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auch Rauhfußhühner genannt. Mehr als bei irgendwelchen anderen freilebenden Vögeln bedauern wir es dem großen stattlichen Geflügel, das wir unter der obigen Bezeichnung zusammenfassen, gegenüber, daß die gegenwärtigen Kulturverhältnisse, welche ich hier ja bereits mehrfach berührt habe, verhängnißvoll auf das Dasein der uns umgebenden freilebenden Thiere einwirkend, sich gar unheilvoll geltend machen; gerade die Waldhühner sind ärger gefährdet als alles übrige Gefieder, und wenn der Waidmann sie nicht verständnißvoll und wirthschaftlich hegen wollte, so würden sie überall nur zu bald dem vollen Aussterben entgegengehen. Infolge der vielen Verfolgungen sind sie überaus scheu und ihre scharfen Sinne, Gesicht und Gehör, befähigen sie dazu, beim Nahen von Gefahr schon frühzeitig zu entfliehen.
Sie zeigen einen kräftigen Körper von gedrungnem Bau mit dichtem, vollem, hartem Gefieder, und nächstdem haben sie noch folgende besondere Kennzeichen. Der Kopf ist verhältnißmäßig klein mit kurzem, dickem, sehr gewölbtem und seitlich wenig zusammengedrücktem, hartem und scharfkantigem Schnabel, welcher rundliche, mit einer gewölbten dicht befiederten Haut umgebene und dicht in den Stirnfedern verborgene Nasenlöcher hat. Die runden Augen haben nackte Lider, welche von einer halbmond- oder nierenförmigen nackten, warzigen oder hornigen, rothen Haut umgeben sind. Die Stirn ist gewölbt und bis dicht an den Schnabel befiedert. Der Hals ist kurz und kräftig. Die Flügel sind kurz, gerundet, meistens gewölbt. Der aus 18 bis 20 Federn bestehende Schwanz ist gleichfalls kurz, bei den meisten gerade abgeschnitten, bei wenigen zugespitzt oder tief ausgeschnitten. Die Füße sind verhältnißmäßig niedrig bis mittelhoch, stark und kräftig, bei manchen Arten sammt den Zehen befiedert, die letzteren sind stark, mit kleinen, aber kräftigen, harten Krallen, die Hinterzehe ist klein und etwas höher gestellt; ein Sporn fehlt. Das Weibchen ist meistens schlichter gefärbt und ihm fehlen sowol die schmückenden Abzeichen am Kopf als auch die eigenthümliche Schwanzbildung des Hahns.
Ihre Verbreitung erstreckt sich vorzugsweise über den Norden der ganzen Erde. Sie bewohnen fast ausschließlich Wälder, vorzugsweise Gebirgswaldungen, doch auch den Hochwald ebener Gegenden und ebenso im Gebirge Stellen mit spärlichem Baumwuchs, aber mit hohem Haidekraut. Alle Arten sind Standvögel, welche nur gelegentlich streichen. In der Brutzeit leben sie parweise, manche aber auch in Vielweiberei. Auch nach dem Flüggewerden der Jungen halten sie als Volk oder Kette zusammen, welche sich gegen das Frühjahr hin zum Nisten, auflöst. Während der Parungszeit zeigen die Hähne wunderliche Geberden unter absonderlichen Bewegungen und Lauten; man bezeichnet dies als ihr Balzen oder Falzen. Nur eine Brut findet in jedem Jahr statt und das Nest steht in einer flachen Vertiefung an der Erde, ist kunstlos aus Reisern, Halmen und Blättern zusammengescharrt und enthält 5 bis 15 Eier, die bunt sind und von der Henne in drei bis vier Wochen erbrütet werden, auch führt dieselbe die Jungen allein. Ihre Nahrung besteht in mancherlei Pflanzenstoffen, Baumknospen, Blättern, Nadeln, Wurzeln nebst Insekten, Gewürm, Weichthieren u. drgl. Wenn sie auch all' dies vorzugsweise auf der Erde suchen und sich also hier am meisten aufhalten, so sitzen sie doch, im Gegensatz zu anderen Hühnern, auch häufig auf Baumästen und zur Nachtruhe suchen sie diese, mit wenigen Ausnahmen, regelmäßig auf. Ihr Flug ist schwerfällig und geräuschvoll mit kurzen Flügelschlägen und geht immer nur auf geringe Entfernung hin. Sie laufen hurtig, doch beiweitem nicht so schnell und gewandt wie die kleineren Hühner. Für den Käfig oder die Gefangenschaft überhaupt eignen sich die Waldhühner wenig und sie sind daher, selbst in den zoologischen Gärten, kaum zu finden. Dagegen ist es dringend zu wünschen, daß die Forstwirthe und Jäger es sich angelegen sein lassen, dieses werthvolle einheimische Wild möglichst zu schonen und thatkräftig zu schützen und daß sie auch überall, namentlich aber dort, wo es früher heimisch gewesen, aber ausgerottet worden, Versuche zu seiner Wiedereinbürgerung machen möchten.
