit gesträubten Stirnfedern und mit aufgeblasener Kehle in aufrechter Haltung seinen, angenehm flötenden, dem der grauen Grasmücke ähnlichen Gesang vor, in welchen er zugleich allerlei sonderbare, schmatzende, fast menschlichem Gelächter ähnliche Töne, dann abwechselnd mit Lauten aller übrigen umwohnenden Vögel hineinverwebt; er gehört zu den besten sog. Spöttern, welche die Stimmen anderer Vögel nachahmen können. Ungemein fleißig und anhaltend singt er von der Ankunft bis zum Juli und fast den ganzen Tag über. Sein Lockruf erschallt deterä und detroi, in der Erregung interek. Durch Vertilgung von nackten Raupen, kleinen Nachtfaltern, Blattläusen u. a. m. zeigt er sich besonders in den Gärten sehr nützlich; späterhin verzehrt er auch ein wenig süße Kirschen, Hollunder-, Johannisberen u. a. Bei naßkaltem und rauhem Wetter verliert er sogleich seine Munterkeit, sitzt trübselig mit gesträubtem Gefieder im Dickicht, und wenn die ungünstige Witterung lange anhält, sodaß auch Nahrungsmangel eintritt, wird er wol gar dem Untergang nahe gebracht.
In den dichten Wipfeln von Flieder-, Hollunder- und Obstbäumchen, auch im hohen Haselnuß-, Faulbaum- und ähnlichem Gebüsch, seltner in jungen Nadelholzstämmen oder auf den unteren Ästen alter Bäume, wechselnd von 1–4 Meter Höhe steht zu Ende des Monats Mai oder zu Anfang des Monats Juni das Nest, welches zu den künstlichsten gehört, die unsere einheimischen Vögel zu erbauen vermögen. Es ist aus den vorhin angegebenen Stoffen gefilzt, außen meistens mit weißer zarter Birkenrinde durchwebt und das Gelege enthält wunderniedliche rosenrothe, rothbraun oder schwarz gepunktete Eier. Das Jugendkleid ist an der Oberseite dunkler, an der Unterseite fahler gelblich grüngrau, mit rothgelbem Schnabelwinkel. Trotz ihrer großen Liebe für die Brut, verlassen die alten Vögel bei öfterer Störung doch leicht die Eier und nur dann erfolgt noch eine Brut im Juli. Nach Beendigung der letzten streichen sie familienweise, jedoch nicht weit, sondern nur in den nächstliegenden Gärten u. a. umher, und spätestens zu Ende des Monats August ziehen sie, nachts fliegend, ab, um in Afrika zu überwintern. Dort überstehen sie auch die Mauser.
Diesem Laubvogel hat der Volksmund erklärlicherweise zahlreiche Namen beigelegt: Bastard-Nachtigal, gelbe und grüngelbe Grasmücke, Gartensänger, gelber Hagspatz, Mehlbrust, großer und gelber Laubvogel, gelbbäuchiger Sänger, Schackrutchen, gelber Spötter, gelber Spottvogel, Spötterling, gelber Sprachmeister, fälschlich blos Sprachmeister und Titeritchen. Gleicherweise wie in der Freiheit, ist er als Stubenvogel sehr geschätzt. Man fängt ihn mit Leimruten oder Schlagnetz und da er schlau und vorsichtig ist, so läßt er sich nicht leicht überlisten. Seine Eingewöhnung ist vorzugsweise schwierig und noch mehr seine Behandlung, sodaß es selbst bei den Meistern der Vogelliebhaberei als eine bedeutende Leistung gilt, wenn man einen Gartenlaubvogel einige Jahre im Käfig gut erhält. Namentlich alt eingefangene G. sind kaum durchzubringen, indem sie durchaus nicht an das Futter gehen wollen, sondern meistens toben, bis sie todt sind. Sie müssen daher mit gebundenen Flügeln in einem ganz engen Käfig und auch bei anfänglichem Stopfen ans Futter gebracht werden. Dann singt solch' Spötter ungemein fleißig und ergötzt den Pfleger besonders durch seine bewundernswerthe Nachahmungsgabe. Freilich erklingt sein Gesang vom Januar oder Februar nur bis zum Juli hin. Um so höher ist der Werth dieses allerliebsten Sängers im Freien, da er einerseits allenthalben in unsrer nächsten Umgebung wohnt und andrerseits trotz der Hinfälligkeit, die er im Käfig zeigt, doch rauhe Gegenden in nordischen Strichen unsres Vaterlands bewohnt und hier oft die fehlende Nachtigal ersetzt.
Tafel VII, Vogel c.
