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Die Wasserhühner ( Fulicinae)

unterscheiden sich von den eigentlichen Rallen und Sumpfhühnchen durch folgende Kennzeichen:

Zunächst sind sie etwas dickköpfiger mit bemerkbar längerm Hals. Der Schnabel ist kurz und spitz. Die Füße sind mit Schwimmlappen ausgestattet. An der Stirn steht eine große, nackte, auffallend gefärbte Platte.


Das schwarze Wasserhuhn ( Fulica atra, L.).

Zu den seltsamsten Erscheinungen in unsrer gesammten einheimischen Vogelwelt überhaupt, gehört dieses gemeine, infolge seiner versteckten Lebensweise aber im Ganzen recht wenig bekannte Wasserhuhn.

Es ist an Kopf und Hals tiefschwarz, am ganzen übrigen Körper schieferschwarz mit einem schmalen weißen Streif über den Flügel und schwach röthlicher Färbung am untern Schenkel; die große ovale Stirnplatte und der Schnabel sind weiß; die Augen sind hellroth und die Füße graugrün. In der Größe steht es etwa einer Ente gleich (Länge 45–47 cm; Flügelbreite 75–78 cm; Schwanz 8 cm). Das Weibchen ist schwach heller gefärbt und ein wenig kleiner. Im Winterkleid sind Schnabel und Stirnplatte düstrer und die röthliche Färbung am Schenkel fehlt. Das Jugendkleid ist an der Oberseite düsterolivengrünlichbraun mit weißlicher Kehle, an der Unterseite ist jede Feder breit weiß gesäumt; die Stirnplatte ist klein, schmal weißlich. Das Daunenkleid ist grünlichschwarz, weißlich gefleckt; Kopf und Hals sind roströthlich, die Stirnplatte ist hellroth, das Schnäbelchen ist fahlroth, die Füße sind bleigrau.

Seine Verbreitung erstreckt sich über ganz Europa und einen großen Theil Asiens. Bei uns kommt es auf fast allen stehenden Gewässern, welche dicht mit Schilf, Rohr und Binsen bestanden sind, oder doch solche weiten Dickichte am Ufer haben, vor. Als eigentlicher Wasservogel schwimmt und taucht es vortrefflich und geht es fast niemals auf festes Land, sondern nur an morastige, mit Pflanzen bewachsene Stellen, wo es ungeschickt, doch rasch läuft. Hier, öfter aber auch auf dem Wasser schwimmend, zwischen Rohr und Schilf, steht auch das Nest, aus Halmen, Stengeln und Blättern zu einem ziemlich vertieften Napf geformt, und in der Mitte des Monats Mai mit einem Gelege von 7–12 Eiern, welche matt gelbbraun, grau und heller und dunklerbraun gefleckt und gepunktet sind. Dieselben werden in drei Wochen von beiden Gatten des Pärchens wechselnd erbrütet. Nur selten fliegt das Wasserhuhn, dann ähnlich wie eine Ente mit raschen Flügelschlägen, Kopf und Hals, sowie die Füße weit ausgestreckt. Seine Laute erschallen wunderlich wie bellend köw oder küw, auch pitz. Die nebeneinander wohnenden Pärchen befehden und jagen sich oft und machen dabei viel Lärm auf dem Wasser; auch mit anderen Wasservögeln leben sie unverträglich. Nach beendeter Nistzeit sind sie aber gesellig. Im Norden leben sie als Zug-, im Süden als Strich- oder Standvögel. Immer dem Wasser folgend, wandern sie ersternfalls im Oktober oder November bis tief nach Afrika und im März kehren sie zurück. Da ihre Nahrung nächst allerlei Wasserthieren und auch Wasserpflanzen hauptsächlich in Fischlaich und Froschlaich besteht, so können sie, wo sie zahlreicher vorhanden sind, recht schädlich werden. Als Wildbret hat dies Wasserhuhn keinen Werth, da sein Fleisch nicht schmackhaft ist, und es wird daher immer nur entweder auf der Entenjagd beiläufig geschossen oder um seiner Schädlichkeit willen verfolgt. In den zoologischen Gärten sieht man es nur hier und da einzeln; es soll jedoch schon in der Gefangenschaft gezüchtet sein. Es wird auch blos Blässe, Bläßente, Bläßhuhn, Bellhenne, Bölle, Böllhuhn, Hurbel, Kritschene, Lietze (Berlin), Pfaffe, Pläre, blos Wasserhuhn, Wasserrabe und Zoppe genannt.