In gleicher Weise, wie der Schnepfenstrich, hat auch die Auerhahn- und Birkhahnbalz für den Jäger, ja eigentlich für jeden Naturfreund, einen besondern, hohen Reiz. Beide will ich hier nach der Darstellung, welche A. E. Brehm auf Grund der Mittheilungen seines Vaters und des Forstmeisters D. Geyer im »Illustrirten Thierleben« gegeben, schildern.
Die zahlreichsten und zugleich sonderbarsten Liebestänze finden wir in der Familie der Hühnervögel. Der Haushahn versteigt sich allerdings nur bis zu dem wunderlich stolzen Scharren mit dem Flügel auf der Erde, während er die Henne im Halbkreise umstolpert. Schon bedeutsamer ist das freilich meistens nur ärgerliche mit Lärm und Gekoller begleitete Radschlagen des Puters, welches wiederum von dem des Pfauhahns übertroffen wird. Beiweitem interessanter jedoch ist die sog. Balze des Auerhahns. »Sie erscheint als Liebestanz, Liebesgesang und Liebeserklärung zugleich. Am frühesten beginnt sie zu Ende des Monats März und währt im Hochgebirg, wo sie später anfängt, bis Mitte des Monats Mai. Schon an dem ihr vorhergehenden Abend fliegt der Auerhahn an seinen Balzort und zwar auf den ausersehenen Baum, am liebsten eine Kiefer oder Tanne, jedenfalls weil die Buchen ihrer glatten Astschale wegen nicht so bequem für den Liebestanz erscheinen, wie die Nadelhölzer. Auf der Erde balzt der Auerhahn nicht oder wenigstens nicht vollständig. Sofort nach dem Einstreben (Einfallen), welches unter großem Geräusch geschieht, wird der Hahn ganz still und lauscht aufmerksam, ob Alles ruhig im Walde ist; andernfalls steht (fliegt) er augenblicklich wieder ab. Nach Verlauf einiger Minuten, welche er bewegungslos zugebracht, bemerkt man meistens, daß er eine Halsbewegung macht, als wolle er etwas von sich geben oder als wäre er dem Ersticken nahe; dabei vernimmt man einen eigenthümlichen Ton, den der Waidmann mit »Würgen« oder »Kröpfen« bezeichnet und den Bechstein mit dem Grunzen eines Schweins verglich. Der erfahrene Jäger hält das Kröpfen für ein gutes, ja unfehlbares Zeichen der Balze des nächsten Morgens. An diesem wird dieselbe schon lange vor Sonnenaufgang, gewöhnlich gegen 3 Uhr, mit dem sogenannten Schnalzen oder Schnappen des Hahns eröffnet. Von nun an beginnt die Aufmerksamkeit des Jägers sich aufs höchste zu steigern, bis der erste Schlag hörbar wird, welcher für Viele als Sphärenmusik erklingt und Jedem, der die Balze kennt, die Pulsschläge beschleunigt. Er ist, vergleichbar mit der Silbe töd; dann folgt töd, töd, töd, und endlich immer schneller töd, öd, öd, öd, und so fort bis der sog. Hauptschlag, ungefähr wie glack klingend erfolgt, welcher stärker hörbar ist als die vorhergegangenen Töne. Dann beginnt das fabelhafte Schleifen, Wetzen, Einspielen, auch Vers- oder Gesetzelmachen benannt, welches bisjetzt, trotz aller möglichen Versuche und Bemühungen, keinem Sterblichen auch nur annäherungsweise nachzuahmen gelungen ist und wahrscheinlich auch niemals gelingen wird. Es währt ungefähr 3½ bis 4 Sekunden, läßt sich einigermaßen mit dem Wetzen eines langen Tischmessers an einer Sense vergleichen und durch heide, heide, heide, heide, heide, heide, heide, heideri versinnlichen. Im Augenblick des Einspielens sieht man den Hahn gewöhnlich auf einem dürren und langen, hervorragenden Ast stehen, mit hängenden und zitternden Flügeln. Das Spiel (der Schwanz), welches beständig auf- und abwärts gedreht wird, ähnlich dem Radschlagen eines Truthahns, die nach aufwärts