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Die Krähenartigen oder Rabenvögel ( Corvidae),

welche wir über alle Welttheile in vielen verschiedenen Geschlechtern und zahlreichen Arten verbreitet finden, sind am häufigsten in wärmeren Zonen, doch kommen sie auch in den gemäßigten noch ziemlich mannigfaltig und in reichlicher Kopfzahl vor. Folgende besonderen Merkzeichen lassen sie von anderen Vögeln unterscheiden:

Ihr Kopf ist mittelgroß mit gewölbter Stirn und verhältnißmäßig kurzem Hals, nicht auffallend großen, aber ausdrucksvollen, bei fast allen klug, bei manchen verschmitzt blickenden Augen. Der starke, gerade und dicke, zuweilen leicht gekrümmte Schnabel hat einen flachen Ausschnitt vor der Spitze, welche mehr oder minder gebogen ist, der Oberschnabel ist gerundet, seitlich zusammengedrückt, mit ziemlich scharfen Schneidenrändern. Die kreisrunden Nasenlöcher sind mit langen und starken Borstenfederchen bedeckt. Die mittellangen, spitz zugerundeten Flügel haben zehn große Schwingen und bis vierzehn mittlere und letzte Schwingen, die erste Schwinge ist verkürzt und die dritte und vierte, zuweilen die fünfte, sind am längsten. Der aus zwölf Federn bestehende Schwanz ist gerade abgeschnitten oder kurz zugerundet, seltner stufenförmig zugespitzt. Die kräftigen Füße haben kurze Zehen mit starken, aber nicht sehr scharfen Krallen. Das Gefieder ist derb und dicht. Die Farbe ist fast immer dunkel, vorwaltend schwarz, bei vielen metallglänzend und nur bei manchen auffallend bunt. Die Geschlechter sind meistens übereinstimmend gefärbt und das Jugendkleid ist nur matter in den Farben. Raben-, Krähen- und Dohlengröße ist bekannt, doch werde ich selbstverständlich bei jeder Art die Maße angeben.

Ihre Ernährung besteht in allen lebenden Thieren, welche sie überwältigen können, bei den kleineren in Insekten, bei den größeren auch in jungen und alten Vögeln und Vierfüßlern, sodann in todten Thieren (Aas) und in Früchten, Beren und allerlei Sämereien. Alle Rabenvögel halten sich vornehmlich im Walde auf, ferner in Feldgehölzen, Hainen, Gärten und auch in Feldern und Wiesen, wo nur überhaupt Bäume stehen; manche leben auch im Gebirg, auf Felsenspitzen u. a. Bei mehreren Arten ist die Nützlichkeit für den Naturhaushalt und die menschlichen Kulturen überwiegend, indem sie schädliche Kerbthiere und auch Nager, wie Feldmäuse bis zum Hamster u. a., vertilgen; andere aber werden durch Räuberei an jungen Nutzthieren und Wild, so wie auch Getreide, Sämereien, Obst u. drgl., namentlich aber durch das Zerstören von Vogelnestern schädlich. In unsrer Gegenwart, da die Sonderinteressen auf allen Gebieten gar eigennützig sich geltend machen und es daher nicht selten vorkommt, daß die Obst- und Landwirthe mit den Jägern u. a. in Zwiespalt inbetreff des Urtheils über diese und jene Thierart gerathen, dürfen wir uns durchaus nicht darüber wundern, wenn gewisse Krähenarten hier geschützt und gehegt werden, indem man davon überzeugt ist, daß sie durchaus überwiegend nützlich sind, während man dieselben Vögel andernorts verfolgt und auszurotten sucht, weil man sie für schädlich, oder doch ihr Geschrei, ihre Schmutzerei u. a. für lästig hält. Bei den einzelnen Arten werde ich natürlich auf alle diese Verhältnisse entsprechend näher eingehen. Die Jäger und Jagdberechtigten erlegen die Krähen beiläufig in Feld und Wald, wo immer sie ihnen begegnen; am zahlreichsten aber werden sie auf der sog. Krähenhütte vor dem Uhu geschossen. Mit wenigen Ausnahmen sind alle Rabenvögel gesellig, manche nur zur Zugzeit, andere auch während der Brut, nur einige leben einsam und unverträglich. Die meisten sind vortreffliche Flugkünstler, welche hoch oben in der Bläue stundenlang in herrlichen Windungen kreisen, während andere nur auf kurzen Entfernungen mit vielen Flügelschlägen dahinfliegen. Einige gehen schrittweise, andere Hüpfen, alle aber bewegen sich geschickt auf dem Erdboden. Beiweitem die meisten von ihnen sind Standvögel, welche nur zeitweise umherstreichen; dann, zur Herbstzeit, sammeln sie sich zu mehr oder minder großen, manchmal außerordentlich vielköpfigen Schwärmen an, welche gemeinsame Flugübungen ausführen und nahrungsuchend von einer Gegend in die andre, niemals aber weithin, streichen. Die auf Gebirgen wohnenden kommen zur kältesten Zeit und bei hohem Schnee in niedriger gelegene Striche herab. Fast alle Krähenvögel nisten sehr früh im Jahr, manche nur einmal, andere zwei- und nur sehr selten dreimal. Das Nest bildet beinahe immer eine offne Schale oder Mulde, welche, aus Reisern, Wurzeln und Fasern geformt, mit Thier- und Pflanzenwolle und Federn ausgerundet, meistens sehr hoch im Gipfel eines alten Baums, seltner etwa mannshoch im Kieferndickicht steht, und dann auch wol mit Reisern überwölbt ist; einige Arten nisten auch auf Thürmen, andere in Felsenspalten; nur bei wenigen werden die Nester gesellig zu mehreren beisammen errichtet. Das Gelege bilden 4 bis 6 bunte Eier, welche vom Weibchen allein in 14 bis 20 Tagen erbrütet werden.

