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Vorwort.

Billigerweise dürfte man erwarten, daß auf einem Gebiet, welches so viele rastlos thätige und tüchtige Kräfte aufzuweisen hat, wie die Vogelkunde, doch bereits volle Klarheit, d. h. erschöpfende Erforschung bis ins Einzelne hinein, wenigstens soweit sie unsere einheimischen Vögel anbetrifft, zu finden sein müsse; thatsächlich ist diese Annahme indessen keineswegs zutreffend, wir sehen vielmehr, daß hier absonderliche Verhältnisse obwalten.

Nehmen wir eine der neueren, besseren Vogel-Naturgeschichten zur Hand, so können wir uns davon überzeugen, daß die Grundzüge des gesammten Wissens in der Kunde unsrer heimatlichen Vogelwelt wesentlich auf dem Forschungsschatz eines einzigen Ornithologen beruhen. In der That, jeder Schriftsteller, der in unsrer Zeit die einheimischen Vögel behandelte, und mit Wissen und Gewissenhaftigkeit Tüchtiges leisten wollte, hat auf J. F. Naumann's »Naturgeschichte der Vögel Deutschlands« sein Werk begründet, und das letztre ist dann sicherlich gut und gediegen, wenn er es verstanden, das von jenem großen Forscher Gebotne, ergänzt und weitergeführt durch dessen Nachfolger, die J. H. Blasius, Chr. L. Brehm, Konst. Gloger u. A. m., nach Selbstschauen und eigner Erfahrung weiter auszubauen. Aber auch auf diesem zuverlässigsten Wege, den wir in der naturgeschichtlichen Darstellung wandeln können, ist das große Ziel einer durchaus verläßlichen Beschreibung unserer einheimischen Vögel und ihres Lebens noch keineswegs voll und befriedigend erreicht. Trotz unsres Wissensreichthums auf diesem Gebiet sehen wir noch allenthalben ringsumher nur zuviele klaffende Lücken; selbst die Lebensweise der uns am allernächsten umgebenden Vögel, wie Sperling, Haubenlerche, Amsel u. a. m. ist noch nicht bis in alle Einzelnheiten erforscht und zuverlässig klargelegt, während uns im weitern, was das Wanderleben, die Verbreitung und zumal den Brutverlauf anbetrifft, überall nur zu bedeutsame Mängel entgegentreten.

In der vorliegenden Naturgeschichte der deutschen Vögel habe auch ich nichts andres geben wollen, als eine unserm gegenwärtigen Wissensstand entsprechende, vornehmlich aber lebenswahre und lebensvolle Schilderung – und wenn mir diese gelungen, darf ich hoffen, daß mein Werk auf der Höhe der Zeit steht, und daß es vor allem Anregung und sodann auch zuverlässige Belehrung gewähren werde.

Wahrlich nicht der unwichtigste Theil dieses Buchs sind die schönen und naturtreuen Abbildungen nach Aquarellen von Emil Schmidt. In verständnißvoller Auffassung ist der Künstler meinen Anleitungen entgegengekommen, und so führen diese Bilder einheimischer Vögel den Beschauer gewissermaßen durch das ganze Naturleben, vom ersten Erwachen im Frühling bis zum Ersterben im Spätherbst, und dann auch zum Vogelleben inmitten der unter Schnee und Eis erstarrten Winternatur. Darin aber dürfte kein geringer Werth dieses Werks liegen; jeder Beschauer soll dazu geworben werden, daß er sich vom Bilde bis zur freien Natur mit den Vögeln beschäftige und dahin strebe, sie immer mehr kennen und schätzen zu lernen. So bietet sich hier eine Naturgeschichte unserer Vögel, welche zweifellos vor allen übrigen in Wort und Bild etwas voraus hat.

Das Versprechen, welches ich beim Beginn des Erscheinens gegeben, daß selbst vielerfahrene Vogelkundige hier manches finden sollten, was ihnen willkommene Belehrung bringe, glaube ich gewissenhaft gehalten zu haben; vornehmlich darin, daß ich stichhaltige Angaben über Gefangenleben, Bedeutung und Werth in der Gefangenschaft gebracht, und zwar nicht allein bei allen Arten, welche man schon längst als Stubenvögel gehalten, sondern vorzugsweise bei vielem und mannigfaltigem Gefieder, über dessen Gefangenleben bisher noch wenig oder garnichts bekannt geworden, und das ich späterhin in meinem »Handbuch für Vogelliebhaber« III (Hof-, Park-, Feld- und Waldvögel) hauptsächlich nach jener Seite hin ausführlich zu schildern gedenke.

Möchten, es sei mir gestattet, diesen Wunsch wiederholt auszusprechen, die »Vögel der Heimat«, als ein schön geschmücktes, Freude, Anregung und verläßliche Belehrung zugleich gewährendes Werk im Bücherschrank jeder gebildeten Familie freundliche Aufnahme finden!

Berlin, im Winter 1887.
Dr. Karl Ruß.


Verzeichniß der Bildertafeln.

Der Verfasser dieses Werks und der Künstler hatten den Plan vereinbart, daß sie die Beschauer der Bilder gleichsam durch das ganze deutsche Naturleben im Lauf der Jahreszeiten geleiten wollten; dementsprechend sind die Farbentafeln aufgestellt und ausgeführt, und wer den vollen Genuß einer solchen Betrachtung des Vogellebens in der heimischen Natur haben will, möge die Tafeln in der Reihenfolge von Nummer I bis XXXX hintereinander beschauen. Erklärlicherweise ließ sich aber nicht Gleiches im Text bieten, wenn der Inhalt als eine Naturgeschichte unserer Vögel gefaßt werden sollte, und da dies geschehen mußte, so können die Tafeln jetzt nicht nach der Folge ihrer Nummern, sondern sie müssen bunt untereinander immer da eingereiht werden, wo der Text die betreffenden Vögel schildert. Von diesem Gesichtspunkte aus habe ich das nachfolgende Verzeichniß aufgestellt.

[Die Tafeln wurden jeweils an der refenzierenden Textstelle eingepflegt, kommen also z.T. mehrfach vor. Leider fehlen die Tafeln X, XXI und XXXVI in unserem Exemplar. Re für Gutenberg]


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