gerichteten und in steter Bewegung befindlichen Lichter (Augen) und der gleicherweise bewegte Hals geben ihm ein absonderliches Ansehn. Dabei geht er in der Regel auf dem Ast hin und her, tritt eine Menge kleiner Zweige herunter, kurz er scheint in einer Verzückung zu sein, welche ihn die übrige Welt vergessen läßt und oft soweit geht, daß er, wenn während seines Einspielens ein Schuß ihn gefehlt, also kein Schrotkorn ihn getroffen, sein Spiel fortsetzt, ohne sich um Feuer und Knall des Schusses zu bekümmern. Dieses Balzen währt bis kurz nach Sonnenaufgang. Dann steht der Hahn ab (fliegt von dannen) und begibt sich zu seinen Hennen, welche dem Liebestanz jedenfalls mit großer Theilnahme zugehört und oft sanft tak, tak gerufen haben. Mit ihnen verbringt er nunmehr unter Liebkosungen und Spielereien den Morgen.«
Einen ähnlichen, noch viel wunderlicheren Liebestanz führt auch der Birkhahn, jedoch auf der Erde, auf und auch diesen werde ich nach derselben Quelle schildern. »Ein sonderbares Poltern, welches an die Stimme des ewig schlechtgelaunten Truthahns erinnert und jedesmal mit einem wunderlichen Rauschen endet, ist sein Liebesgesang. Das Poltern nennt der Waidmann sein Kollern, das Rauschen sein Schleifen. Nur während dieses Geräuschs darf der Jäger eine Bewegung machen, sonst aber sich nicht rühren und keinen Ton verlauten lassen. Jetzt beginnt ein köstliches Schauspiel. Der Mensch, welcher daran nicht Freude finden könnte, müßte kein Herz in der Brust haben. Kaum ist der Hahn eingestanden (hergeflogen), so beginnt auch schon sein prächtiger Tanz. Er beugt den Kopf bis fast auf die Erde nieder, sträubt alle Federn, drückt die halbausgebreiteten Flügel nach unten oder läßt sie schlaff herabhängen und breitet den leierförmigen Schwanz, das Spiel genannt, zu einem so weiten Rade aus, daß die weißen Unterschwanzfedern über die Steuerfedern hervorragen, dann beginnt er zu kollern, wiederholt dies drei- bis fünfmal, schleift und springt einmal oder auch öfter wol tischhoch vom Boden auf. Dann dreht und wendet er sich wie tanzend, trippelt während des Kollerns einige Schritte vor, kehrt um, dreht sich wieder und läßt dann zum Schluß das merkwürdige Schleifen vernehmen. Während desselben soll der liebestolle Birkhahn, wie alle Jäger behaupten, taub und blind sein, sodaß er zuweilen einen Fehlschuß überhört. Immer von neuem beginnt er den Tanz mit seinem Gurgeln und Schleifen und immer hitziger wird er. Fortwährend wechselt er in den wunderlichsten Stellungen, rennt wie besessen in kreuz und quer auf seinem Tanzplatz herum, schleift die Kehl- und Flügelfedern auf der Erde hin, springt und tanzt satzweise, zuweilen sogar rücklings, schlägt mit den Flügeln, reckt den Hals bald dicht über der Erde vor sich hin, bald gerade in die Höhe und macht überhaupt Bewegungen, als wäre er verrückt oder toll. Die übermäßige Anstrengung seiner Körper- und Stimmkräfte erregt ihn dergestalt, daß er zuletzt jede Bewegung mit förmlicher Wuth vollführt, jeden Ton mit außerordentlicher Kraft und einen nach dem andern so schnell hervorstößt, daß das Kollern schließlich in einem fortgeht und wie Hohngelächter erklingt. Im Gegensatz zu den Leistungen dieser beiden sind die ähnlichen Liebesspiele der Hasel-, Schnee-, Reb- u. a. Hähne allerdings kaum bemerkenswerth.«
erscheint nicht allein als der größte und stattlichste unter allen unseren freilebenden Hühnervögeln, sondern auch entschieden als einer der schönsten von ihnen.