Die Redensart von den ›Rabeneltern‹ ist durchaus unzutreffend, denn alle hierher zu zählenden Vögel verpflegen und überwachen ihre Jungen mit außerordentlicher Sorgfalt und Liebe. Rauhe, weithin schallende Laute bilden ihre Lockrufe und von einem Gesang kann natürlich nicht die Rede sein; dagegen gehören fast alle Krähenartigen zu den Vögeln, welche dazu begabt sind, Liederweisen nachflöten und menschliche Worte nachsprechen zu lernen. Nur an den großen, schnell fliegenden gefiederten Räubern, insbesondre allen Falken und dem Uhu haben sie Feinde, welche ihnen wirklich Abbruch thun können; außerdem überlistet sie hin und wieder der Fuchs und plündern Marder oder Katzen ihre Nester. Als ihr größter Widersacher aber tritt der Mensch auf, der die meisten von ihnen, wie gesagt, verfolgt, um ihrer wirklichen oder vermeintlichen Schädlichkeit willen. Näheres in dieser Beziehung werde ich bei jeder einzelnen Art angeben. Für die Stubenvogel-Liebhaberei haben sie verhältnißmäßig geringen Werth; allerdings gelten einige, wie erwähnt, als geschätzte gefiederte Sprecher und andere werden wenigstens um ihres hübschen Aussehens und drolligen Wesens willen gern gehalten; dagegen verursacht ihre Verpflegung mancherlei Schwierigkeiten, denn als Allesfresser müssen sie mit fleischlichen und pflanzlichen Stoffen, vorwaltend aber mit den ersteren, am besten mit Abfällen von der menschlichen Nahrung, versorgt werden; infolgedessen aber bringen ihre Entlerungen große Unreinlichkeit hervor und der Kampf mit derselben ist so schwer, daß ihre Haltung dem Liebhaber nur zu bald verleidet wird. Man findet sie daher viel weniger als Stubenvögel, sondern auf dem Hof unter allerlei Geflügel. Aber auch hier wird ihre Haltung bedenklich, denn sie überfallen alle schwächeren und kleineren Hausthiere und tödten oder verletzen sie doch. Ferner haben sie die bekannte Unart, daß sie glänzende und auffallende Gegenstände stehlen und verschleppen, woher die Redensarten »diebisch wie eine Elster«, »stiehlt wie ein Rabe« u. a. m. kommen. Fast alle Rabenvögel lassen sich, obwol sie geistig hervorragend begabt, klug und pfiffig sind und außerordentlich scharfe Sinne, Gesicht, Gehör und Geruch haben und obwol die meisten den Jäger mit Gewehr vom harmlosen Schäfer schon in der weitesten Entfernung sicher zu unterscheiden wissen, doch verhältnißmäßig leicht überlisten und fangen. Dies liegt vielleicht darin begründet, daß sie sich gleichsam schlauer dünken als ihr Gegner, der Mensch, weshalb sie ihn meistens wenig fürchten. So werden, die kleineren mit Schlingen und Leim, die größeren mit Tellereisen oder Fallen, vielfach gefangen; die häufiger mit dem Menschen in Berührung kommenden, bzw. in seiner Nähe wohnenden, werden bald so klug, daß sie nur äußerst schwer zu fangen sind. Ihre Eingewöhnung und Erhaltung im Käfig verursacht gar keine Mühe. Im Gesellschaftskäfig mit anderen Vögeln zusammen darf man sie nur dann haben, wenn jene mindestens ebenso stark und wehrhaft sind als sie; schwächere Genossen überfallen und tödten sie immer. Auch sie werden in verschiedene Unterfamilien oder Sippen geschieden, von denen ich hier natürlich nur diejenigen schildern kann, welche bei uns heimisch sind.


