Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
sind Hühnervögel mit langgestrecktem, schlankem Körper, vorzugsweise verlängertem Schwanz, dessen mittlere Federn meistens sehr weit hervorragen. Die oberen Schwanzdecken sind zerschlissen, oder doch absonderlich gestaltet und besonders glänzend. Die Farben des ganzen Gefieders sind bunt, häufig prächtig metallschillernd. Der Kopf ist klein, länglich ohne Schopf, dagegen mit einer nackten, kammähnlichen, rothgefärbten Haut verziert. An der Ohrgegend stehen bewegliche, mehr oder minder verlängerte Federbüschel. Die Henne ist weit schlichter gefärbt und hat nicht die schmückenden Abzeichen. In allem übrigen zeigen sie sich übereinstimmend mit den anderen Hühnern.
In der Grundfarbe braun, an Kopf und Hals metallischgrün- und blau- und am Bürzel rothschillernd, steht der gemeine Fasan als ein schöner Vogel vor uns; Rücken und Schulterdecken sind braun, breit gelblich schaftfleckig und mit weißen Muschelflecken gezeichnet; die Schwanzfedern sind graugrünlich, roth und schwarz gebändert; Brust, Seiten und Bauch sind reinerbraun, röthlich metallglänzend; der Schnabel ist bräunlichgelb, die Augen sind braun und die Füße blaugrau. Die Henne ist grau, mit dunkelbraunen schwarzen und weißen Flecken und Binden gezeichnet; an der ganzen Unterseite ist sie schwach heller. Er hat etwa die Größe des Haushuhns (Gesammtlänge 80 bis 90 cm, davon kommen auf den Schwanz 40 bis 45 cm; die Flügelbreite beträgt 75 bis 80 cm). Die Henne ist bedeutend kleiner.
Von seiner ursprünglichen Heimat, Südeuropa, insbesondre den Ländern um's kaspische Meer, und Westasien aus, ist dieser Fasan bereits in altersgrauer Zeit nach dem übrigen Europa verbreitet und auch bei uns in Deutschland vielfach eingebürgert worden. Gegenwärtig ist er wol am häufigsten in Böhmen und Ungarn, von woher er auch als beliebtes, köstliches Wildbret (böhmische Fasanen) in großer Anzahl in den Handel gebracht wird; bei uns hat man ihn indessen in neuerer Zeit gleichfalls vielfach in den sog. Fasanerieen, also nahezu freilebend, eingebürgert. Hier werden die Fasanen meistens noch in der Weise gezüchtet, daß man nicht bloß den in geschlossenen Räumen (unter Gittern) gehaltenen Hennen die Eier fortnimmt, sondern auch die der freilebenden aufsammelt, um sie von Truthennen erbrüten und aufziehen zu lassen. Neuerdings aber bricht sich bei den Fasanenhegern, auf großen Besitzungen gewöhnlich Fasanenjäger oder -Meister genannt, immer mehr die Einsicht Bahn, daß es beiweitem zweckmäßiger ist, wenn man diese, gleichsam künstliche Züchtung, aufgibt und auch die Fasanhenne gleich den anderen freilebenden Hühnervögeln, in der Brut und Aufzucht der Küchel sich selbst überläßt. Selbstverständlich muß das ganze, mehr oder minder weite Gehege, in dem man Fasanen, gleichviel von welcher Art, haben will, von allem Raubgethier immer sorgfältig freigehalten werden, weil gerade dieser Hühnervogel nämlich staunenswerth wenig widerstandsfähig gegen irgendwelche Gefahren sich zeigt. Nebenbei sei darauf hingewiesen, daß in neuerer Zeit Großgrundbesitzer u. a. vielfach Einbürgerungs-Versuche auch mit zahlreichen anderen Arten dieser farbenprächtigsten aller Hühnervögel anzustellen pflegen; und da in derartigen Bestrebungen zweifellos reiche Aussicht auf herrliche Erfolge begründet liegt, so will ich betheiligte Leser beiläufig wenigstens auf entsprechende Anleitung dazu hinweisen. Diese gebe ich nämlich in meinem »Handbuch für Vogelliebhaber« III (Hof-, Park-, Feld- und Waldvögel), welches sich unter der Presse befindet. – Die Fasanen im allgemeinen sind mehr als viele andere Hühner ausschließlich oder doch vorzugsweise Waldvögel. Sie bäumen bei jeder Veranlassung auf und übernachten auch fast regelmäßig hoch auf Baumästen sitzend. Obwol sie ja immerhin dort, wo man sie aussetzt, leben und sich den obwaltenden Verhältnissen fügen müssen, so halten sie sich doch besonders gern in fruchtbaren Strichen auf, wo mannigfaltiges lichtes Gebüsch mit Wiesen, Auen, Äckern und Getreidefeldern wechselt und an den dichten, hochstämmigen Wald stößt; allermindestens aber müssen inmitten der geschilderten Örtlichkeit hier und da Gruppen hoher dichter Bäume stehen, auch muß die Gegend wenigstens einigermaßen wasserreich sein, Quellen, einen Bach oder Landsee haben, nicht aber Gewässer, welche bei Gelegenheit plötzlich und weithin über die Ufer steigen, weil nämlich selbst die ganz frei lebenden Fasanen sich jeder Gefahr gegenüber und so auch bei Überschwemmungen als gering geistig begabte, einfältige Vögel zeigen und leicht zugrunde gehen. Wenn sie in Örtlichkeiten gebracht sind, die ihnen nicht zusagen, so streichen sie wol gelegentlich ohne weitere Veranlassung fernhin ab. In der Ernährung stimmen sie durchaus mit den bis hierher behandelten Hühnervögeln überein; Fleischnahrung, insbesondre die Larven, Maden und Puppen von Kerbthieren, sind für ihre Küchel unentbehrlich und daher muß man dieselben bei der Aufzucht mit frischen Ameisenpuppen versorgen. Das nachlässig zusammengescharrte Nest steht zwischen Gras und Kraut, seltner im Getreide und enthält ein Gelege von etwa 12 Eiern, welche einfarbig mattolivengrünlich sind, und deren Anzahl beim Fortnehmen wol bis auf 18 Stück gesteigert werden kann; die Brutdauer währt 24 bis 26 Tage. Der Fasanhahn läßt einen heisern krähenden Ruf erschallen und lockt kuck, kuck, kuck. Sein Balzspiel besteht im Sträuben des Gefieders, während er flügelschlagend in aufrechter Haltung den Schwanz spreizt und wieder zusammenklappt, auch ungeschickt tanzende Bewegungen macht. Er lebt in keiner Ehe, sondern bemüht sich in der Balzzeit um 8 bis 10 Hennen; auch kämpfen die Hähne dann eifrig miteinander. Er wird auch böhmischer Fasan, Edelfasan und Fasan von Kolchis genannt.