Der Hahn ist in folgender Weise gefärbt: Stirn, Oberkopf und Kehle sind reinschwarz, der übrige Kopf und Hals sind bläulichschwarzgrau, jede Feder mit schwarzem Schaftstrich; der Rücken ist schwarz, roströthlichbraun scheinend und mit hellaschgrauen Punkten und Zickzacklinien gezeichnet; die Flügel sind dunkelkastanienbraun mit feinen schwarzen Zickzacklinien, die Schwingen sind bräunlichschwarzgrau, der Flügelbug ist breitweiß; die vier mittleren Schwanzfedern sind reinschwarz, die übrigen gleichfalls schwarz, aber unregelmäßig weiß gefleckt, über den Schwanz ziehen sich zwei undeutliche weiße Querbinden; an der reinschwarzen Oberbrust haben die Federn dunkelgrünen Metallglanz, die Brust ist schwarz, jede Feder weiß gespitzt und undeutlich weißgrau gerändert. Der übrige Unterkörper ist weiß und schwarz gescheckt; der Schnabel ist gelblichweiß, die Augen sind braun und die nackte Haut um dieselben ist glänzendroth, die Füße sind braungrau mit grauen Harfederchen bis zu den Zehen besetzt. Als absonderliches Merkmal kann ein Schopf von verlängerten abstehenden Federn an der Kehle gelten. Die Größenmaße sind: Länge 100 bis 110 cm; Flügelbreite 136 bis 144 cm; Schwanz 34 bis 36 cm. Das Weibchen ist bedeutend kleiner und schlichter, wenn auch bunter gefärbt; an Kopf, Hals und der ganzen übrigen Oberseite ist es gelblichrostfarben mit schwärzlichen und braunen Querbinden und Zickzacklinien gezeichnet; der Schwanz ist rostroth und schwarz quergebändert; die Kehle ist roströthlichweiß, braungrau gefleckt, die Oberbrust düstergelb, jede Feder heller gerandet, Brust und übrige Unterseite sind fahlrostroth, jede Feder schwarz quergebändert und mit großen weißen Spitzflecken. Das Jugendkleid soll dem des alten Weibchens ähnlich sein.
Eigentlich über ganz Europa, vom Norden Schwedens bis nach den Mittelmerländern, erstreckt sich die Verbreitung des Auerhuhns, doch ist es in Frankreich bereits sehr selten, in Italien garnicht mehr zu finden und auch im größten Theil von England schon fast ausgerottet. Vornehmlich der Hoch- und Gebirgswald bildet seinen Aufenthalt, aber auch in den Waldungen ebener Landstriche kommt es vielfach vor und besonders im weiten zusammenhängenden Nadelholz, wenn dasselbe nur hier und da mit Eichen gemischt, von freien Stellen, Wiesen, Schonungen und Weiden unterbrochen ist und Quellen oder andere Wasserläufe hat; hier lebt er als Standvogel. Nur während des Balzens läßt der Auerhahn sich, wie oben geschildert, von einem erfahrenen Jäger überlisten; sonst ist er überaus scheu und vorsichtig. Nicht gleich verwandten Hühnervögeln lebt er in fester Ehe, sondern nur zur Parungszeit nähern einander die Geschlechter. Während sich der Hahn um die Brut durchaus nicht bekümmert, halten sich dagegen die Hennen gesellig und nisten zuweilen auch zu mehreren nahe beieinander. Tief im Walde jedoch auf einer Blöße im Haidekraut steht das Nest mit einem Gelege von 5 bis sogar 15 Stück röthlichgelblichbraunen dunkler gefleckten und gepunkteten Eiern. Das Daunenkleid ist an der Oberseite roströthlichgelb, rostroth und schwarzbraun gestreift und gefleckt, an der Unterseite einfarbig hellgraugelb; der Oberschnabel ist dunkel, der Unterschnabel hell, horngrau, die Augen sind bläulichgrau, die Füße grau und schon mit zarten Daunen befiedert. Allerlei Pflanzengrün, aber vorzugsweise die Nadeln, Knospen und Schößlinge von Bäumen und Sträuchern, auch Gras- und Krautblätter, nebst Waldberen bilden die Nahrung der alten und Kerbthiere, Würmer u. a., sowie zarte Knospen die der jungen Auerhühner. Um des Vergnügens und viel weniger des Fleisches willen, welches beim alten Vogel überaus zäh ist und absonderlich zubereitet werden muß, wenn es überhaupt genießbar sein soll, gehört der Auerhahn zur hohen Jagd. Das Auerhuhn heißt auch: Bergfasan, Gurgel-, Ried-, Uhr- und Waldhuhn.