Die eigentlichen Raben oder Krähen ( Corvinae) entsprechen der vorhin gegebnen Beschreibung am meisten und zeigen daher folgende besonderen Merkmale:

Die Gestalt ist kräftig, doch schlank, und die Haltung meistens aufrecht. Der Kopf ist mittelgroß mit kurzem, dickem und starkem, am Grunde gewölbtem, an der Oberseite gerundetem Schnabel, dessen Grund und kreisrunde Nasenlöcher mit steifen Borstenfederchen bedeckt sind. Die verhältnißmäßig großen, spitzen Flügel erreichen zusammengelegt ungefähr das Ende des Schwanzes, welcher letztre verschieden lang, gerade abgeschnitten oder abgerundet, selten stufig ist. Die Füße sind kräftig, mittelhoch mit scharfen, nicht stark gekrallten Zehen. Das Gefieder ist voll und straff. Die Farbe ist vorwaltend schwarz, an bestimmten Stellen metallglänzend.

Da sie in der Lebensweise ziemlich bedeutsam von einander abweichen, so muß ich Näheres bei jeder einzelnen Art schildern.


Der Rabe ( Corvus corax, Z.).

Als der größte unter unseren Krähenvögeln zeigt sich der Rabe auch absonderlich in seinem Wesen und in der Lebensweise.

Er ist am ganzen Körper einfarbig tiefschwarz, mehr oder minder metallisch glänzend; auch der Schnabel und die Füße sind schwarz, die Augen braun. Rabengröße ist bekannt (Länge 64 cm, Flügelbreite 125 cm, Schwanz 26 cm). Das Weibchen ist fast unbemerkbar kleiner und hat etwas schwächern Metallglanz; im höhern Alter aber erscheinen beide völlig übereinstimmend.