Tafel VII. Laubvögel oder Laubsänger:
a. Weidenlaubvogel (Sylvia rufa, Lath.
b. Fitislaubvogel (S. trochilus, L.),
c. Waldlaubvogel (S. sibilatrix, Bechst.)
Dem vorigen sehr ähnlich, jedoch bemerkbar kleiner.
Auch er hat einen lebhaft gelben Augenbrauenstreif und dazu noch einen schwarzgrauen Strich durchs Auge; an der ganzen Oberseite ist er graugelbgrün, am Hinterrücken heller; die Flügel sind dunkelgrau und jede Feder ist gelbgrün gesäumt; die Schwanzfedern sind schwärzlichgrau, gelbgrün gekantet; die Kehle ist gelblichweiß; Wangen, Hals und Oberbrust sind hellschwefelgelb und die übrige Unterseite ist reinweiß; der Schnabel ist gelblichfleischfarben, an der Spitze dunkler mit gelben Winkeln; die Augen sind dunkelbraun, die Füße röthlichgelb, mit heller gelben Sohlen. Das Weibchen ist kaum merklich heller und kleiner (Länge 13,5 cm; Flügelbreite 22 cm; Schwanz 5,2 cm).
Er ist ebenso lebhaft und munter wie der Verwandte, doch zeigt er sich viel mehr scheu und ängstlich. Der Lockton lautet sanft flötend wüt, wüt, dü, dü, dü. Im Sitzen oder auch im langsamen zitternden Fluge wird der recht auffallende angenehme Gesang mit leise schnurrenden Strafen und einem lauten, klingenden Schluß vorgetragen. Erst etwa zur Mitte des Monats April kommt der Waldlaubvogel an, und dann finden wir ihn durch ganz Mitteleuropa nördlich bis Südschweden, seinem Namen entsprechend, vornehmlich in bergigen, Birken-, Buchen - u. a. gemischten Beständen, niemals im reinen Nadelholz. In den Lebensgewohnheiten gleicht er dem vorigen, doch steht sein Nest zu Ende des Monats Mai im tiefen Walde auf trocknem Erdboden zwischen Baumwurzeln und Grasbüscheln, und es ist auf einer Grundlage von dürrem Laub aus Gras und Mos, aber überwölbt errichtet. Die Eier sind dunkelviolett, aschgrau gepunktet und gefleckt, ungemein klein und die Jungen, welche nur düstrer und matter gefärbt, sind sonst den Alten gleich, schlüpfen nicht so leicht aus wie die der verwandten Arten. In der Ernährung und allen übrigen Lebens-Gewohnheiten gleicht dieser dem Gartenlaubvogel, doch frißt er vorzugsweise Raupen u. a. Larven und nur wenig Beren. Nach der Brut umherschweifend, kommt die Familie dann in Gärten, Gemüsepflanzungen, tummelt sich im Rohr der Teiche umher und wendet sich schon im August oder zu Anfang Septembers südwärts bis nach Nordafrika oder Kleinasien. Als Stubenvogel hat er eine etwas geringere Bedeutung als der vorige. Im übrigen wird er ebenso gefangen, eingewöhnt und behandelt, doch ist er weniger zart und empfindlich, auch läßt er sich eher in einem Gesellschaftskäfig halten. Er heißt noch: grüner Laubvogel, Laubvögelchen, Laubsänger, Spaliervögelchen, Seidenvögelchen und kleiner Spötterling.
Tafel VII, Vogel a.
Tafel VII. Laubvögel oder Laubsänger:
a. Weidenlaubvogel (Sylvia rufa, Lath.
b. Fitislaubvogel (S. trochilus, L.),
c. Waldlaubvogel (S. sibilatrix, Bechst.)
Während das gleicherweise schöne und anmuthige gelbe Spötterchen zu den bekanntesten, gehört dieser weniger häufige Laubvogel zu den Arten, welche nur die eigentlichen Kenner sicher zu unterscheiden vermögen. Er erscheint aber nicht minder lieblich.
An Kopf- und Halsseiten ist er olivengelblichbraun, mit braunem Zügelstreif, blaßgelbem Augenbrauenstreif und gelblichen Wangen; die ganze übrige Oberseite ist olivengrünlichbraun; Flügel und Schwanz sind etwas dunkler olivengrünlichbraun, jede Feder an der Außenfahne schmal grünlich gesäumt; Kehle und Oberbrust sind etwas heller als der Oberkörper und die Seiten mehr gelblich, Unterbrust und Bauch sind reinweiß; die Flügel sind an der Unterseite gelb; der Oberschnabel ist dunkler, der Unterschnabel heller braun, die Augen sind dunkelbraun, die Füße schwärzlichbraun. Das Weibchen ist ein wenig blasser gefärbt und von etwas geringerer Größe. Nächst dem Goldhähnchen und Zaunkönig ist dieser Laubsänger der kleinste europäische Vogel (Länge 11 cm; Flügelbreite 18 cm; Schwanz 4,6 cm).