Fast noch schöner als der vorige, mindestens aber in absonderlicher Erscheinung, tritt dem Naturfreunde der Birkhahn entgegen.
Er ist am ganzen Oberkörper fast einfarbig schwarz, stark blaumetallglänzend, am meisten an Kopf, Hals, Unterrücken und Schwanz; die Schwingen sind mattbräunlichschwarz, breit weiß gesäumt und bräunlich gepunktet, über den Flügel ziehen sich weiße Querbinden und – am Flügelbug ist ein weißer Fleck; der einfarbig schwarze Schwanz hat eine eigenthümliche Form, indem die äußeren Federn jederseits nach außen umgebogen sind und also gleichsam eine Leier bilden; die ganze Unterseite ist schwarz, weiß gefleckt; die unterseitigen Schwanzdecken sind reinweiß, der Schnabel ist schwarz; die Augen sind braun und von einer sehr breiten warzigen, hochrothen Haut umgeben, welche jederseits an der Kopfseite hoch emporsteht; die völlig befiederten Füße sind braun. Seine Gestalt ist weit schlanker und seine Größe geringer, als die des Auerhahns (Länge 60 bis 65 cm; Flügelbreite 90 bis 100 cm; Schwanz 20 cm). Die Henne ist an Kopf und Hals dunkelrostgelb, dicht schwarzbraun quergefleckt; der Oberrücken ist roströthlichbraun, schwarz gefleckt und quergebändert; die Schwingen und Flügeldecken sind schwärzlichbraungrau, roströthlich gebändert; der Schwanz ist schwarz mit rostroth verlaufenden Wellenlinien; die Kehle ist weißlichrostgelb, die Oberbrust dunkelgraugelb, schwarz gewellt und gebändert, die Brustseiten sind dunkelroströthlichgelb, weißlichgelb gebändert und schwarz bespritzt; die unterseitigen Schwanzdecken sind reinweiß; der Schnabel ist bräunlichhorngrau; die Augen sind braun, nur mit einem kleinen, nackten, Hochrothen Fleck oberhalb; die Füße sind braun.
Mehr nördlich erstreckt sich die Verbreitung dieses Waldhuhns und zwar über den ganzen Norden Europas und einen großen Theil Asiens bis zum Polarkreis hinauf; doch ist es auch hier und da im Süden, so in Südfrankreich, heimisch und selbst in Italien soll es noch zu finden sein. Gleichfalls als Standvogel lebt es mehr in den Wäldern der Ebenen, aber fast nur in großen zusammenhängenden Waldungen, hier vorzugsweise im Birkengehölz und zwar immer dort, wo inmitten des tiefen Walds freie mit Heidelberkraut, Bromberranken, Ginster und hohem Haidekraut bewachsene Stellen vorhanden sind. In nordischen Gegenden, wo der eigentliche Wald mangelt, sucht es seinen Aufenthalt auch ohne solchen, wo das beschriebne Gestrüpp sich sehr hoch und dicht erhebt. Seine Nahrung besteht in denselben Stoffen wie die des Auerhuhns, jedoch mehr in allerlei Waldberen und zugleich auch in Getreide- u. drgl. Sämereien. In der ganzen übrigen Lebensweise, dem Nisten u. a. m. gleicht dieses Waldhuhn dem vorigen durchaus. Sein Nest enthält 6 bis 15 Eier, welche mattgelb und braun gepunktet und gefleckt sind. Es wird auch Baum-, Laub-, Mor-, Schild-, Spiegel- und Spielhuhn, bzl. -Hahn genannt. Sein Braten wird etwas höher geschätzt, als der des Auerhahns, doch ist auch bei seiner Jagd immerhin das Vergnügen die Hauptsache.
Wo die vorhin geschilderten beiden großen Waldhühner gleicherweise vorkommen, wo sie also die Gelegenheit dazu haben, einander zu begegnen, findet man manchmal das Rackelhuhn, welches man nicht als eine eigne Art, sondern als einen Mischling zwischen beiden ansieht. Zu dieser Annahme berechtigt vor allem die Thatsache, daß der Rackelhahn sowol dem Auerhahn einerseits als auch dem Birkhahn andrerseits in Gestalt und Wesen ähnelt.