Über Europa verbreitet, ist er auch in fast ganz Asien, sowie Theilen von Afrika und Nordamerika heimisch. Bei uns in Deutschland ist er, da er allenthalben hart verfolgt wird, überall schon recht selten geworden. In manchen Gegenden findet man ihn allerdings noch hier und da in einem Pärchen, anderwärts aber gar nicht mehr. Jedes Paar bewohnt ein bestimmtes ausgedehntes Gebiet, vornehmlich im hochstämmigen Gebirgs- oder auch im Küstenwald, und mit Vorliebe dort, wo Felder und Wiesen an den Hochwald grenzen oder mit Waldstrecken wechseln. Hier steht das Nest im Wipfel eines der höchsten Bäume oder auch an einer schwer zugänglichen Stelle, auf einem Felsen; es bildet einen großen, aus starken Ästen geschichteten Unterbau, auf welchem die weich ausgepolsterte Mulde ruht. Wenn nicht besondre Beunruhigung eintritt, die Raben also zu harte Verfolgung erleiden, wird der Horst alljährlich von demselben Pärchen bewohnt. Bereits sehr früh im Jahr, wol schon im Februar oder zu Anfang des Monats März beginnt die Brut und das Gelege besteht in fünf bis sechs veränderlichen grünlichen, braun und grau gefleckten Eiern, welche in 20 Tagen erbrütet werden. Im malerischen Fluge sehen wir das Par hochoben in der Bläue kreisen und dann hören wir ihre rauhen Rufe rab, kolk, kruk oder klong. Als Standvogel weilt der Rabe jahraus und -ein immer in derselben Gegend, niemals aber gesellig, sondern jeder einzelne oder das Pärchen, welches in lebenslanger Ehe lebt, gemeinsam, gehen sie ihrer Nahrung nach. Diese letztre besteht in allerlei lebenden und todten Thieren, bei Gelegenheit auch in Aas von gefallnem Vieh u. a. Während der Rabe durch Vertilgung von schädlichen Nagern, vornehmlich Mäusen, Ratten, Hamstern u. a., sodann auch mancherlei Kerbthieren für die menschlichen Kulturen Nutzen bringt, so zeigt er sich doch durch das Ausrauben von allerlei Vogelnestern, das Verfolgen von jungem und altem Wild und auch Hausthieren, welche er vermittelst seiner ungemein scharfen Sinne, Geruch und Gesicht, auf außerordentlich weite Entfernungen hin zu erspähen und mit staunenswerthem Muth, großer Kraft und mit Frechheit zu überwältigen vermag, so überaus schädlich, daß man ihn zu den wenigen unter unseren einheimischen Vögeln zählen muß, deren rücksichtslose, unnachsichtliche Verfolgung sich nicht vermeiden läßt. Aber er ist so scheu und vorsichtig, daß ihn weder der Jäger mit dem weitreichendsten Schuß zu erlegen noch der Fänger in irgend einer Vorrichtung, Eisen, Falle u. a. so leicht zu überlisten vermag; kaum jemals wird er aus der Krähenhütte oder beim Nest geschossen. Bei sehr starker Verfolgung entwickelt er bewundernswerthe List und Schlauheit, und so soll er, wenn das Nest von den Jägern lange überwacht wird, hochoben außer Schußweite kreisend, den Fraß für die Jungen in den Horst herabfallen lassen. Das Jugendkleid ist am ganzen Körper glanzlos, einfarbig düstergrauschwarz. Wo es gelingt, den Horst zu erreichen und die Jungen auszurauben, sind diese insofern begehrenswerth, als sie unschwer mit allerlei Nahrungsabfällen, Fleisch und gleicherweise Brot, Gemüse, Kartoffeln u. a. sich aufziehen, vortrefflich zähmen und zum Sprechenlernen abrichten lassen; auch allerlei andere Laute, wie menschliches Gelächter, Hundegebell, Hahnenschrei u. a. lernen sie nachzuahmen. Ein sachgemäß und verständnißvoll erzogner Rabe entwickelt nicht blos staunenswerthe Gelehrigkeit, sondern auch bewundernswerthen Verstand, und er kann unter Umständen einen hohen Werth erlangen. Als Stubenvogel ist er freilich nicht zu erachten, dagegen wird er gewöhnlich auf dem Hof frei umherlaufend und späterhin auch freifliegend gehalten. Immer ist aber ihm gegenüber große Vorsicht nothwendig, denn er wird nicht allein für allerlei andere Hausthiere, insbesondre kleinere und schwächere, sondern er kann auch selbst für Kinder oder erwachsene, unvorsichtige Personen gefährlich werden. Am besten beherbergt man ihn in einem recht großen Metallkäfig oder auch auf einem Ständer gleich einem Papagei an der Kette. Er wird auch großer Galgenvogel, Kielkrapp, große und rauhe Krähe, Aas-, Edel-, Gold-, Kiel-, Kolk- und Steinrabe und Raab genannt.


Die Rabenkrähe Corvus corone, Lath.) und die Nebelkrähe ( Corvus cornix, L.)

Tafel XXXVII, Vogel c.

Tafel XXXVII. Straßengäste:
a. Sperling oder Haussperling (Fringilla domestica, L.),
b. Goldammer (Emberiza citrinella, L.),
c. Nebelkrähe (Corvus cornix, L.)

sind dem vorhergegangenen Verwandten in der Erscheinung wie in allen Eigenthümlichkeiten überaus ähnlich. Zumal die erstre unterscheidet sich nur durch die bedeutend geringere Größe.

Sie ist gleichfalls am ganzen Körper einfarbig tiefschwarz, stahlblau glänzend, ebenso sind der Schnabel und die Füße schwarz und die Augen dunkelbraun (Länge 48 cm, Flügelbreite 100 cm, Schwanz 20 cm). Das Weibchen ist kaum merkbar kleiner. Die Nebelkrähe ist nur an Kopf, Hals, den Flügeln und dem Schwanz schwarz und ebenso hat sie ein schwarzes Brustschild, während der ganze übrige Körper hellaschgrau erscheint. Auch bei ihr ist das Weibchen in der Färbung nicht zu unterscheiden.

In allem übrigen, sowol in der äußern Erscheinung als auch im ganzen Wesen und in allen Eigenthümlichkeiten sind beide einander völlig gleich. Man könnte sie für Farbenspielarten von einundderselben Art ansehen, umsomehr, da sie sich auch nicht selten mit einander paren und fortpflanzen; die meisten Vogelkundigen halten sie indessen für selbständige nebeneinanderstehende Arten.