Das grünfüßige Teichhuhn ( Fulica chloropus, L.)

ist an Kopf und Hals schieferschwarz, am Rücken olivengrünlichbraunschwarz; die Schwingen sind reinerbraunschwarz, die ersten grau, die letzten olivengrünlich gesäumt; der Bürzel ist weiß; der Schwanz ist reinschwarz; die Unterseite ist schieferschwarz, an den Brust- und Bauchseiten jede Feder weiß gespitzt; die Stirnplatte ist roth, der Schnabel ist am Grunde gelb, an der Spitze roth, die Augen sind roth, die Füße gelblichgrün, Schenkel am Grunde roth. Es ist bedeutend kleiner als das vorige (Länge 30 cm; Flügelbreite 60 cm; Schwanz 6 cm). Das Weibchen ist düstrer, wenig kleiner und mit geringrer Stirnplatte. Das Winterkleid ist an der Oberseite olivengrünlichbraun, an der Unterseite braungrau; Kehle und Bauch sind weiß; der Schenkelgrund ist gelbröthlich; Schnabel und Stirnplatte sind grünlich. Das Jugendkleid ist an der Oberseite olivengrünlichbraun; Flügel- und Schwanzfedern sind dunkelbraun, hell gespitzt; die Unterseite ist grauweiß, die Seiten sind olivengrünlichgrau, weiß gefleckt; Schnabel und Füße sind olivengrünlichbraun; die Stirnplatte ist erst angedeutet. Das Daunenkleid ist tiefschwarz mit hell röthlichem, am Grunde gelbrothem Schnabel.

In der Verbreitung ist es mit dem vorigen übereinstimmend, und in unsrer Heimat erscheint es allenthalben gemeiner als jenes; selbst auf kleinen Gewässern und Sümpfen mit verhältnißmäßig wenig Wasser kommt es vor, auch an Flüssen, wo stilles Wasser ist. Es lebt als Stand-, Strich- und Zugvogel wie jenes und ebenso gleicht es ihm in der ganzen Lebensweise; nur zeigt es sich in den Bewegungen hurtiger und behender, zuckt mit dem aufrechtstehenden Schwänzchen, ruft laut kröx, kirrkreckrerk, auch kikikirk und warnend kerrkett, außerdem terr, tett, gurr, keck. Zuweilen fliegt es auf die Köpfe der am Wasser stehenden Weiden. Bei Verfolgung taucht es und hält sich sehr lange unter dem Wasser, indem es zwischen Pflanzen verborgen den Schnabel zum Athemholen heraussteckt. Sein Nest steht fast immer auf einer Unterlage von schwimmenden Ästen, Rohr, Schilf u. a. und bildet eine tiefe Mulde, welche bis 10 Stück hellröthlichgelbe, aschgrau und violettgrau gefleckte und hell und dunkelbraun gepunktete Eier enthält. Meistens finden zwei Bruten im Jahr statt. Auch dieses Wasserhuhn kann nicht als Wildbret gelten, sondern es wird nur fortgeschossen, wo es auf Fischteichen Schaden verursachen kann. In den zoologischen Gärten findet man es nur gelegentlich, dagegen hält es wol hier und da Jemand im Zimmer in einem weiten, zweckmäßig eingerichteten Wassergefäß, und entsprechend verpflegt, an ein Mischfutter gewöhnt, dauert es auch gut aus. Es wird auch Rohrhuhn, Rothbläßchen, Teichhuhn, gemeines Teichhuhn und grünfüßiges Wasserhuhn genannt.


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