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Möven ( Larinae),

als deren hauptsächlichstes Unterscheidungszeichen ich den an der Spitze scharf hinabgebognen Oberschnabel angebe, nisten in unsrer Heimat nur 4 Arten.


Die Lachmöve ( Larus ridibundus, L.),

auch Gieritz, Gyritz, Holbrod, schwarzköpfige Möve und Seekrähe genannt, erscheint in folgender Weise gefärbt:

Oberkopf und Vorderhals sind braun, hinter dem Auge ist ein weißer Fleck; Nacken, Schwingen und Schwanz sind weiß, die Spitzen der Schwingen schwarz; Rücken und Flügel sind graulichblau; die ganze Unterseite ist reinweiß, die Brust zuweilen mit rosenfarbigem Anflug; der Schnabel ist roth, die Augen sind dunkelbraun und die Füße sind roth. Ihre Größe ist der einer Haustaube gleich (Länge 42 cm; Flügelbreite 91 cm; Schwanz 13 cm). Im Winterkleid ist der Oberkopf weiß, der Ohrfleck und Hinterhals sind grau. Das Jugendkleid ist an der ganzen Oberseite bräunlich, an der Unterseite weiß.

Gleicherweise über die Meeresküsten, wie über die Binnengewässer des ganzen gemäßigten Europa erstreckt sich ihre Verbreitung, und auch in Asien und Amerika ist sie heimisch. Bei uns kommt sie zu Ende des Monat März oder im April an und wandert scharenweise im Oktober und November bis nach den Mittelmeerländern. Girr und kreischend kriäh erschallen ihre Locktöne und in der Erregung schreit sie kerreckeck. Kopfnickend und emsig suchend, läuft sie zierlich umher, sammelt hinter dem Pfluge Engerlinge und Gewürm, erhascht auch Maikäfer u. a. Kerbthiere und ist daher im Binnenlande entschieden vorwaltend nützlich. Auf manchen Inseln, insbesondre am Seestrand, werden ihre Eier zu Tausenden gesammelt und in den Handel gebracht. Die Eier sind veränderlich, grünlich, röthlichaschgrau, braungrau u. s. w., gefleckt und gepunktet. In 4–5 Stück besteht das Gelege. Um des Eierertrags willen ist sie meistens gesetzlich geschützt.


Die Sturmmöve ( Larus canus, L.)

ist an Kopf, Hals und Schwanz weiß, am Rücken bläulichgrau; die Schulterdecken sind weiß gespitzt, die großen Schwingen sind am Ende schwarz, die beiden ersten breit und die anderen schmäler weiß gespitzt; die ganze Unterseite ist weiß; der Schnabel ist grünlichgelb, am Grunde dunkler bläulichgrau, die Augen sind braun und die Füße sind röthlichgelb. Im Winterkleid sind Kopf, Hinterhals und Brustseiten bräunlich, grau gefleckt und die Schwingen schwarz geschäftet. In der Größe steht sie etwa einer Krähe gleich (Länge 45 cm; Flügelbreite 110 cm; Schwanz 12–14 cm). Das Jugendkleid ist oberseits dunkelbraungrau; die Schwingen und Schwanzfedern sind an der Grundhälfte weiß, an der Endhälfte braunschwarz; die ganze Unterseite ist weiß, aber an Oberbrust und Seiten mit großen, braunen Flecken gezeichnet.

Über den Norden der alten Welt erstreckt sich ihre Heimat; sie wandert aber durch ganz Europa und nistet vereinzelt auch an unseren Binnengewässern. Eine Schar dieser Möven überwintert alljährlich inmitten des Weichbilds der Stadt Berlin auf der Spree. In der Ernährung mit der vorigen übereinstimmend, frißt sie auch zuweilen As. Sie dürfte im Binnenlande gleichfalls vorwaltend nützlich sein, während sie an den Küsten, auf den Watten u. a. wol als Fischräuber bedeutsam zur Geltung kommt. Auch ihre Eier werden, überall wo sie zahlreich nistet, wirthschaftlich ausgenutzt. Man nennt sie auch Haff- und Wintermöve und Stromvogel.

Die beiden anderen in Deutschland nistenden Arten und zwar die Silbermöve ( Larus argentatus, Brünn.) und die Zwergmöve ( Larus minutus, Pall.) erwähne ich nur kurz, da sie in der Lebensweise den vorigen gleichen. Die erstre ist der Sturmmöve in der Färbung ähnlich, aber bedeutend größer, etwa von Rabengröße. Auch sie wird an unseren Küsten hier und da hinsichtlich der Eier und Federn wirthschaftlich ausgenutzt. Im Binnenlande kommt sie nur als Wandergast vor und dann ist sie nicht schädlich. Die Zwergmöve, ein nur drosselgroßer Vogel, ist bei uns noch seltner als die Silbermöve, und bei ihr kann erst recht von einer Schädlichkeit keine Rede sein.

Auf dem Zug kommt noch eine beträchtliche Anzahl von nordischen Arten, theils zur Überwinterung bei uns, theils durchwandernd, vor und zwar: die Mantelmöve ( Larus marinus, L.), die Heringsmöve ( L. fuscus, L.), die Eismöve ( L. glaucus, Brünn.), die Polarmöve ( L. leucopterus, Fabr.), die dreizehige Möve ( L. tridactylus, L.), die Elfenbeinmöve ( L. eburneus, L.), die gabelschwänzige Möve ( L. Sabinei, Leach.), die große Raubmöve ( L. catarrhactes, L.), die mittlere Raubmöve ( L. pomarinus, Temm.), die kleine Raubmöve ( L. Buffoni, Boie), die Schmarotzer-Raubmöve ( L. parasiticus, L.).


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