Die Verbreitung der Rabenkrähe erstreckt sich vom Süden, von Frankreich aus bis nach Mitteldeutschland, auch kommt sie in Asien vor; die Heimat der Nebelkrähe dagegen ist Norddeutschland und der ganze Norden Europas, aber auch fast ganz Österreich-Ungarn, sowie gleichfalls ein Theil Asiens. Als die Grenzscheide zwischen den Wohngebieten beider kann man die Elbe ansehen; doch ist dies nur im allgemeinen zutreffend, denn manchmal, wenn auch selten, kommt die Rabenkrähe in nördlicheren Gegenden und die Nebelkrähe dagegen in Südeuropa und in Afrika, Egypten und Nubien vor. Die Rabenkrähe lebt im Süden als Standvogel und in nördlicheren Gegenden als Strichvogel und zwar bewohnt sie ausschließlich lichtere Gehölze, Vor- und Feldwald, sowie auch Baumgärten. Hier steht das Nest immer auf den höchsten Bäumen und enthält blaugrüne, olivengrünlichbraun-, dunkelgrün-, aschgrau- und schwarzgepunktete und -gefleckte Eier. Das Jugendkleid ist einfarbig graulichschwarz. Meistens wird nur eine Brut im Beginn des Monats April, seltner noch eine zweite im Juni gemacht. Während die Rabenkrähen zur Brutzeit parweise leben, jedoch ohne daß die nebeneinander wohnenden Pärchen sich gegenseitig befehden und aus einem bestimmten Brutbezirk vertreiben, schlagen sie sich nach beendetem Nisten in Schwärme zusammen, welche umherschweifend immer vielköpfiger werden und zum Winter hin südwärts streichen; im strengen Winter kommen einzelne Rabenkrähen in die Ortschaften, um hier auf den Dung- und Ausgußstätten Nahrung zu suchen. Diese besteht in allem, was eßbar ist, zunächst in lebenden Thieren, Insekten und Gewürm, aus Vögeln und Vogelbruten, sowie Vierfüßlern, Mäusen und allen übrigen Nagern, welche sie nur überwältigen können, sowie auch Aas, ferner in mancherlei Sämereien und Früchten.

Abgesehen von der verschiedenen Färbung gleicht die Nebelkrähe der soeben geschilderten Rabenkrähe in allen Eigenthümlichkeiten durchaus. Ihre Fortpflanzung, Nestbau, Gelege und alles übrige ist übereinstimmend. Das Jugendkleid ist nur ein wenig fahler als das der Alten gefärbt. Die Nebelkrähe ist mehr Standvogel, welcher zur kalten Jahreszeit gleichfalls in Schwärmen umherstreicht, aber nicht weit südwärts geht; sie kommt noch zahlreicher als die andre in der Wintersnoth auf die Straßen und Höfe, um hier Abfälle zur Nahrung zu suchen. Da beide wiederum als kleineres Bild des Raben gelten können, so zeigen sie erklärlicherweise neben der nützlichen auch dessen schädliche Thätigkeit. In neuerer Zeit will man festgestellt haben, daß diese beiden Krähen beiweitem überwiegend schädlich seien. Wenn solch' ein Urtheilsspruch zunächst auch vorzugsweise nur von der Jägerei ausgeht, da sie für junges Wild, vornehmlich Hasen und Rebhühner, sehr verderblich sich zeigen, so läßt es sich andrerseits allerdings nicht übersehen, daß sie auch die Nester aller im Feld und Wald, Hain und Garten lebenden Singvögel arg bedrohen; selbst dem Landmann fügen sie schweren Ärger zu, indem sie sein junges Geflügel in Gärten und Triften, sogar vom Hof, rauben. Inanbetracht dessen aber, daß alle Krähen doch auch eine bedeutsame Nützlichkeit durch Vertilgung der beim Raben genannten Nagethiere, sowie von mancherlei schädlichen Kerfen und Gewürm entwickeln – wir brauchen ja nur die Vögel, welche sich hinter dem Pfluge des Landmanns im Herbst oder Frühjahr einfinden, zu beobachten, um uns davon zu überzeugen – muß das Endurtheil gerade über die Krähen im allgemeinen doch außerordentlich schwanken. Wenn ich es im übrigen auch keineswegs bestreiten kann, daß diese beiden Krähen allerdings als überwiegend schädlich angesehen werden dürfen, so möchte ich doch um keinen Preis zu ihrer unnachsichtlichen Ausrottung rathen; man möge allenthalben ihre Anzahl verringern, sie mindestens nirgends in der Weise gewähren lassen, daß in den Vor- und Feldgehölzen eine erhebliche Menge ihrer Nester steht; einerseits aber sollte man doch wenigstens hier und da ein nistendes Pärchen dulden und andrerseits darf man keinesfalls die Krähen, welche im Herbst oder Frühjahr auf den Wiesen und Triften umherschwärmen und noch weniger die, welche hinter dem Pfluge herschreiten, fortschießen. Wie alle Krähen sind auch diese beiden muthvoll gegen ihre Feinde, von denen sie sogar große Raubvögel aus der Nähe ihres Rests zu vertreiben vermögen, indem auf den Ruf einer einzelnen alle umwohnenden Krähen sogleich herbeistürzen und den Widersacher nun unter fortwährendem Geschrei so bedrängen, daß er schließlich das Weite sucht. Manche der gefiederten Räuber lassen sich dadurch freilich durchaus nicht stören, sondern ziehen erst von dannen, wenn sie eine der zudringlichen Krähen als Beute in den Krallen haben. Eine förmlich rührende Anhänglichkeit zeigen die letzteren auch darin, daß sie über einer herabgeschoßnen, welche verwundet ihr Klagegeschrei ausstößt oder einer gefangnen, bald zu vielen in der Luft umherschwärmen und den Räuber, sei es nun ein Mensch, ein Fuchs oder ein andres Thier, weithin lärmend verfolgen. Ferner zeigen sie sich meistens so listig und verschlagen, daß es nur selten einmal gelingt, eine alte Krähe in irgendwelcher Vorrichtung zu fangen. Junge Krähen werden dagegen häufig aus den Nestern gehoben und aufgefüttert. Sie gleichen dann in allen Eigenthümlichkeiten dem Raben, bleiben jedoch an Begabung beiweitem hinter ihm zurück. Man hält sie fast nur als Hofvögel.