Noch weiter nördlich, bis nach Norwegen, erstreckt sich seine Heimat über ganz Europa, und gleichviel in ebenen oder gebirgigen Gegenden finden wir ihn im Laubwald und gemischten Gehölz mit dichtem Gebüsch, niemals aber im Stangenholz oder strauchlosen Hochwald; zuweilen, wenn auch selten dagegen im reinen Nadelholzwald. Von der Mitte des Monats März an hören wir seinen Lockton wiüt, wiüt, in der Erregung unaufhörlich wihüt, wihüt und dann erschallt der einförmige, doch recht liebliche Gesang, der zumal im einsamen Walde schwermüthig ertönt. Bald erblicken wir nun auch den kecken, muntern und gewandten, ungemein beweglichen Laubvogel, wie er eigenthümlich schwanzwippend, ruhelos im Gebüsch hin und her schlüpft, auf der Erde wie schwerfällig schief seitwärts in großen Sprüngen, dagegen im Fluge ruckweise hüpfend weithin in Schlangenlinien, dann alle anderen Vögel rings umher muthwillig neckend und befehdend, sich umhertummelt und nahrungsuchend besonders auf kleine fliegende Kerbthiere Jagd macht. Bereits zu Anfang des Monats Mai sehen wir das Nest in dichten Gebüschen oder im Gestrüpp, welches mit hohem Gras durchwachsen ist, immer sehr versteckt, ganz ähnlich wie das des Waldlaubvogels, jedoch viel weniger kunstfertig, meistens sogar unordentlich erbaut, aber auch überwölbt; mit einem Gelege gelblichweißer, rothbraun bespritzter und gepunkteter Eier. Das Jugendkleid unterscheidet sich nur dadurch, daß es fahler und matter als das der Alten gefärbt ist. Gegen Ende des Monats Mai macht das Pärchen gewöhnlich noch eine zweite Brut; und nach derselben, etwa vom Juli an, schweift die Familie in Gärten und Hainen, oft in der Nähe menschlicher Wohnungen umher. Im August sammeln sie sich zu kleinen Schwärmen, tummeln sich dann im Weidengebüsch und ziehen, nachts fliegend, erst im Oktober zur Überwinterung bis nach Mittelafrika. Gleich den vorigen wird auch er vielfach gefangen und er gewöhnt sich ziemlich leicht ein, wenn man ihn im Wohnzimmer freiläßt, wo er zunächst die Stubenfliegen fortschnappt und sich dann mit frischen Ameisenpuppen und Mehlwürmern, auch frischen Hollunderberen unschwer an das angegebne Mischfutter bringen läßt. Den Käfig, in welchem man ihn eingewöhnen will, muß man mit grünen Tannenzweigen umgeben. Er wird noch kleinster Laubvogel, kleinste Grasmücke, Erdzeislein, Erdzeisig, Mitwaldlein, Muckenschnapperle, Tannenlaubvogel, Tyrannchen, Weidenblüttchen, Weidensänger, Weidenmücke, kleiner Weidenzeisig und Zilpzalp genannt.
Tafel VII, Vogel b.
Tafel VII. Laubvögel oder Laubsänger:
a. Weidenlaubvogel (Sylvia rufa, Lath.
b. Fitislaubvogel (S. trochilus, L.),
c. Waldlaubvogel (S. sibilatrix, Bechst.)
In gemischten Waldungen mit vielem Unterholz, auch wol im jungen Stangenholz, in Fichtenschonungen, welche viel Haidekraut haben, aber ebenso in den Baum- und Krautgärten einsamer Walddörfer kommt zu Ende des Monats März oder erst im April dieser Laubsänger an, welcher als der häufigste und bekannteste unter allen gelten darf, und der in Europa bis zum mittleren Schweden heimisch ist.
An der ganzen Oberseite olivengrünlichbraun, hat er einen blaßgelben Augenbrauenstreif und bräunlichen Zügelstreif jederseits; die Wangen- und Halsseiten sind olivengelblichbraun, die Schwingen und Schwanzfedern olivenbraun, an der Außenfahne schmal bräunlichgrün gesäumt; der Bürzel ist grün; Kehle und Oberbrust sind gelb, der Bauch ist weiß und jede Feder schmal blaßgelb gesäumt, die ganze übrige Unterseite ist blaßgelb, die Brust- und Bauchseiten olivengelbbräunlich; der Schnabel ist schwarzbraun mit gelben Ecken; die Augen sind dunkelbraun und die Füße düsterfleischfarben. Das Weibchen ist an der Brust etwas blasser, im übrigen nicht abweichend gefärbt. Vom Weidenlaubvogel unterscheidet er sich durch mehr gelbliche Färbung, hellere Füße und etwas bedeutendere Größe (Länge 11,8 cm; Flügelbreite 18,5 cm; Schwanz 5 cm).