Er ist an Kopf und Hals tief sammtschwarz; der Oberrücken, die Schulter- und großen Flügeldecken sind braunschwarz, heller braungrau gesprenkelt und gestrichelt, der Unterrücken ist tief schwarzbraun und hellerbraun gepunktet und gestrichelt, die Schwingen sind schwarzbraun, heller roströthlichbraun gepunktet und mit weißlichen Endsäumen, wodurch ein weißer Querstreif über den Flügel gebildet wird, die ersten Schwingen sind an der Grundhälfte weiß, wodurch eine ebensolche Querbinde sich zeigt, der Flügelbug ist reinweiß; der verhältnißmäßig wenig ausgeschnittne Schwanz ist schwarz, mit undeutlichen Weißen Querbinden, und die mittleren Federn haben weiße Endsäume, die gleichfalls etwas verlängerten Kehlfedern nebst dem ganzen Vorderhals sind tiefschwarz, metallröthlichglänzend; Brust und Bauch sind schwarz, bläulichmetallglänzend; der Hinterleib ist weiß; der Schnabel ist grauschwarz, die Augen sind dunkelbraun und die Füße sind grau. In der Größe steht er zwischen den Verwandten und dieselbe ist schwankend (Länge 65 bis 75 cm). Die Henne ist veränderlich, schlichter gefärbt und kleiner.
Er ist in der Gestalt schlanker als die beiden Waldhähne und soll auch in seinem Wesen von beiden Stammarten erheblich abweichend sich zeigen. Inbetreff seines Balzens berichtet der Kronprinz Rudolf von Österreich in Brehm's »Thierleben« Folgendes. Während desselben soll er den Stoß (Schwanz) wie ein Auerhahn ausbreiten, das ganze Gefieder sträuben und mit aufgeblähter Kehle den merkwürdigen Ruf, welcher ihm seinen Namen verschafft hat, das sog. Rackeln, erschallen lassen. Dieser Ruf besteht in mehreren, in ihrem Ton verschiedenen Absätzen. Den Beginn macht ein dem Schleifen des Birkhahns ähnliches Rauschen, ihm folgt das Glucksen, wie es der Auerhahn vernehmen läßt; und das Ende des Liedes, das dem Hauptschlage des Auerhahns entsprechend ist, indem es die höchste Verzückung ausdrückt, bildet das aus krächzenden und schnarchenden Tönen zusammengesetzte, laute, aber klanglose Rackeln, welches die Leute mit dem Grunzen eines Schweines vergleichen. Alfred Brehm fügt noch hinzu, daß er weder schleift, noch einen wirklichen Hauptschlag wie ihn der Auerhahn hat, sondern gegen das Ende des Balzens hin wie der Birkhahn, nur weit stärker, bläst; die Balzlaute bestehen in röchelndem und grob gurgelndem far, far, far, welches ebensowenig Ähnlichkeit mit dem Balzen des Birkhahns als mit dem des Auerhahns hat. Mehr noch als der Rackelhahn, erscheint die Henne im Aussehen außerordentlich verschiedenartig, indem sie bald mehr der Birk- bald mehr der Auerhenne gleicht. Im allgemeinen, darauf muß ich besonders hinweisen, ist die Erforschung des Rackelhuhns leider noch beiweitem nicht abgeschlossen. Obwol der Hahn an sich immer viel Übereinstimmendes in Aussehen und Wesen ergibt, so ist doch vor allem keineswegs mit Sicherheit festgestellt, ob er wirklich, wie meistens angenommen wird, als ein Bastard von Auerhahn und Birkhenne oder umgekehrt gelten darf oder ob er vielleicht in diesem und jenem Abstammungsverhältniß wechselnd vorkommt. Erklärlicherweise ist er nur selten zu finden und umso schwieriger zu beobachten. Volle Klarheit über ihn und seine Entwicklung könnte nur einsichtige und verständnißvolle Züchtung in den großen Naturanstalten, den zoologischen Gärten u. a. gewähren. Daran ist indessen für lange Zeit hinaus noch garnicht zu denken. So dürfen wir das Rackelhuhn denn zunächst nur als eine naturgeschichtliche Merkwürdigkeit ansehen, deren nähere Erforschung den Jägern und Jagdliebhabern obliegt. Das Rackelhuhn wird auch Mittelhuhn, Bastardhuhn und Spielauerhahn geheißen.