Die Rabenkrähe heißt auch Kräge, Aas-, Feld-, gemeine schwarze und schwarze Hauskrähe, Krapp, Quake, Feld-, Krähen- und Mittelrabe und in manchen Gegenden wird sie fälschlich ausschließlich Rabe genannt. – Die Nebelkrähe heißt auch Graumantel und Graurücken, Aas-, gemeine, graue, Luder-, Mantel-, Sattel-, Schild- und Schneekrähe, Nebelkrapp, grauer, Mehl- und Nebelrabe.


Die Satkrähe ( Corvus frugilegus, L.)

ist wiederum von den beiden vorigen auf den ersten Blick wenig verschieden.

Sie erscheint am ganzen Körper einfarbig schwarz, purpurblau glänzend; der Schnabel ist schwarz, die Augen sind braun und die Füße schwarz. In der Größe ist sie etwas geringer (Länge 47 cm, Flügelbreite 98 cm, Schwanz 19 cm) und außerdem unterscheidet sie sich durch vorzugsweise schlanke Gestalt, sowie, wenigstens im Alter, durch ein bis zu den Augen kahles Gesicht. Das Weibchen ist nicht verschieden, allenfalls dürfte das Gefieder etwas weniger glänzend sein.

Ihre Heimat erstreckt sich über das mittlere Europa, von Südschweden bis über Süddeutschland hinaus und auch in Mittelasien ist sie zu finden. Als Zugvogel kommt sie bereits im Februar oder März an und dann ist sie an Waldrändern, in Feldgehölzen und auf Baumreihen an den Landwegen, auch wol in großen Baumgärten, immer in der Nähe von Wiesen, Triften und Feldern und ausschließlich in ebenen Gegenden, stets gesellig in mehr oder minder großen Schwärmen, zu finden. Ebenso stehen die Nester an den genannten Örtlichkeiten und zwar in Brutansiedelungen, wol bis zu 20 Stück auf einem Baum oder doch in der Nähe beisammen. Die Eier sind grünlichweiß, rothbraun und aschgrau gepunktet und gefleckt. Das Jugendkleid ist einfarbig mattschwarz, und an dem vollbefiederten Gesicht ist die junge Satkrähe noch lange zu erkennen. Im März findet die erste Brut und im Juni die zweite statt. Nach der letztern schlagen sich diese Krähen zu immer größer werdenden Scharen zusammen, welche nahrungsuchend umherschwärmen, auch wol mit Dohlen, Staren u. a. Vögeln, niemals aber mit den verwandten Krähen, zusammen weithin umherschweifend und im Oktober oder erst im November bis Südeuropa oder auch Nordafrika wandern. Ihre Nahrung besteht in den allerschädlichsten Kerbthieren und Gewürm, vornehmlich Maikäfern und Engerlingen, Rüsselkäfern, Heuschrecken, allerlei Raupen u. a., ferner nackten Schnecken, Regenwürmern u. drgl., auch kleinen Vierfüßlern, Mäusen u. a. Um all' solch' Gethier aus dem weichen Erdboden hervorzuholen, arbeitet sie mit dem Schnabel tief hinein und dabei werden die kurzen Federchen rings um denselben abgestoßen. Außerdem verzehrt sie auch allerlei Sämereien, Beren und andere Früchte, niemals aber geht sie an Aas. Obwol auch diese Krähe junge Thiere raubt und hier und da ein Vogelnest zerstört, so