Alle seine Bewegungen, wie sein ganzes Wesen überhaupt, die Nahrung, der Brutverlauf u. a. m. zeigen sich als mit denen der Verwandten, insbesondre des kleinsten Laubvogels übereinstimmend. Der Lockruf erschallt hüid, hüid und der Gesang ist lieblich, sanft, wird langsam vorgetragen und endet in tieferen Tönen. Nahe am Boden, selten höher im Gebüsch, steht das etwas fester als das des vorigen gebaute, im übrigen demselben gleichende Nest, welches aber eine kleine Schlupfröhre hat und immer mit Federn ausgelegt ist. Die Eier sind gelblichweiß, hellrothbraun oder roth gefleckt und das Jugendkleid ist nur etwas düstrer als das der Alten. Zu Ende des Monats September zieht die Familie zur Überwinterung bis nach Nordafrika. Als Stubenvogel steht er in demselben Werth wie der vorige, auch gewöhnt er sich ebenso leicht ein, namentlich wenn man ihn im Zimmer frei fliegen läßt. Am bekanntesten ist er unter den Namen Fitis, gemeiner oder gelber Fitis, Fitissänger, Fiting; außerdem nennt man ihn auch noch Backöfelchen, Asylvogel, Sommerkönig, Sauerkönig, Schmittel, Weidenblatt, großer Weidenzeisig und Wisperlein.
Nur in einigen Gegenden unsrer Heimat, in Bayern, Württemberg, sodann Steiermark und im Salzburgischen, vornehmlich aber in Süd- und Mitteleuropa, sowie Nordafrika, ist diese Art heimisch.
Sie erscheint am ganzen Oberkörper nebst Wangen und Halsseiten graubraun, grüngelb überflogen; die Schwingen und Schwanzfedern sind dunkelbraun, an den Außenfahnen weißlich und grüngelb gesäumt, Flügelbug und Bürzel sind grüngelb; die ganze Unterseite ist reinweiß die Brust- und Bauchseiten sind gelblich verwaschen; der Schnabel ist hornbraun, die Augen sind tiefbraun und die Füße graubraun. Das Weibchen ist kaum zu unterscheiden. In der Größe ist dieser dem Fitislaubvogel gleich.
Gegen Ende des Monats April hin kommt er an südlichen und östlichen mit Lärchentannen und dichtem Unterholz bewachsenen, von Blößen unterbrochenen Gehängen im Gebirge an; seltner ist er in ähnlichen Laubwaldungen mit dichtem Pflanzenwuchs oder im gemischten, immer aber nur im gebirgigen Gehölz zu finden. Wie die Verwandten macht auch er sich durch sein lebhaftes Wesen bald bemerkbar; dann hören wir seinen Lockruf tui, tui und sein Gesang ähnelt dem des Waldlaubvogels, doch erklingt derselbe leiser und auch kürzer. Nur eine Brut alljährlich, in der ersten Hälfte des Monats Juni, können wir belauschen. Das Nest steht in einer Bodenvertiefung unter Wurzeln u. drgl., in derselben Weise geformt wie das der beiden Nächstverwandten, aber aus etwas feineren Baustoffen errichtet und meistens mit Thierharen ausgepolstert. Die Eier sind weiß, rothbräunlich und bläulich gefleckt und gepunktet, zuweilen mit einem Fleckenkranz am stumpfen Ende. Im Jugendkleide erscheint er mehr bräunlich, an den Seiten kaum bemerkbar gelblich, die Schwingen und Schwanzfedern sind breiter und lebhafter grün gesäumt, die Unterseite ist reinweiß. Bereits zu Ende des Monats Juli oder im August wandern sie zur Überwinterung bis nach Mittelafrika. In allen übrigen Eigenthümlichkeiten, der ganzen Lebensweise und Ernährung gleicht er den anderen, doch ist er in seinem Wesen scheuer. Auch als Stubenvogel, hinsichtlich des Fangs, der Eingewöhnung und ganzen Verpflegung gilt von ihm durchaus das bei jenen Gesagte. Er heißt noch Bonelli's, brauner, grünsteißiger und weißbäuchiger Laubsänger oder Laubvogel.