Obwol über ganz Nord- und Mitteleuropa verbreitet, vom Norden Schwedens bis zu den Alpen, kommt es doch bei uns in Deutschland kaum noch irgendwo zahlreich vor. Häufig ist es dagegen in Schweden und Norwegen, sowie in manchen Gegenden von Polen und Rußland zu finden; in Holland, Dänemark, Großbritannien u. a. soll es garnicht mehr vorhanden sein. Seine eigentliche Heimat sind weite Gebirgswaldungen mit dichtem Unterholz, vornehmlich von berentragenden Sträuchern, wo es ebenso wie die vorigen als Standvogel lebt und sich auch in derselben Weise ernährt.
Der Hahn ist am Oberkopf röthlichbraun und schwärzlich gefleckt, mit einem beweglichen Schopf aus verlängerten Federn; die Stirn ist schwarz, das Gesicht aber und die Gegend um die Augen sind reinweiß, ebenso steht vor jedem Auge ein reinweißer Fleck; der Nacken ist roströthlichgrauweiß und dunkelbraun gefleckt; der Hals ist roströthlichgrau mit schwarzen Halbmondflecken gezeichnet; der Oberrücken ist rostroth, fein schwarz gestrichelt und gefleckt, jede Feder mit weißem Schaftstrich; der Unterrücken ist bräunlichrostroth, grau gebändert und gefleckt; die Schwingen sind roströthlichbraungrau, heller gebändert und gefleckt; die Flügeldecken sind röthlichbraun mit weißen und schwarzen Tropfenflecken besprengt, welche undeutliche Längsstreifen bilden; die beiden mittelsten Schwanzfedern sind bräunlichgrau, die übrigen grau, schwärzlich gewölkt und mit breitem schwarzen Endsaum; auch bei ihm steht an der Kehle ein Bartschopf von verlängerten Federn, welche reinschwarz und an beiden Seiten von einem weißen Streif eingefaßt sind, im übrigen ist die Kehle weiß mit braunen Flecken, der Streif zieht sich an den Halsseiten als ein breites Band bis nach den Schultern; Oberbrust und Brustseiten sind rostroth, weiß und schwärzlich quergefleckt; die Bauchmitte ist weiß, röthlichschwarz gefleckt und im übrigen ist der Bauch düsterbräunlichweiß; der Schnabel ist schwarz; die Augen sind braun; von einem Weißen Kreis umgeben und oberhalb mit einer nackten, warzigen, hochrothen Stelle; die Füße sind bräunlichgrau, nur an den Beinen befiedert, mit nackten Zehen. Die Größe ist noch bedeutend geringer als die des Birkhahns (Länge 45 cm; Flügelbreite 60 bis 62 cm; Schwanz 11 bis 13 cm). Die Henne ist beiweitem kleiner und im ganzen matter, mehr bräunlichgrau gefärbt; ihre Kehlfedern sind nicht schwarz, sondern rostgelblichweiß; die Schwanzbinde ist schmäler.
Versteckter als die beiden Verwandten lebend, zeigt sich das Haselhuhn, wenigstens bei uns überaus ängstlich und scheu; in nördlichen Gegenden soll es harmlos und dreist sein. Es fliegt hurtig und schnurrend, läuft überaus rasch und anhaltend. Sein Lockton ist ein heller, weithin schallender Pfiff und sein Ruf ertönt langgezogen tihi, und wenn der Hahn erregt ist, ti, ti, ti, tihi oder diri. Ganz andere Laute läßt die Henne hören, beim Abfliegen den sog. Läufer, welcher darin besteht, daß sie zu vielen Malen tit, tit, tit ruft und mit den Silben kul und kiul endet. Ihr Gelege besteht in 8 bis 15 Eiern, welche bräunlichgrau und dunkler gefleckt sind. Der Verlauf der Brut, die Ernährung und das ganze Wesen überhaupt, sind mit denen der beiden vorigen übereinstimmend. Sehr bedauert wird es, daß dieses Huhn bereits fast überall nur noch kaum oder doch recht selten zum Schuß kommt, denn sein Wildbret wird unter dem aller unserer einheimischen Hühnervögel am höchsten geschätzt. Es wird wol nur noch Rott- oder Bergstrauchhuhn genannt.
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