kann der Schaden, den sie verursacht, doch mit ihrer nützlichen Thätigkeit, in der sie für die Landwirtschaft, Forstwirthschaft und auch für den Gartenbau überaus wichtig wird, nicht im entferntesten verglichen werden; umsomehr ist es daher zu bedauern, daß sie in neuerer Zeit, insbesondre seitens der Jägerei, gleich den anderen Krähen, beschuldigt und leider auch unnachsichtlich verfolgt wird. Wol ist es richtig, daß die Satkrähen an ihren Brutplätzen einen unausstehlichen Lärm verursachen; durch ihr heiseres kraa, kreischendes kürr und kroha, dann auch durch ihr unablässiges Grackeln und Plaudern, noch viel mehr aber durch ihre Schmutzerei, können sie allerdings ungemein lästig werden. Trotzdem begeht man nach meiner Überzeugung ein schweres Unrecht, wenn man sie verfolgen oder gar ausrotten will. Allenfalls möge man ihre größeren Ansiedelungen auf fernab liegende Feldgehölze beschränken und anderweitig nur einzelne, wenige Nester dulden. Als Stubenvogel hat die Satkrähe, wenn sie auch in Aufzucht, Ernährung, Zähmbarkeit und allem übrigen den anderen gleicht und sogar darin einen Vorzug zeigt, daß sie harmloser als die anderen ist, trotzdem nur geringen Werth, weil sie weniger begabt und lernfähig ist, während sie doch auch nicht besonders schön erscheint. Sie wird auch Grindschnabel, Haferräcke, Karechel, Acker-, Feld-, Hafer- und schwarze Krähe, Krähenveitel, Kranveil, Kurock, Nacktschnabel, altenburgischer, pommerscher und sächsischer Rabe, fälschlich Rocke, Rook- und Satrabe genannt.


Die Dohle ( Corvus monedula, L.).

Tafel XXXX, Vogel d.

Tafel XXXX. Ein Vogelnest im Winterwatd:
Kiefernkreuzschnäbel (Loxia pityopsittacus, Bechst.),
a. Männchen, b. Weibchen, c. junger Vogel,
d. Dohle (Corvus monedula, L.)

Als ein lebhafter und gewandter, immer heitrer und muthwilliger, dabei aber auch schlauer und gelegentlich sehr listig sich zeigender Vogel tritt uns die Dohle entgegen – freilich nur, wenn wir sie genau kennen und mit ihr gleichsam im regen Verkehr stehen. Dies können wir allerdings eigentlich nur an der gezähmten oder als Hofvogel gehaltnen Dohle vor uns wahrnehmen. Sodann ist die Dohle hübscher gefärbt als die meisten anderen Krähenvögel.

Das alte Männchen erscheint an der Oberseite tief und glänzend schwarz, an Hinterkopf, Nacken und Wangen aschgrau, an den Halsseiten grauweiß; Brust und Bauch und die ganze übrige Unterseite sind schwarzgrau; der Schnabel ist schwarz, die Augen sind grell silberweiß und die Füße schwarz. Das Weibchen ist wenig verschieden, am Kopf kaum bemerkbar dunkler grau. Auch das Jugendkleid ist matter und im übrigen einfarbig düsterschwarz; das Grau am Kopf fehlt noch ganz. Als die kleinste von allen unseren Krähenvögeln mißt sie: Länge 33 cm, Flügelbreite 66 cm, Schwanz 13,5 cm.

