Anzeige. Gutenberg Edition 16. 2. vermehrte und verbesserte Auflage. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Eine vielartige, verhältnißmäßig sehr lose zusammengehörende Vogelgruppe, deren Glieder von den Schriftstellern in der wunderlichsten Weise mannigfaltig aneinandergereiht werden und die im ganzen nur in folgenden Merkmalen übereinstimmen.
Der Körper ist hochgestellt und gerade aufrecht stehend, schlank mit verhältnißmäßig kleinem Kopf, langem, dünnem Hals, hohen, dünnen, nackten Beinen mit drei oder vier Zehen. Der Schnabel ist überaus verschieden, so daß er bei jedem einzelnen Geschlecht beschrieben werden muß. Die Flügel sind bei manchen Arten vortrefflich ausgebildet und nur bei wenigen verhältnißmäßig kurz. Der Schwanz ist in der Regel kurz. Auch das Gefieder ist mannigfaltig verschieden, im ganzen jedoch voll und reich; manche Arten tragen besondere schmückende Abzeichen, Federbüsche u. a. Ihre Farben sind durchgängig schlicht, kaum bei irgend einer Art auffallend bunt und prächtig.
Über die ganze Erde erstreckt sich die Verbreitung der Stelzvögel, und ihr Aufenthalt ist überaus wechselvoll verschieden; mit Ausnahme des tiefen, dichten Hochwalds und der Hochgebirge kommen sie eigentlich überall vor. Da eine große Anzahl von ihnen mehr oder minder vorzugsweise und ausschließlich in Sumpfgegenden oder doch in der Umgebung von Gewässern heimisch ist, so hat man sie auch mit der allgemeinen Bezeichnung Sumpfvögel belegt. Ihrer Gesammtheit gegenüber ist diese Benennung aber nicht zutreffend oder doch keineswegs ausreichend. Hauptsächlich in allerlei lebendem Gethier besteht ihre Nahrung und gleicherweise fressen sie niedere Thiere: Insekten, Würmer, Weichthiere, ferner Kriechthiere, Fische, wie auch höhere Thiere: Vögel und Vierfüßler, soweit sie solche nur erhaschen und überwältigen können. Manche Arten verzehren auch Pflanzenstoffe: Sämereien, Knospen, Blätter u. a. In den Bewegungen zeigen sich die Stelzvögel meistens ruhig, gewissermaßen gemessen, wenigstens die größeren Arten, welche nicht laufen, sondern nur schreiten; die kleineren sind allerdings in dieser Hinsicht abweichend und ich muß daher Näheres immer bei den einzelnen angeben. Eine Anzahl von ihnen gehört zu den vorzüglichsten Fliegern, während andere nur stümperhaft im Fluge vorwärts kommen. Alle, oder doch die größeren Arten erscheinen geistig hochbegabt; namentlich entwickeln sie bei Verfolgung nicht selten staunenswerthe Klugheit und List. Durch Erfahrung gewitzigt, sind die meisten auch überaus scheu und vorsichtig. Fast alle oder doch viele leben gesellig, manche auch zur Nistzeit, die übrigen wenigstens während der Wanderung. Seltsamerweise haben viele, selbst große Stelzvögel keine laute Stimme, sondern sie lassen nur heiseres Zischen hören, manche aber haben auch klangvolle Rufe. Ihre Brutentwicklung ist wiederum so sehr verschieden, daß sich über dieselbe nichts Näheres im allgemeinen sagen läßt; von der Erde bis zum höchsten Baumwipfel hinauf wechselnd steht das Nest und immer bildet es eine einfache, mehr oder minder kunstlose Mulde, welche bei manchen blos in den Sand gescharrt und wenig oder gar nicht ausgelegt ist. Meistens zahlreiche, immer farbige Eier bilden das Gelege. Die Brutdauer und ebenso die Brut an sich sind auch vielfach verschieden. Manche Stelzvögel sind Gegenstand eifriger und beliebter Jagd und bei vielen ist das Wildbret hoch geschätzt. In der Gefangenschaft werden sie häufig gehalten, doch fast ausschließlich in zoologischen Gärten und anderen Naturanstalten, während sie als Stubenvögel allerdings nicht und selbst in den kleineren Arten kaum gelten können.