Wenn wir einen Dohlenschwarm in der Luft fliegend, mit schnellem Flügelschlag hin und wieder schwebend oder gleitend, sehen und wenn wir die hohen, weithin schallenden Rufe kräh, jäck, jäck und anhaltend dah, auch kiah hören, so betrachten wir diese Vögel, und zwar fast allenthalben in ganz Deutschland, als eine alltägliche Erscheinung, während sie freilich in manchen Gegenden garnicht zu finden sind. Ihre Verbreitung erstreckt sich über ganz Europa und auch auf den kanarischen Inseln, sowie in Asien, sind sie heimisch. Als Zugvogel kommt die Dohle im Beginn des Monats März an ihren Nistorten, auf Thürmen und allerlei anderen hohen Gebäuden, innerhalb der Ortschaften an. Gleich denen der vorigen werden die Dohlennester immer gesellig zu mehreren beisammen in irgend welchen Höhlungen an den erwähnten Gebäuden, seltner in steilen Felswänden, noch weniger in hohlen Bäumen und nur ausnahmsweise inmitten einer Satkrähen-Ansiedelung in einem Feldgehölz angelegt und zwar aus Reisern und Halmen geschichtet und mit trocknem Gras, Thierharen und Federn ausgerundet. Obwol die Pärchen aber immer gesellig nebeneinander nisten, so leben sie doch in fortwährendem Zank und Streit, nur wenn ein gemeinsamer Feind oder Störenfried naht, ein Bussard, ja selbst ein schnellfliegender Raubvogel, so scharen sie sich gleich zusammen, greifen denselben im großen Schwarm unter Geschrei vereinigt an und jagen ihn meistens in die Flucht. Ihre Nahrung besteht, gleich der bei der Satkrähe angegebnen, in allerlei schädlichen Kerbthieren, vornehmlich Maikäfern, aber auch in Mäusen und zeitweise in Sämereien und Früchten. Obwol die Dohle beiläufig nicht selten ein Vogelnest ausraubt, ist sie doch entschieden beiweitem überwiegend nützlich, und sogar das gelegentliche Plündern der Sperlingsnester braucht man ihr nicht als Missethat anzurechnen; sie steht in ihrer Bedeutung für den Naturhaushalt und die menschlichen Kulturen auf gleicher Stufe mit der Satkrähe. Vor den Nestern auf Gesimsen und Vorsprüngen oder der Dachkante sitzt der Schwarm schwatzend und plaudernd, und im Monat April finden wir das Gelege von vier bis sechs hellbläulichgrünen, aschgrau und schwarzbraun gefleckten Eiern, welche in 18 Tagen von beiden Gatten des Pärchens abwechselnd erbrütet werden, während sie ebenso gemeinsam die Jungen auffüttern und sie gegen Katzen u. a. Feinde muthvoll vertheidigen. Nach dem Flüggewerden der Jungen schweifen die Dohlen in mehr oder minder großen Scharen umher, und viele, manchmal die meisten, bleiben über Winter an ihren Nistplätzen, während die anderen im November nach Süddeutschland oder bis nach Nordafrika und Asien wandern. Man sollte die Dohle gleich der Satkrähe überall möglichst beschützen und hegen; eine Ächtung als schädlicher Vogel wäre nach meiner Überzeugung ein unverantwortliches Unrecht. In manchen Gegenden werden die jungen Dohlen, wenn sie fast flügge sind, aus den Nestern geraubt und gern gegessen; sie sollen recht wohlschmeckend sein. Auch werden sie viel mehr wie die anderen Krähenarten als Hof- und selbst als Stubenvögel gehalten. Sie sind harmloser und dreister und daher leichter in Schlingen, Netzen, Fallen und u. a. zu fangen, als die anderen, zugleich ohne alle Mühe einzugewöhnen und, auch aus dem Nest gehoben, aufzufüttern. Dann werden sie ungemein zahm, fliegen ein und aus, zeigen sich sehr anhänglich und lernen auch etwas, wenngleich nicht viel sprechen, d. h. menschliche Worte nachplaudern. Als allbekannter Vogel hat sie der Volksmund auch mit vielen Namen belegt: Älke, Elk oder Ölke, Dachlicke oder Dachlücke, Dahle, Duhle, Gecke, Geile, Kayke, Klaas, Schneejäcke oder Schneegöcke, Tahe, Talk, Taperl, Thale, Thurmkrähe, Tschöckerle, Tuhl oder Tuhle und Zschockerl.


Als


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